Die BayernLB sucht eine Strategie und einen Chef
Von Joachim Herr, München2018 war für die Bayerische Landesbank (BayernLB) ein glänzendes Jahr – wirtschaftlich gesehen. In der Münchner Finanzszene wird es für möglich gehalten, dass das Ergebnis vor Steuern 1 Mrd. Euro übertroffen hat. Nach neun Monaten waren es schon 716 Mill. Euro. Das verdankt die einstige Krisenbank allerdings nicht nur dem Tagesgeschäft. Sie profitiert stark von der Auflösung von Kreditrisikovorsorge und einem Sonderertrag dank des Verkaufs eines Restrukturierungsengagements im Immobiliensegment.Nach dem schlagzeilenträchtigen Abgang von Vorstandschef Johannes-Jörg Riegler wird Edgar Zoller am 21. März das Jahresergebnis der BayernLB präsentieren. Zoller (62), der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, hat vorübergehend auch die Chefaufgaben übernommen. Wie lange diese Übergangszeit dauert, ist offen. In München ist zu hören, die Gesellschafter hätten sich informell geeinigt, erst einmal mit dem erfahrenen Zoller an der Spitze weiterzumachen. Zumindest bis die künftige Strategie der Landesbank geklärt ist. Gesellschafter sind der Freistaat Bayern (75 %) und die bayerischen Sparkassen (25 %).Zoller, der seit 2006 im Haus ist, wäre der Richtige, um das Prüfen des Geschäftsmodells als Vorstandschef der Bank zu managen. Geht es so weiter wie bisher, oder soll ein neuer Weg eingeschlagen werden? Der Freistaat signalisierte bisher noch keine Vorstellungen über die Zukunft. Aus dem Finanzministerium hieß es am Montag auf Anfrage nur, mit dem Miteigentümer, dem Vorstand und dem Aufsichtsrat werde die Strategie laufend überprüft und weiterentwickelt. Die Sparkassen dringen dagegen generell auf eine Veränderung in der Landesbankenwelt. Protagonist ist ihr Präsident Helmut Schleweis, der sich unermüdlich für eine Superlandesbank starkmacht, also für ein Zentralinstitut für die Sparkassen.Für den Spitzenposten im Vorstand der BayernLB ließe sich der passende Mann oder die richtige Frau wohl erst finden, wenn feststeht, wie es mit der Bank weitergeht. Nicht jeder Kandidat wäre etwa für eine Wachstumsstrategie geeignet.Da die wichtigste Personalfrage der Landesbank nicht geklärt ist, kursieren mehrere Namen in der Gerüchteküche. Gute Karten dürfte Stephan Winkelmeier haben. Er war von 2010 bis 2014 im Vorstand der BayernLB, unter anderem als Finanzchef. Im Mai 2017 kehrte er als Aufsichtsrat zur Landesbank zurück. Seit Oktober 2015 leitet Winkelmeier die FMS Wertmanagement, die bundeseigene Abwicklungsanstalt der Hypo Real Estate. Dort hat er im vergangenen Herbst seinen Vertrag als CEO verlängert, wie ein Sprecher der FMS berichtet. Die Dauer ist von ihm nicht zu erfahren. Sollte Winkelmeier wie zuvor einen Vierjahresvertrag erhalten haben, liefe dieser bis Ende September 2023.Laut einem Gerücht hatte oder hat Wolf Schumacher, der sehr aktive Aufsichtsratsvorsitzende der BayernLB, selbst Ambitionen auf den Posten des Vorstandschefs. Es heißt, Schumacher, der ehemalige Chef der Aareal Bank, habe die Idee favorisiert, das Firmenkundensegment und das Kapitalmarktgeschäft der Landesbank erheblich zu verkleinern. Stattdessen habe er die Immobiliensparte und das Privatkundengeschäft mit der Direktbank DKB ausbauen wollen. Diese Überlegungen sind aber wohl vom Tisch oder werden zumindest nicht mehr vorrangig diskutiert, wie zu hören ist.—–Sinnvoll wäre es, erst die künftige Strategie der BayernLB zu bestimmen und danach den Chef.—–