"Die schlechtesten Kreditentscheidungen fällt man direkt vor der Krise"

Deutsche Pfandbriefbank hält an vorsichtiger Finanzierungspolitik fest - Erfolgreiches erstes Halbjahr treibt Kapitalquoten

"Die schlechtesten Kreditentscheidungen fällt man direkt vor der Krise"

mic München – Die Deutsche Pfandbriefbank hält nach dem guten ersten Halbjahr an ihrer konservative Einschätzung der Aussichten für die Immobilienmärkte fest. “Wir können den Markt nicht ändern, und wir wollen unseren Geschäftsansatz auch nicht ändern, sondern wir bleiben weiterhin vorsichtig in der Steuerung unseres Neugeschäfts”, sagte Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand Andreas Arndt bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Die Bank sei guten Mutes für das zweite Halbjahr, fügte er hinzu. Die Deutsche Pfandbriefbank, die Anfang Juli ihre Jahresprognose erhöht und Eckzahlen vorgelegt hatte (vgl. BZ vom 5. Juli), steigerte in den ersten sechs Monaten das Ergebnis vor Steuern um 18 % auf 122 Mill. Euro. Treiber waren das stark gestiegene Zinsergebnis, der gesunkene Verwaltungsaufwand und die Auflösung von Risikovorsorge (siehe Tabelle). Als Sonderertrag wirkte sich die Verwertung eines Besserungsanspruchs in Zusammenhang mit Heta-Schuldtiteln aus dem Jahr 2016 aus. Er wurde nicht beziffert, dürfte aber rund 9 Mill. Euro betragen haben. Neugeschäftsziel bleibtDas Neugeschäft wurde allerdings in den ersten sechs Monaten von 5,0 Mrd. Euro auf 3,8 Mrd. Euro gedrosselt. Wenngleich dafür auch Verschiebungen von Transaktionen der Investitionsfinanzierung öffentlicher Träger in das zweite Halbjahr verantwortlich waren, gab die Deutsche Pfandbriefbank auch in der gewerblichen Immobilienfinanzierung 0,9 Mrd. Euro weniger heraus. Trotzdem hielt Arndt “im Augenblick” daran, fest, ein Neugeschäftsvolumen von 10 bis 11 Mrd. Euro im Gesamtjahr zu schreiben. Im Vorjahr waren es 11,6 Mrd. Euro gewesen. Einschränkend fügte er hinzu, wenn die Märkte dies nicht hergäben, werde die Bank nicht auf Quantität zielen: “Wir bleiben dabei: Wir machen eher weniger Neugeschäft, als Transaktionen auf die Bücher zu nehmen, die unseren Anforderungen an Qualität und Profitabilität nicht entsprechen.” Auf die Frage, ob die Pfandbriefbank angesichts der Geschäftigkeit der Konkurrenz nicht übervorsichtig agiere, antwortete Arndt mit einem Rückgriff auf Erfahrungen. Flapsig formuliert könne man sagen: “Die schlechtesten Kreditentscheidungen fällt man direkt vor der Krise.”Die Vorsicht spiegelt sich auch in der Portfoliopolitik des ersten Halbjahres. Nur noch 24 % des Neugeschäfts ging in Handels- und Logistikflächen, während diese Objekte im Bestand noch für 31 % der ausgereichten Finanzierungen stehen. Dafür schnellte der Anteil der Büroimmobilien von 40 % im Bestand auf 51 % im Neugeschäft. Vorsicht lasse man aus zwei Gründen auch bei Wohngebäuden walten, sagte Arndt. Erstens halte die Pfandbriefbank die Preise bei den A-Lagen für deutlich überteuert. Rendite von nur 2,75 % bis 3 %, die man bisher aus Paris oder London gekannt habe, seien nun auch in Frankfurt und München zu beobachten: “Da sehen Sie, dass da nicht mehr viel Luft ist.” Das mittlere Wohngebäude-Segment sei – zweitens – im Wettbewerb sehr umkämpft: “Im Mittleren Segment ist mit Blick auf die Konditionen nur sehr selten ein lukrativer Stich zu machen.” Als Element der Stabilität der Pfandbriefbank wertete Arndt, dass sie unverändert die Hälfte des Neugeschäfts in Deutschland mache. Dort seien die Margenniveaus zwar niedrig, aber weniger volatil als im europäischen Ausland. Anleger schielen auf KapitalDie Deutsche Pfandbriefbank habe im ersten Halbjahr eine durchschnittliche Bruttoneugeschäftsmarge in der gewerblichen Immobilienfinanzierung von mehr als 160 Basispunkten erzielt, sagte Arndt. In der Vorjahresperiode seien es mehr als 165 Punkte gewesen, aber im gesamten Jahr 2017 nur etwas mehr als 155. Der Wettbewerb zeige sich auch in den sonstigen Erträgen, die teils zurückgingen. Stabilisierend für die Ertragssituation wirkten sich Entlastungen auf der Finanzierungs-Seite, die Ermäßigung der Credit-Spreads, der Abbau von nichtstrategischen Beständen sowie von Überliquidität und die Regionalisierung des Refinanzierungsbuchs aus. Die Ertragssteigerung im Halbjahr und die sinkenden Risikoaktiva trugen dazu bei, dass die Kapitalquoten per Ende Juni stark stiegen. Die CET1-Quote beispielsweise, die Ende Dezember 17,6 % betragen hatte, kletterte auf 19,4 %. Arndt erklärte, das Mindestniveau sehe man aktuell nicht bei 12,5 %, sondern wegen der unsicheren Rahmenbedingungen bei 13,5 bis 14 %. Die Differenz von fünf Punkten sei der Puffer beispielsweise für Basel IV und die TRIM-Prüfung der EZB. Er glaube daher nicht, dass es in näherer Zukunft möglich sei, Kapital den Aktionären zurückzugeben. Er sehe auch keine entsprechende Erwartungshaltung der Investoren. Die Analysten der Citi-Bank erklärten dagegen nach Veröffentlichung der Halbjahreszahlen, sie hofften auf eine Sonderdividende oder einen Aktienrückkauf.—– Wertberichtigt Seite 8