Drinhausen folgt Weber-Rey als Chief Governance Officer der Deutschen Bank
Von Bernd Neubacher, FrankfurtDaniela Weber-Rey, Chief Governance Officer der Deutschen Bank, verlässt das Institut knapp drei Jahre nach ihrer Berufung im Juni 2013. Ihr folgt Anfang April Florian Drinhausen (47), der bei der Deutschen Bank als Regional Co-General Counsel für Deutschland fungiert sowie als General Counsel für Europa, den Nahen Osten und Afrika. Zugleich will Deutschlands größtes Kreditinstitut nach Angaben vom Donnerstag “eine erweiterte Global-Governance-Funktion” bilden, in welcher “eine Reihe existierender Bereiche und Teilbereiche” zusammengefasst werden sollen.Daniela Weber-Rey (58), für die das Amt des Chief Governance Officer seinerzeit eigens geschaffen worden war, verlässt das Haus, “um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen”, wie die Bank mitteilt. Die Managerin war 2013 nach mehr als 20 Jahren Tätigkeit für die Kanzlei Clifford Chance zum Institut gestoßen, um dort “durch klare Verantwortlichkeiten und angemessene Entscheidungsstrukturen den Kulturwandel zu unterstützen”, wie es damals hieß. Zahlreiche NeubesetzungenMit ihrem Abschied hat die Bank nach dem Zinsskandal binnen kurzem zahlreiche Schlüsselpositionen in Sachen Recht, Compliance und Governance neu besetzt – der Umgang mit der Affäre um manipulierte Zinssätze hat der Bank noch im Sommer vergangenen Jahres eine geharnischte Mängelliste der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eingebracht: Stephan Leithner, der im Vorstand Recht, Personal, Compliance, Anti-Financial Crime, Government & Regulatory Affairs verantwortete und an den Weber-Rey berichtete, ging kürzlich zur Beteiligungsgesellschaft EQT Partners. Chefsyndikus Richard Walker, der ohnehin vor seinem 65. Geburtstag stand, verließ das Institut ebenso wie Andrew Procter, Head of Compliance and Government & Regulatory Affairs. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass auch Walkers Nachfolgerin Nadine Faruque die Bank nach knapp eineinhalb Jahren schon wieder verlässt. Nun geht auch Weber-Rey, über deren künftige Tätigkeit, wie im Fall Faruques, bislang nichts bekannt geworden ist.Unter der Leitung Weber-Reys habe man die Corporate Governance in den vergangenen drei Jahren bereits entscheidend vorangebracht, bescheinigt sich die Deutsche Bank in einer Mitteilung. So habe Weber-Rey mit ihrem Team im Zuge eines “House of Governance”-Projektes die Komitee-Strukturen der Bank “deutlich vereinfacht und ein klares Regelwerk mit eindeutigen Verantwortlichkeiten eingeführt”.Offenbar aber ist dies nach Einschätzung des seit Juli vergangenen Jahres amtierenden Co-Chefs John Cryan nicht radikal genug geschehen. Immerhin monierte Cryan gleich an seinem ersten Arbeitstag Anfang Juli: “Wir müssen dem Überhandnehmen von Ausschüssen und Komitees entgegenwirken.”Andererseits ist im Falle Weber-Reys der Basiseffekt zu beachten. So nahm sie schon im September vergangenen Jahres für sich in Anspruch, die Zahl der Ausschüsse in der Bank seit ihrem Amtsantritt um ein Drittel verringert zu haben. Kurz nach ihrem Eintritt hatte sich die Gesellschaft zudem einen Verhaltenskodex gegeben. Dem Vernehmen nach hatte überdies Recht- und Personalvorstand Stephan Leithner nach Amtsantritt 2012 feststellen müssen, dass die Bank keinen Wertekanon verankert hatte, auf welchen er in Personalgesprächen hätte verweisen können, um entsprechendes Fehlverhalten negativ zu sanktionieren – erleichtert haben soll Leithner die Arbeit auch nicht, dass Deutsche-Bank-Chefsyndikus Walker außerhalb des Rechtsgebietes in New York ansässig war. Im September vergangenen Jahres hat die Bank zudem Governance-Regeln herausgegeben, deren Einhaltung seither in die Beurteilung von Mitarbeitern einfließen soll. “Wertvolle Basis”Weber-Reys Arbeit bilde eine “wertvolle Basis”, erklärte am Donnerstag Karl von Rohr, Chief Administrative Officer und Mitglied im zehnköpfigen Vorstand der Bank. Nun gelte es, den nächsten Schritt zu gehen und die Verantwortlichkeiten, Strukturen und Entscheidungsprozesse weiter zu vereinfachen. Zu diesem Zweck will die Bank “alle Bereiche, die Governance-Themen verantworten und bereits eng zusammenarbeiten, nun auch formal” zusammenführen. Die neue Global-Governance-Funktion soll demnach neben globalen und regionalen Governance-Abteilungen auch das Generalsekretariat sowie das Aufsichtsratsbüro umfassen.Weber-Reys Nachfolger Florian Drinhausen wechselte 2014 zur Deutschen Bank, nachdem er zehn Jahre als Partner bei Linklaters gearbeitet hatte, wo er für Corporate Governance und M & A-Beratung zuständig gewesen war. Einen Schwerpunkt seiner beratenden und wissenschaftlichen Tätigkeit hat der promovierte Jurist auf das grenzüberschreitende Gesellschaftsrecht gelegt. Drinhausen ist Mitglied des Präsidiums der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sowie Lehrbeauftragter der Frankfurt School of Finance & Management. Er wird an von Rohr berichten.