Bankenfusion

Die Credit Suisse wird ausgelöscht

Die UBS wird die Credit Suisse auch in der Schweiz nicht mehr als eigenständige Bank weiterleben lassen. Es werde im Heimatmarkt bis Ende 2024 rund 3.000 Entlassungen geben. Wie viele Stellen im Ausland gestrichen werden, erklärte die UBS nicht. Sie beabsichtigt, bis 2026 über 10 Mrd. Dollar einzusparen.

Die Credit Suisse wird ausgelöscht

Die Credit Suisse wird ausgelöscht

Für UBS-Chef Sergio Ermotti ist die Vollintegration eine "glasklare" Notwendigkeit – Seine Kritiker aus der Politik hält er geschickt in Schach

Die UBS wird die Credit Suisse auch in der Schweiz nicht mehr als eigenständige Bank weiterleben lassen. Es werde im Heimatmarkt bis Ende 2024 rund 3.000 Entlassungen geben. Wie viele Stellen im Ausland gestrichen werden, erklärte die UBS nicht. Sie beabsichtigt, bis 2026 über 10 Mrd. Dollar einzusparen.

dz Zürich

Die UBS wird die Credit Suisse auch in der Schweiz nicht mehr als eigenständige Bank weiterleben lassen. Es werde im Heimatmarkt bis Ende 2024 rund 3.000 Entlassungen geben. Wie viele Stellen im Ausland gestrichen werden, erklärte die UBS nicht. Sie beabsichtigt, bis 2026 über 10 Mrd. Dollar einzusparen.

Die 167-jährige Geschichte der Credit Suisse geht 2024 zu Ende. Die Bank, die am 19. März dieses Jahres in prekärer Lage von der UBS übernommen wurde, soll nach Abschluss eines etwa 15-monatigen behördlichen Genehmigungsprozesses vollständig integriert werden.

Arg beschädigte Marke

Das radikale Vorgehen hatte für das internationale Geschäft der Credit Suisse nie in Frage gestanden. Die Marke Credit Suisse war arg beschädigt und das Vertrauen weg, wie sich aus dem massiven Exodus der internationalen Vermögensverwaltungskundschaft auch im zweiten Quartal, also nach der UBS-Übernahme, deutlich herauslesen lässt.

Im Inland jedoch wurde über die Zukunft der Credit Suisse Schweiz noch lange debattiert und gestritten. Nun hat UBS-Chef Sergio Ermotti am Donnerstag auf einer Medienkonferenz in Zürich die historische Entscheidung bekannt gegeben, die traditionsreiche Bank vollständig aufzulösen. Man habe ein breites Spektrum an alternativen Lösungen geprüft, von der Teilintegration über eine vollständige Abspaltung bis hin zu einer Zweimarkenstrategie. Die Analysen hätten zu einem "glasklaren" Ergebnis geführt: "Die Vollintegration ist bei weitem die beste Wahl." Ermotti begründete dies unter anderem mit dem Argument, die Credit Suisse Schweiz sei in hohem Maße von den finanziellen und operationellen Ressourcen des Mutterkonzerns abhängig, weshalb ein Alleingang zu einer erhöhten Unsicherheit bei Kunden und Angestellten geführt habe.

Knapp zwei Monate vor den eidgenössischen Wahlen haben Politiker naturgemäß ein erhöhtes Interesse daran, die wenig bankenfreundliche Stimmung in der Bevölkerung mit Kritik am Vorgehen der UBS zu bewirtschaften. Vor allem von den Rändern des politischen Spektrums hallt den Exponenten der neuen Superbank, aber auch den in die Übernahme involvierten Regierungsvertretern die Kritik entgegen, ein einseitiges Geschäft zugunsten der UBS-Aktionäre gesucht beziehungsweise ermöglicht zu haben.

Zu diesem Schluss könnte man in der Tat gelangen, wenn man sich die neuesten, ebenfalls am Donnerstag präsentierten Zahlen der fusionierten Großbank vor Augen führt. UBS weist für das zweite Quartal nach erstmaliger Konsolidierung der Credit Suisse einen sagenhaft anmutenden Gewinn von fast 29 Mrd. Dollar aus. Im Vorjahr hatte UBS im gleichen Zeitraum 2,1 Mrd. Dollar verdient.

Der riesige Unterschied stammt aus dem Gewinn, den die UBS durch die Übernahme der Credit Suisse einbuchen konnte. Die UBS hatte ihre Rivalin am 19. März für nur gerade 3 Mrd. sfr erworben und dafür eine Bank mit einem Eigenkapital von um die 60 Mrd. sfr erhalten. Zwar hat die UBS davon schon einiges für Wertkorrekturen auf bestimmten Credit-Suisse-Bilanzpositionen abgeschrieben oder für andere Aufwendungen im Zusammenhang mit der Übernahme zur Seite gelegt. Doch die vorliegenden Zahlen per Ende Juni zeigen eben noch immer diesen "Märchengewinn". Auf die Frage, wie Ermotti den Vorwurf des unverschämten Schnäppchenjägers kontere, sagte dieser: "Leute, die das behaupten, sollten besser erst einmal einen Finanzkurs besuchen."

Die Belehrung der Politiker durch den Manager ist nicht unbegründet. Tatsächlich hat die UBS mit der Credit Suisse auch Risikoaktiva in Höhe von fast 240 Mrd. Dollar übernommen, die sie laut Bankengesetz mit viel zusätzlichem Eigenkapital unterlegen muss. Der Gewinn könne deshalb nicht einfach an die Aktionäre ausgeschüttet werden, sagte Ermotti. Allerdings zeigt die im Vergleich zum ersten Quartal des Jahres von 13,9% auf 14,4% gestiegene Kernkapitalquote, dass die UBS bei der Verwendung ihre Märchengewinns doch noch erheblichen Spielraum besitzt. Offensichtlich will die Bank diesen zunächst aber vor allem dazu nutzen, im gesellschaftlichen und politischen Feld in der Schweiz neuen Goodwill zu schaffen. Zwar hat die UBS angekündigt, dass sie bis 2026 rund 10 Mrd. Dollar an Kosten einsparen will. Schätzungen, nach denen dafür weltweit bis zu 25.000 Arbeitsplätze geopfert werden müssen, sind nicht unrealistisch. Ermotti kommentierte diese Szenarien nicht, sagte aber, dass es in der Schweiz bis zum erwarteten Abschluss der Integration im Jahr 2026 rund 3.000 Entlassungen geben dürfte. Der Plan ist deutlich weniger schlimm als befürchtet, wie auch die relativ positive Reaktion des Bankenpersonalverbandes zeigt.

Nicht nur gibt sich die UBS beim Abbau von Stellen in der Schweiz relativ zurückhaltend, sie verspricht den Betroffenen auch einen großzügigen Sozialplan und andere Unterstützungsmaßnahmen. Die vielfältigen Sponsoring-Aktivitäten der Credit Suisse zum Beispiel im Schweizer Fußball will UBS, vertragliche Fristen unbesehen, bis 2025 weiterführen, obschon die Marke Credit Suisse aller Voraussicht nach auch im Inland beerdigt werden wird.

Ermotti versprach ferner, das kombinierte Kreditvolumen der Banken in der Schweiz aufrechtzuerhalten und verantwortungsvoll mit dem Erbe der Credit Suisse umzugehen. Nicht zuletzt betonte der UBS-Chef auch mehrfach, man sei mit dem geplanten Rückbau der Credit Suisse nicht unter Zeitdruck. Die Bilanz der kombinierten Bank sei stark genug, um Notverkäufe von Credit-Suisse-Aktiva zu schlechten Preisen vermeiden zu können.

Viel Spielraum beim Kapital

Das alles und mehr belegt, dass die UBS am 19. März eben doch ein sehr gutes Geschäft gemacht hat. Die Bank hat nun viel Spielraum, die Integration voranzutreiben und zu einem Erfolg zu machen. Diesen Spielraum verdankt die UBS nicht zuletzt auch der Schweizer Finanzmarktaufsicht, die dem Konzern zwecks Unterstützung einer erfolgreichen Übernahme kurzfristig erhebliche Erleichterungen bei der Eigenmittelunterlegung gewährt hat und die verschärften Eigenmittelvorgaben als Folge des akquisitionsbedingt gewachsenen Bilanzvolumens und der kombinierten Marktanteile erst zwischen 2025 und 2030 einfordern will.

Es würde deshalb nicht überraschen, wenn sich auch in dem Verlust von 8,9 Mrd. sfr, den UBS für das zweite Quartal der Credit Suisse separat ausweist, noch beträchtliche Reserven verstecken, mit deren schrittweiser Auflösung die neue Superbank in den nächsten Jahren verlorenen Goodwill bei den Aktionären zurückgewinnen will. Die UBS-Aktien legten am Donnerstag um 6% Prozent auf gegen 23,5 sfr zu. Das zeigt, dass Ermottis Kalkül an der Börse gut ankommt.

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