Immobilienfinanzierung

Düstere Aussichten für das Geschäft mit Privatkrediten

Die Zinswende wird zu einer immer stärkeren Belastung für das Neugeschäft mit privaten Immobilienkrediten. Laut einer Studie der DZ Bank könnte die Nettokreditaufnahme der privaten Haushalte in diesem Jahr erstmals seit 2009 wieder negativ ausfallen.

Düstere Aussichten für das Geschäft mit Privatkrediten

Düstere Aussichten für das Geschäft mit Privatkrediten

Studie der DZ Bank: Einbruch beim Neugeschäft mit privaten Immobilienkrediten – Erstmals seit 2009 negative Nettokreditaufnahme möglich

sto Frankfurt

Die Aussichten für das Geschäft der Banken und Sparkassen mit privaten (Immobilien-)Krediten verdüstern sich weiter. Wie die DZ Bank zu Wochenbeginn in einer Studie festhält, könnte infolge der jähen Zinswende der Notenbanken die Nettokreditaufnahme der privaten Haushalte in diesem Jahr erstmals seit 2009 wieder negativ ausfallen. Zugleich dürften sich die gestiegenen Zinsen und die Erholung an den Aktienmärkten in diesem und kommenden Jahr positiv auf die Geldvermögensbildung auswirken, hält Ökonom Michael Stappel fest.

Die kräftig gestiegenen Hypothekenzinsen hätten bei immer noch sehr hohen Immobilienpreisen und stark erhöhten Baukosten die Immobiliennachfrage der privaten Haushalte einbrechen lassen, hieß es. Der durchschnittliche effektive Kreditzinssatz im Neugeschäft mit privaten Immobilienkrediten lag demnach Ende März 2023 mit 3,95% fast dreimal so hoch wie noch Anfang 2022. Somit müssten entweder Abstriche bei den Immobilienplänen gemacht werden, etwa bei der Größe der geplanten Wohnung, oder die Pläne würden vorerst ganz auf Eis gelegt. Daher brach der DZ Bank zufolge das Neugeschäft mit privaten Immobilienkrediten im Februar und März dieses Jahres auf jeweils weniger als die Hälfte des Volumens neuer Kredite in den gleichen Monaten des Vorjahres ein. Allerdings war das Vorjahrniveau deutlich erhöht gewesen, als sich Interessenten angesichts der sich abzeichnenden Zinswende schnell noch günstige Konditionen hatten sichern wollten.

Eine Trendwende ist nicht in Sicht: Mit 68.700 neuen Wohnungen wurden hierzulande im ersten Quartal mehr als ein Viertel weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Dabei gelte es zu bedenken, dass die Genehmigungsverfahren in Deutschland vergleichsweise lange dauerten, sich darunter also noch Anträge aus der Niedrigzinszeit befunden hätten. „Daher ist zu befürchten, dass die Wohnungsbaugenehmigungen zunächst tendenziell weiter zurückgehen und dass bei einem Teil der genehmigen Anträge mit dem Bau erst einmal nicht begonnen wird“, so Stappel.

Er schließt daraus, dass in diesem Jahr erstmals seit 2009 die Nettokreditaufnahme der privaten Haushalte wieder negativ ausfallen könnte. Das heißt, dass das Volumen neuer Kredite hinter die Tilgungen zurückfällt und die Verschuldung der privaten Haushalte sinkt.

Auf der positiven Seite

Auf der Seite der Geldvermögensbildung dagegen wird sich der Studie zufolge die Zinswende positiv bemerkbar machen. Zunächst einmal dürfte der Geldanlagestau, der vor allem in der Pandemie und im ersten Jahr des Ukraine-Kriegs aufgelaufen war, sich langsam wieder auflösen, da die klassischen Sparformen (Tages- und Termingelder) wieder Zinsen abwerfen. In den vergangenen Jahren hatten die nicht vorhandenen Zinsen dafür gesorgt, dass die Gelder auf Girokonten oder als andere schnell verfügbare Einlagen geparkt worden waren. Denn die risikoaversen Deutschen stehen der Aktie weiterhin eher skeptisch gegenüber, sie ließen stattdessen ihr Geld lieber auf den Bankkonten herumliegen. In der Spitze hatte sich daher fast ein Drittel des privaten Geldvermögens in Sichteinlagen und Bargeld befunden. Seit Ende 2022 löst sich der Stau langsam auf, bevorzugt in Richtung kurzfristiger Festgelder.

Angesichts der absehbar weiter steigenden Zinsen rechnet Stapel damit, dass die Deutschen auch wieder verstärkt in Anleihen investieren werden. Zugleich wird die Erholung der Aktienmärkte sich positiv auf die Geldvermögensbildung auswirken. Der Einbruch an den Aktienmärkten hatte im vergangenen Jahr einen Rückgang des Geldvermögens auf 7,46 Bill. Euro von zuvor 7,84 Bill. Euro verursacht. Für das laufende Jahr erwartet die DZ Bank eine Erholung um fast 6% auf rund 7,9 Bill. Euro durch die höheren Zinsen und die besseren Aktienkurse. 2024 könnten es 8,21 Bill. Euro werden. Dabei rechnet die Studie aber im Vergleich zur Rekordnachfrage nach Fonds bis 2021 hier künftig nur noch mit moderatem Wachstum. Zeitgleich werde sich die Sparquote aber nach dem Rekordwert der Pandemiezeit von mehr als 16% wieder normalisieren, so die Studie. Der Prognose zufolge sinkt die Sparquote 2023 auf 10,7%.

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