DFV will Free Float verbreitern
Die Deutsche Familienversicherung (DFV) setzt sich nach ihrem IPO Anfang Dezember 2018 ehrgeizige Wachstumsziele und nimmt dafür rote Zahlen in Kauf. 2021 soll die Gewinnzone erreicht werden. Geplant ist eine Verbreiterung des Free Float. tl Frankfurt – Die Deutsche Familienversicherung (DFV) will in diesem und den kommenden Jahren jeweils 100 000 Neuverträge abschließen und 2019 auf einen Bestandsbeitrag von 100 Mill. Euro kommen, wie Stefan Knoll, Vorstandsvorsitzender und Gründer der DFV, auf der Bilanzpressekonferenz erklärt hat. Dabei setzt er mit der DFV, die sich als in Europa führendes Insurtech-Unternehmen sieht, vor allem auf die Krankenzusatzversicherung und dabei insbesondere auf den Zahnschutz, will aber auch mit neuen Sachversicherungen am Markt punkten.Die DFV hat 2018 nach IFRS einen Verlust von 3,3 Mill. Euro gemacht. Belastet haben neben IPO-Aufwendungen (1,5 Mill. Euro) und höheren Personalkosten (1,6 Mill. Euro) insbesondere 3 Mill. Euro an Abschreibungen auf die 100 Mill. Euro Kapitalanlagen. Für 2019 rechnet die DFV mit einem Minus von 9 Mill. bis 11 Mill. Euro vor Steuern (nach IFRS), und auch 2020 werde die DFV noch nicht die Gewinnzone erreichen, so Knoll. Dies liege am für ein junges, stark wachsendes Unternehmen nicht untypischen ungünstigen Verhältnis des Bestandsbeitrags zu den Neugeschäftsinvestitionen. Aktuell betrage dieses Verhältnis 2 zu 1. “Ab 4 zu 1 oder 5 zu 1 kann ein Versicherer mit einem Gewinn rechnen.” 2021 soll die DFV wieder schwarze Zahlen schreiben und damit auch dividendenfähig sein. Breitere AktionärsstrukturDie Aktionärsstruktur will Knoll verbreitern und reist deshalb am 8. April für eine Roadshow nach New York. Aktuell liegt der Free Float nur bei 12,3 %. “Eine Kapitalerhöhung planen wir kurzfristig aber nicht”, sagte Knoll und deutete eine mögliche Abgabebereitschaft anderer Großaktionäre, aber nicht seiner selbst, an (zur Aktionärsstruktur siehe Textkasten). Aktuell notiert die DFV-Aktie leicht unter dem Ausgabekurs von 12 Euro.Knoll setzt auf eine durchgehende Digitalisierung aller Prozesse vom Antrag über die Policierung bis zur Schadenbearbeitung und der Bezahlung (Beiträge und im Leistungs- fall). Bis auf Schaden/Leistung, wo dies aufgrund der Komplexität erst teilweise gelungen sei, habe die DFV dies bereits erreicht, berichtete Knoll. Ein Meilenstein ist für ihn die Nutzung von Alexa für den Vertrieb der Krankenzusatzversicherung. Über diesen virtuellen Sprachassistent von Amazon könne nicht nur der gesamte Abschlussprozess, sondern, weltweit einzigartig, so Knoll, auch die wiederkehrende Beitragszahlung (über Amazon Pay) abgewickelt werden. Zwar sei die Zahl der Abschlüsse noch “homöopathisch”, doch sieht der DFV-Chef den sprachgetriebenen Vertragsabschluss mit wenigen Angaben innerhalb von Minuten als zukunftsweisend an. “Deshalb sollen in Zukunft auch alle unsere Versicherungsprodukte über Alexa abgeschlossen werden können.”Der Vertrieb läuft in erster Linie direkt über Google, Bing und Fernsehen (70 bis 80 % der Verträge) sowie zu einem kleineren Teil über Kooperationen (15 bis 20 %) und Makler (5 bis 10 %). Als Kooperationspartner hat die DFV Henkel gewonnen, wo alle rund 8 000 Mitarbeiter über einen obligatorischen Gruppenvertrag eine Pflegezusatzversicherung der DFV erhalten haben. “Das hängt an einem Tarifvertrag, den die IGBCE mit den Arbeitgebern der chemischen Industrie abgeschlossen hat. Wir sprechen mit weiteren Unternehmen der Branche über Gruppenverträge.” Die DFV zahle grundsätzlich eine Vertriebsprovision von maximal zwölf Monatsbeiträgen. 2018 lagen die Vertriebsaufwendungen bei 15 Mill. Euro, 2019 ist eine Verdoppelung eingeplant. Die aus dem IPO netto erlösten 49,6 Mill. Euro fließen nicht nur in den Vertrieb, sondern auch in den Ausbau der IT, die Reduzierung des Rückversicherungsumfangs (Vertriebsvorfinanzierung) und die Intensivierung des Vertriebs. So soll der Anteil der Sachversicherungen am Neugeschäft von 3,5 % auf 10 % (2019) zulegen. Von den jährlich 100 000 Neuverträgen werden aber 80 % bis 90 % Krankenzusatzversicherungen (vor allem Zahn) sein. Bei der für das erste Halbjahr 2019 auf den Markt kommenden Tierkrankenversicherung, die vor allem über die Kooperation mit ProSiebenSat.1 vertrieben werden soll, sind mindestens 6 000 Neuverträge eingeplant.