Ulf Meyer

Die SWK Bank zieht es in neue Geschäftsfelder

Die SWK Bank lotet neue Geschäftsfelder aus. Der im Eigentum der Gründungsfamilie des Kochgeräteherstellers Fissler stehende Konsumfinanzierer sucht neue Betätigungsfelder. Im Fokus steht auch der Mittelstand.

Die SWK Bank zieht es in neue Geschäftsfelder

Von Tobias Fischer, Frankfurt

Der Chef der auf Ratenkredite spezialisierten SWK Bank erwägt den Einstieg in neue Geschäftsfelder wie die Mittelstandsfinanzierung. Die Frage, ob Betriebsmittelkredite und dergleichen künftig zum Repertoire zählen sollen, treibe ihn aktuell um, sagt der Sprecher der Geschäftsführung, Ulf Meyer, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Fintechs hätten dahingehend in den vergangenen ein, zwei Jahren insbesondere bei kleineren Unternehmen aufgeholt. „Das könnte ein Modell sein, das sehr nah an unserem Geschäft des Ratenkredits ist, um in diesen Markt einzusteigen“, berichtet Meyer, der seit 2013 der Geschäftsführung angehört. Noch zählen kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) nicht zur Zielgruppe der SWK.

Dienstleister im Hintergrund

Die in Bingen ansässige Direktbank, die mit vollem Namen als Süd-West-Kreditbank Finanzierung GmbH firmiert, vergibt online Konsumentenratenkredite („Couchkredit“) und nimmt Festgelder an. Außerdem bietet sie aktuell 14 Kunden via Banking as a Service (BaaS) White-Label-Dienstleistungen, die von der Kreditantragsprüfung über die Anlage von Tages- und Termingeldern bis hin zu Kundenservice, Kontenpflege und Abwicklung des Zahlungsverkehrs reichen. Die SWK erledigt somit für diese Finanzinstitute und Fintechs im Hintergrund Services, tritt aber selbst nicht in Erscheinung. Wer zur BaaS-Kundschaft gehört, möchte Meyer mit Ausnahme von Auxmoney mit Verweis auf Verschwiegenheitsklauseln für sich behalten.

In Betracht kommt für Meyer auch eine Erweiterung des BaaS-Geschäfts um Immobilienfinanzierungen sowie der Einstieg in den Wachstumsmarkt „Buy now, pay later“ (BNPL), also das Bezahlen der Ware erst Wochen nach dem Online-Kauf. Zahlungsdienstleister wie Klarna oder Paypal sind hier stark aktiv. „Wir sehen im Markt mit Immobiliendarlehen viel Bewegung. Als Fronting Bank auch etwa für Baufinanzierungen aufzutreten könnte für unseren BaaS-Bereich ein interessantes Modell sein.“

Jahrzehntelange Erfahrung

Für BNPL, einer modernen Variante des guten alten Rechnungskaufs, sieht er das im Jahr 1959 als klassische Konsumentenkreditbank gegründete Institut angesichts jahrzehntelanger Erfahrung mit Scoring- und Ratingsystemen sowie seiner Datenbasis als prädestiniert an. „Ich glaube zwar, dass der Markt bereits einigermaßen verteilt ist und die Spieler sehr gut aufgestellt sind“, sagt Meyer. „Dennoch stellt sich die Frage, wo die SWK vielleicht mit eigenen Produkten oder mit BaaS unterstützen kann. Das schauen wir uns genau an und werden im ersten Quartal 2022 die Entscheidung treffen, ob wir in diesen Markt hineinwachsen möchten.“

Möglichkeiten, sich als Servicepartner für Dritte zu empfehlen, rechnet sich Geschäftsführer Meyer nicht nur in Deutschland aus, sondern auch im europäischen Ausland. Dort ist die SWK nach dem Rückzug aus Österreich 2019, wo sich das Ratenkreditgeschäft nicht wie erhofft entwickelt hatte, noch in der Schweiz mit ihrer Tochtergesellschaft Goodfinance vertreten, einem Vertriebshub. „Wir haben eine ganze Reihe von Anfragen im Bereich BaaS von ausländischen Instituten, darunter aus den Vereinigten Staaten, die in den deutschen Markt einsteigen. Darüber hinaus sind wir im Austausch mit bestehenden Kunden, die signalisiert haben, möglicherweise ins nahe gelegene Ausland zu expandieren.“ Sie würde die mit einer Vollbanklizenz ausgestattete SWK begleiten, versichert Meyer – und macht deutlich, wo er das Haus in wenigen Jahren am liebsten sehen würde. „Die Marschrichtung ist: Wir möchten die digitalste Ratenkreditbank Europas werden.“ Auch Zukäufe sind Meyer zufolge eine Option. So hat z.B. ein ungenannt bleibendes, in Frankfurt ansässiges Start-up, das sich der Identitätsprüfung via Selfie annimmt, sein Interesse geweckt. Aktuell sind ID Now und die von ihr übernommene Identity Trust Management mit der Identitätsprüfung von Kunden im Auftrag der SWK Bank betraut. Man befinde sich in Gesprächen mit der Finanzaufsicht BaFin, sagt Meyer, ob und wie solche Modelle zukünftig genutzt werden könnten. „Ich glaube, wir werden in den nächsten zwölf Monaten ein solches Tool im Einsatz haben“, versichert der SWK-Geschäftsführer.

Für das laufende Jahr geht das Institut laut Prognose aus dem Frühjahr von einem Wachstum des Kreditumsatzes zwischen 3% und 6%―aus und von einem Vorsteuergewinn in Höhe von 8,7 Mill. Euro. Im vergangenen Jahr erzielte die SWK 6,6 Mill. Euro bei Gesamterträgen von 80 Mill. Euro. Davon stammten 45 Mill. aus Zins- und Geldmarktgeschäften und über 30 Mill. Euro aus Provisionen. „Wir werden sicherlich in den nächsten zwei, drei Jahren im Ratenkreditgeschäft ein erhebliches zweistelliges Wachstum aufweisen können und möchten auch den BaaS-Bereich hinterherziehen“, berichtet Meyer.

Auskömmliche Kreditmarge

Ungeachtet von Niedrigzins und hartem Wettbewerb lohnt sich das Ratenkreditgeschäft offenbar, folgt man den Ausführungen Meyers: Die Kreditmarge bezeichnet er als sehr auskömmlich, die Kreditausfallrate bei der SWK liege unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 1,4%. Künstliche Intelligenz (KI) spiele im Kreditvergabeprozess bislang zwar noch keine Rolle, doch wird sich das laut Meyer künftig voraussichtlich ändern, möglicherweise schon im Laufe des nächsten Jahres. Ein eigenes kleines Team setze sich mit den Möglichkeiten eines KI-Einsatzes auseinander.

Um das Wachstum antreiben und die Kostenbasis niedrig zu halten, setzt Meyer auf permanente Digitalisierung. Die im Bankenvergleich junge Mannschaft von 180 Mitarbeitern mit einem durchschnittlichen Alter von knapp 36 Jahren ist ihm zufolge angehalten, im Arbeitsalltag stets Möglichkeiten zur weiteren Vereinfachung und Digitalisierung von Prozessen auszuloten. So sei etwa 2019 binnen eines halben Jahres die Middle­ware Smarta entwickelt worden, die den Mitarbeitern hohe Nutzerfreundlichkeit biete und sowohl das eigene als auch Kernbankensysteme anderer Banken oder Fintechs über Schnittstellen anbinde.

Mehr Regulatorik-Experten

Die weiteren Digitalisierungsschritte sollen die Belegschaft trotz der beabsichtigten Expansion auf konstantem Niveau halten. „Wir werden das Geschäft wahrscheinlich mit der gleichen Mitarbeiterzahl ausbauen können“, erwartet Meyer. Weitere Verschärfungen in der Regulierung bedürfen seines Erachtens einer Aufstockung des entsprechenden Personals. Somit würden aber gleichermaßen Stellen in anderen Aufgabenbereichen wegfallen. Dass sich das Institut mit seiner Vollbanklizenz und als BaaS-Dienstleister auch für EZB-regulierte Banken dem kompletten regulatorischen Aufwand unterwirft, den das mit sich bringt, betrachte er nicht als Nachteil, beteuert der Geschäftsführer. „Als Vollbank haben wir auch aus Sicht unserer BaaS-Auftraggeber ein ganz anderes Auftreten als etwa Technologieunternehmen.“

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