16. INTERNATIONALER RETAIL-BANKENTAG

Digitalbank als Konkurrenzmodell

Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Frank Strauß präzisiert Strategie der im Endquartal startenden Plattform

Digitalbank als Konkurrenzmodell

Die Deutsche Bank will ihre im Schlussquartal startende Digital-Plattform als konkurrierendes Angebot neben der Privat- und Firmenkundenbank etablieren. Angesichts eines anhaltend niedrigen Zinsniveaus soll sich die Privatkundensparte stärker mit Wertpapierberatung befassen. bn Frankfurt – Die Deutsche Bank wird ihre fürs Schlussquartal angekündigte Digitalplattform als “Wettbewerbsmodell neben ihrer Privat- und Firmenkundenbank” etablieren. Dies hat Privatkundenvorstand Frank Strauß am Donnerstag auf dem von Börsen-Zeitung und Diebold Nixdorf veranstalteten 16. Internationalen Retail-Bankentag angekündigt. Mit der Plattform wolle die Deutsche Bank “in einem Geschäft, das vielleicht nicht einmal eine Banklizenz hat”, andere Arbeitsweisen mit Kunden ausprobieren und die Flexibilität besitzen, über Schnittstellen “auch mit anderen Partnern zusammenzuarbeiten”, führte er aus. Unabhängig davon werde die Privatkundensparte ihr Geschäftsmodell “digital transformieren”. Ein Transfer von Kunden von der einen in die andere Einheit stehe dabei nicht an, wohl aber eine Fortentwicklung der digitalen Strategie. Wenn die Anfang 2018 in Kraft getretene Zahlungsdiensterichtlinie PSD 2 eine “andere Handhabung von Daten und Wettbewerbern” nach sich ziehe, wolle die Deutsche Bank “vorne mit dabei sein und den Markt mitgestalten”, sagte Strauß mit Blick auf den potenziellen Markteintritt etwa von Google oder Amazon. Konkreter wollte er sich auf Nachfrage nicht zum Angebot äußern. “Ich glaube nicht, dass es ein Online-Kaufhaus werden wird”, scherzte er. Details kündigte er für das zweite Halbjahr an. Dem Start der Plattform wird in der Branche mit Spannung entgegengeblickt, zumal die Bank ihr Erwartungsmanagement in den zurückliegenden Wochen verändert hat. Als das Institut ihr Vorhaben im Oktober vergangenen Jahres öffentlich gemacht hatte, war noch von einer “neuen Digitalbank” die Rede gewesen, in deren Mittelpunkt das Angebot eines kostenfreien Kontos mit einfachem und schnellem Zugang zu digitalen Marktplätzen stehen werde. Für die neue, durch die Verschmelzung der Postbank mit dem Deutsche-Bank-Retail-Geschäft Ende Mai entstandene DB Privat- und Firmenkundenbank AG hat das Management ehrgeizige Ziele ausgegeben. 2021 soll die materielle Eigenkapitalrendite über 12 % und die Aufwandsquote unter 70 % liegen. Für 2022 peilt die Deutsche Bank eine Cost-Income-Ratio von weniger als 65 % an. Die Postbank hat für 2017 eine materielle Eigenkapitalrendite von 4,7 % gemeldet, die gesamte Privatkundensparte kam nur auf 1,9 %. Bereinigt habe die Eigenkapitalverzinsung der Postbank im vergangenen Jahr mit 9,9 % indes bereits über ihren Eigenkapitalkosten gelegen, sagte Strauß. Gleichwohl stehe mit der Integration der Postbank noch viel Arbeit ins Haus. Als Nächstes werde sich das Management mit den Zentralen der beiden fusionierten Rechtseinheiten beschäftigen, die Zusammenlegung der Bausparkassen BHW und Deutsche Bank Bauspar im kommenden Jahr angehen und zudem Synergien in der IT heben. Vom Zinsüberschuss erwartet Strauß bis auf Weiteres nicht allzu viel Unterstützung für die Ergebnisentwicklung: “Wir sehen klar ein anhaltend niedriges Zinsniveau”, erklärte er. Daher müsse sich das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank mehr mit Wertpapier- und Anlageberatung und weniger mit Kundenzahlen befassen. Nach einem vorübergehenden Rückgang hat die Zahl der Postbank-Kunden in den zurückliegenden sechs Monaten indes zugenommen, wie er berichtete.