Landesbank

Die Zinswende bringt der BayernLB eine Sonderkonjunktur

Die Bayerische Landesbank hat mit 877 Mill. Euro in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ihr bisher höchstes Halbjahresergebnis erzielt. Der Vorstand spricht von einer Art Sonderkonjunktur dank der kräftig gestiegenen Zinsen.

Die Zinswende bringt der BayernLB eine Sonderkonjunktur

Zinswende bringt BayernLB Sonderkonjunktur

Direktbanktochter DKB verdoppelt Zinsüberschuss und verfünffacht das Ergebnis vor Steuern – Höhere Risikovorsorge für Immobiliensparte

jh München

Die BayernLB hat mit 877 Mill. Euro in den ersten sechs Monaten ihr bisher höchstes Halbjahresergebnis erzielt. Der Vorstand spricht von einer Art Sonderkonjunktur dank der kräftig gestiegenen Zinsen. Die Risikovorsorge ist nach wie vor relativ niedrig, im Immobiliensegment wappnet sich die Bank aber gegen Kreditausfälle.

Die kräftig gestiegenen Zinsen geben der Bayerischen Landesbank viel Rückenwind. Im zweiten Quartal dieses Jahres erzielte die BayernLB einen Zinsüberschuss von 804 Mill. Euro nach 750 Mill. Euro in den ersten drei Monaten. Die 1,56 Mrd. Euro im ersten Halbjahr bedeuten einen Zuwachs um etwas mehr als zwei Drittel verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Mit dem Ergebnis vor Steuern von 431 Mill. Euro von April bis Juni ergeben sich für die erste Jahreshälfte 877 Mill. Euro – mehr als eine Verdreifachung des Werts von 2022.

DKB verfünffacht Vorsteuerergebnis

Der Vorstandsvorsitzende Stephan Winkelmeier bezeichnet die Zinswende als eine "Art Sonderkonjunktur", von der die BayernLB profitiert habe. Er betonte aber auch, dass sich die "strategische Ausrichtung unseres Konzerns bewährt". "Alle Kundensegmente haben dazu einen starken Beitrag geleistet." Mit Abstand am kräftigsten legte die Direktbank DKB zu. Sie verdoppelte im ersten Halbjahr den Zinsüberschuss auf gut 1 Mrd. Euro und verfünffachte ihr Ergebnis vor Steuern auf 601 Mill. Euro.

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"Das war unser stärkstes erstes Halbjahr überhaupt", sagte Finanzvorstand Markus Wiegelmann der Börsen-Zeitung. Das Ergebnis liege auch über dem internen Planwert. "Unsere strategische Ausrichtung zahlt sich zunehmend aus." Der Effekt des Zinsanstiegs auf den Zinsüberschuss werde sich in dem Umfang wie in den ersten sechs Monaten aber nicht fortsetzen. „Der Zinsaufwand erhöht sich, der Zinsüberschuss bleibt also nicht auf dem Niveau des ersten Halbjahres", kündigte Wiegelmann an: "Wir rechnen mit einer Normalisierung.“

3,5 Prozent für Tagesgeld

Der Grund: Die DKB bietet ihren Kunden seit dem 1. August und bis Januar 3,5% Zinsen für Tagesgeld – unter der Bedingung, dass die neuen Geschäftspartner auch ein Girokonto eröffnen. Zuvor lag der Zins bei 1%. Wegen des verschärften Wettbewerbs erhöhte die DKB wie andere den Zins für die Einlagen. Die größte Direktbank in Deutschland, die ING, bietet ebenfalls befristet 3,5%. Sie hat in Deutschland rund 9 Millionen Privatkunden, die DKB folgt mit 5,4 Millionen an zweiter Stelle.

Die höheren Zinsen locken Sparer an: Wiegelmann berichtete, im Juli habe die DKB weit mehr als 50.000 neue Kunden gewonnen. Das sei etwa das Doppelte der zuletzt erreichten Zahl. Mit Hilfe von Sicherungsgeschäften kann sich die BayernLB den mehr als verdreifachten Zins für Tagesgeld leisten. „Wir haben uns in größerem Umfang abgesichert und können so den Kunden marktgerechte Konditionen bieten“, sagte Wiegelmann.

Positiver Sondereffekt

Verglichen mit dem Konzernergebnis vor Steuern von 877 Mill. Euro fällt auch die auf 1,1 Mrd. bis 1,3 Mrd. Euro fürs gesamte Jahr erhöhte Prognose vorsichtig aus. Finanzchef Wiegelmann begründete dies nicht nur mit dem höheren Zinsaufwand in dieser Jahreshälfte, sondern auch mit der Risikovorsorge. „Standardmäßig veranschlagen wir etwa 200 Mill. Euro dafür im Jahr", berichtete er. "In der ersten Hälfte waren es – ohne den außerordentlichen Heta-Effekt – etwa 90 Mill. Euro.“

Die Heta wickelt die gescheiterte österreichische Hypo Alpe Adria ab. 2007 hatte die BayernLB die Bank in Kärnten gekauft und war daraufhin in große Schwierigkeiten geraten. Seit 2018 erhält die Landesbank Geld von der Heta. Der weitaus größte Teil ist in den ersten Jahren geflossen. Nun kamen 78 Mill. Euro hinzu. Dieser Betrag verringerte die Netto-Risikovorsorge in der ersten Jahreshälfte auf 16 Mill. Euro.

Den größten Anstieg der Vorsorge nahm die BayernLB fürs Immobiliengeschäft vor, das zum Segment Immobilien & Sparkassen gehört. „Aufgrund des veränderten Marktumfelds bekommen manche Kunden Probleme“, machte Wiegelmann klar. „Die um 125 Mill. Euro erhöhte Risikovorsorge setzt sich zu zwei Dritteln für konkrete Fälle und zu einem Drittel für die pauschale Vorsorge zusammen.“ 

Kostenquote sinkt

Das Verhältnis des Aufwands zum Ertrag (Cost-Income-Ratio) im Konzern verringerte sich auf auch im Vergleich mit anderen Banken relativ niedrige 44% nach gut 70% vor einem Jahr. Wegen der Sonderkonjunktur aufgrund der gestiegenen Zinsen sei der Wert überzeichnet, sagte Wiegelmann. Ohne diesen Effekt wären es 50 bis 55%. Diese Spanne erwarte die Bank für die nächste Zeit.

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