Blackrock

„Deutschland ist Vorreiter der ETF-Sparpläne“

Sparpläne verkaufen sich gut in Deutschland – das gilt auch für börsengehandelte Fonds (ETFs). Blackrock-Europachef Stephen Cohen hofft auch in den Nachbarländern auf starke Wachstumsraten.

„Deutschland ist Vorreiter der ETF-Sparpläne“

„Deutschland ist Vorreiter der ETF-Sparpläne“

Blackrock sieht nach starkem Wachstum hierzulande auch einen Boom im europäischen Ausland – Noch immer ist das Volumen jedoch gering

jsc Frankfurt

Sparpläne verkaufen sich gut in Deutschland – das gilt auch für börsengehandelte Fonds (ETFs). Der Fondsriese Blackrock skizziert ein weiterhin starkes Wachstum, auch jenseits der deutschen Grenzen. Europachef Stephen Cohen sieht aber auch für Investments in Sachwerte noch reichlich Potenzial.

Bisher spielt der ETF-Sparplan in Europa außerhalb der Grenzen Deutschlands keine große Rolle. Doch schon bald, so sagt Blackrock-Europachef Stephen Cohen, werde das Volumen ähnlich wie in Deutschland sprunghaft ansteigen. Die hierzulande aktuell 7,1 Millionen Sparpläne bei diversen Direktbanken und Broker lassen demnach auf ein starkes Wachstum auch anderswo in Europa schließen, sagt der Head of Europe, Middle East and Africa im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Deutschland ist die Vorreiter der ETF-Sparpläne.“

Bis Ende 2028, so prognostiziert das Portal „Extra ETF“ in einer von Blackrock unterstützten Studie, werde das Volumen in Kontinentaleuropa auf 32 Millionen steigen. Dabei wird der Zuwachs laut Prognose von Deutschland getragen, doch breitet sich das Modell auch im europäischen Ausland schnell aus.

Mit einem Volumen von 1,4 Bill. Euro in Europa in einem Fondsmarkt von insgesamt 18,7 Bill. Euro kommen ETFs auf einen Marktanteil von 7,5%, wie aus Daten des europäischen Branchenverbands Efama hervorgeht. Zum Vergleich: In den USA erreichen ETFs einen Anteil von 23,1%. Für die börsengehandelten Fonds bleibe also noch viel Luft nach oben, sagt Cohen. Nicht nur private Sparer, sondern auch viele institutionelle Investoren nutzten die Fonds als Instrument.

Das Gesamtvolumen der ETF-Sparplanvermögen in Europa erreicht laut Prognose Ende 2023 ein Volumen von 15 Mrd. Euro, macht also nur einen winzigen Anteil am gesamten ETF-Markt aus. Doch auch hier erwarten Blackrock und Extra ETF eine Vervielfachung.

Die Fonds entwickelten sich stetig weiter, sagt Cohen: Waren erst Aktien-ETFs Treiber des Wachstums, kamen im Laufe der Jahre Anleihen-ETFs hinzu. Auch gliedert sich das Segment immer weiter auf und bietet etwa Branchen- und Themenfonds als Bausteine an. Die Sparpläne seien nun eine Innovation unter vielen, doch steche der deutsche Markt damit heraus, sagt Cohen. Der Großteil der Verträge entfalle auch in einigen Jahren noch auf Deutschland, lautet die Prognose.

Auch für aktive Fonds interessant

Sparpläne sind allerdings nicht nur für börsengehandelte Fonds ein Erfolgsrezept. In Deutschland verkaufen vor allem Sparkassen und Kreditgenossenschaften viele Verträge mit aktiv verwalteten Fonds. Das Sparkassenhaus DekaBank zählt 7,5 Wertpapiersparpläne zur Jahresmitte, Rivalin Union Investment kommt auf 6,4 Millionen Verträge zu Jahresbeginn. Hier wie dort wuchs die Anzahl der Sparpläne in den zurückliegenden Jahren deutlich.

Private Anleger nutzen ETFs zwar teils als Alternative zu aktiv verwalteten Fonds, sagt Cohen. Doch für aktives Fondsmanagement bleibe ausreichend Platz im Markt. „Aktive Strategien haben eine sehr gesunde Zukunft vor sich.“ Der Manager muss so etwas sagen: Blackrock, mit 9,1 Bill. Dollar der weltgrößte Vermögensverwalter, ist zwar mit ETFs der Marke iShares und weiteren Passivstrategien groß geworden. Der US-Fondsriese bietet aber auch aktive Strategien an. Auf deutsche Anleger entfällt insgesamt ein Vermögen von ungefähr 200 Mrd. Euro.

Doch egal ob aktiv oder passiv verwaltete Vermögen: Die Zinswende ändere die Spielregeln im Assetmanagement, sagt Cohen. Erstens seien Anleiheprodukte wieder attraktiv. „Fixed Income is back“, sagt er dazu. Zweitens verschiebe sich die Renditeerwartung der Investoren. Wenn der Zinssatz für sicher und kurzfristig angelegte Vermögen bereits ungefähr 4% oder mehr betrage, müsse ein Investmentfonds eine entsprechend höhere Rendite erwirtschaften.

Eltif folgt auf ETF

Die Digitalisierung helfe aber nicht nur ETFs, sondern auch alternativen Anlageklassen im Vertrieb an Privatleute auf die Sprünge, sagt Cohen. Anleger könnten etwa über das europäische Fondsformat Eltif künftig stärker an dem Segment teilhaben. Die Trennlinie zwischen verschiedenen Anlageklassen – öffentlich gehandelte Aktien und Anleihen hier, Private Equity und Sachwertinvestitionen dort – verwische zunehmend.

Nicht jeder Vorstoß ist gleichwohl von Erfolg gekrönt. Im vergangenen Jahr hatte Union Investment die breitflächige Vermarktung eines Eltif in Kooperation mit Blackrock in die Wege geleitet, dann aber wieder mangels Nachfrage im Vertrieb von dem Plan Abstand genommen.

Große Pläne hegt Blackrock rund um die Finanzierung einer Energie- und Klimawende der Wirtschaft, „Transition Finance“ im Jargon der Branche. Blackrock beziffert das Anlagesegment im eigenen Konzern auf mehr als 100 Mrd. Dollar und zielt nicht zuletzt auf institutionelle Investoren. Auch als Datenlieferant will der Fondsriese dabei Anleger überzeugen. Cohen sieht „eine der größten Investmentchancen in den kommenden Jahrzehnten“. In der Fondsbranche ist das bereits ein vertrautes Mantra.

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