Rückversicherer

Die Preise steigen weiter

Vor dem Branchentreffen in Monte Carlo ist die Stimmung gut. Die Rückversicherer haben ihre Profitabilität deutlich gesteigert. Mit weiteren, allerdings moderateren Preiserhöhungen wird gerechnet. Die Inflation bleibt ein großes Thema.

Die Preise steigen weiter

Margensprünge für Rückversicherer

Höhere Preise und steigende Kapitalerträge stärken die Branche – Analysten zeigen sich zuversichtlich

Vor dem Branchentreffen in Monte Carlo ist die Stimmung gut. Die Rückversicherer haben ihre Profitabilität deutlich gesteigert. Mit weiteren, allerdings moderateren Preiserhöhungen wird gerechnet. Die Inflation bleibt ein großes Thema.

ak Düsseldorf

Die jüngsten harten, zähen Erneuerungsrunden für 2023 zahlen sich für die Rückversicherer aus. Ihre Profitabilität hat sich stark verbessert. Die Ratingagentur S&P rechnet damit, dass die Branche in diesem und auch im kommenden Jahr ihre Kapitalkosten wieder verdienen kann. Die Analysten haben deshalb den Ausblick für den Sektor von „negativ“ auf „stabil“ hochgestuft.

„Der Wind hat sich gedreht“, konstatierte S&P-Analyst Johannes Bender beim Ausblick auf die Rückversicherer vor dem jährlichen Branchentreffen in Monte Carlo. Die Kombination aus deutlichen Preiserhöhungen, klareren Bedingungen sowie steigenden Kapitalanlageerträgen nach der Zinswende lässt die Bonitätswächter wieder optimistischer auf den Sektor blicken. Da die Rückversicherer vielfach eher kurzfristig anlegten, könnten sie bereits in diesem Jahr von steigenden Zinsen profitieren. „Durch die Bank haben wir sehr gute Ergebnisse im ersten Halbjahr gesehen“, sagte Bender.

In den vergangenen Jahren hatten die Rückversicherer kaum ihre Kapitalkosten verdient. Gründe waren ein relativ hohes Angebot an Rückversicherungskapazität, ein niedriges Preisniveau, geringe Kapitalanlageerträge sowie steigende Schadenzahlen vor allem im Naturkatastrophenbereich. So hatten zum Beispiel im Jahr 2022 der Hurrikan "Ian" und im Jahr 2017 die Hurrikans "Harvey", "Irma" und "Maria" in Nordamerika die Branche mit hohen Milliardensummen belastet. Die Renditen der Rückversicherer lagen damals um mehrere Prozentpunkte unterhalb der Kapitalkosten, die sich in der Regel in den vergangenen Jahren zwischen 7% und 8% bewegten.

Preistreiber Inflation

Der prozentual deutlich zweistellige Preisanstieg in wichtigen Sparten der Schadenrückversicherung für die neuen Verträge des Jahres 2023 hat die Wende gebracht. Die Ratingagentur Moody’s rechnet auch für 2024 mit weiter steigenden Preisen. Die Analysten gehen von moderaten Erhöhungen im mittleren einstelligen Prozentbereich aus und stützen das auf eine Umfrage unter Einkäufern von Schadenrückversicherung. Haupttreiber für die Annahmen sei die anhaltende Inflation.

Johannes Bender von S&P hat noch einen weiteren Trend ausgemacht: So versicherten die Rückversicherer weniger proportional gedeckte Frequenzschäden, sondern besönnen sich auf ihre Kernkompetenz, Spitzenrisiken zu decken. Die gewöhnlichen Frequenzschäden blieben demnach mittlerweile wieder stärker bei den Erstversicherern.

Das führe jedoch nicht zu geringeren Beitragsvolumina, betonte Bender. Denn die Häufigkeit von schweren Naturkatastrophenschäden steige. Daher werde Rückversicherungsschutz dringend nachgefragt.

Konzerne gehen unterschiedliche Wege

Bei den Anbietern ist ein zweigeteiltes Bild zu beobachten. Einige Rückversicherer haben ihr Katastrophen-Exposure deutlich reduziert oder sich sogar ganz aus dem Bereich zurückgezogen. Beispiele sind Axis Capital in den USA oder Axa XL Re. Andere Gesellschaften dagegen expandieren in der Sparte. So hatten Munich Re oder Swiss Re öffentlich erklärt, dass sie auch bei Naturkatastrophendeckungen weiter wachsen wollen.

Die Preise in der Rückversicherung werden nach Einschätzung von Moody’s auch davon abhängen, wieviel neues Kapital in den kommenden Monaten in den Markt fließt. Einige Kapazität in der traditionellen Rückversicherung sei zuletzt hinzugekommen, so durch die Kapitalerhöhungen der Everest-Gruppe und von Renaissance Re, wie die Moody’s-Analysten schreiben.

Rekorde bei Cat Bonds

Auch das Emissionsvolumen im alternativen Markt mit dem Rekordwert von 10 Mrd. Dollar an neuen Cat Bonds im ersten Halbjahr zeige das Interesse von Investoren. Allerdings beseitigten beide Entwicklungen das momentane Ungleichgewicht von hoher Nachfrage und limitiertem Angebot nicht. So dürfte das Preisniveau kurzfristig hoch bleiben, folgert die Ratingagentur.

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