Durch aktive Beteiligung effizient Einfluss nehmen

Wirkung von Marktführern auf Sektorstandards stärken - ESG-Ausrichtung von Unternehmen bietet wichtige Informationen

Durch aktive Beteiligung effizient Einfluss nehmen

Allein 209 Dialoge führte DNB Asset Management im vergangenen Jahr mit Unternehmen, gab 216 Stimmabgaben auf Hauptversammlungen ab und versendete mehrere Hundert Anfragen sowie Aufforderungen. Dies alles mit dem Ziel, Environment-Social-Governance-Risiken (ESG) zu mindern, bevor sie entstehen, und Chancen zu nutzen, die derzeit nicht ausreichend berücksichtigt werden. DNB AM verfügt im Bereich Responsible Investments über eine langjährige Expertise, die bis auf den ersten, im Jahr 1989 aufgelegten nachhaltigen Fonds zurückreicht. Seitdem rücken immer mehr Unternehmensdialoge in das Blickfeld der ESG-Experten. Zwei Arten von DialogenDiese Dialoge können auf zwei Arten geführt werden: reaktiv, um spezifische Vorfälle zu erörtern, und proaktiv, um Risiken und Chancen zu verbessern. Dabei liegt es im Interesse der Unternehmen, offen mit den Aktionären umzugehen und deren Feedback zu berücksichtigen. Nicht zuletzt mit dem EU-Steuerrecht, dem Green Deal im Zuge von Covid-19 setzt sich ein Mehr an Transparenz durch.Die Intensität des Engagements basiert in der Regel auf der Größe der Beteiligungen an den Unternehmen sowie strategisch wichtigen Themen. Als Großaktionär arbeiten wir oft direkt mit den Unternehmen zusammen, als Kleinaktionär erfolgt dies in erster Linie über die Zusammenarbeit mit Investoren. Am Anfang eines Dialogs steht die Definition von sogenannten Meilensteinen für die Engagements. Hieran lässt sich der Fortschritt auf dem Weg zum Ziel messen. ESG-SchwerpunktthemenIn diesem Jahr verfolgen wir neun ESG-Schwerpunktthemen: Klimawandel, Wassermanagement, Menschenrechte, Gleichstellung/Vielfalt, Rodung und Landnutzung, Ozeane, Biodiversität (Artenvielfalt), Lieferketten in Schwellenländern, Produktsicherheit & Qualität. Als Teil des thematischen Fokus auf Lieferketten in Schwellenländern wurde ein Rahmen für die Zusammenarbeit mit Unternehmen in der Textilindustrie entwickelt. Es gibt zahlreiche Vorschläge, die auf Länderebene diskutiert werden, wie auch gerade die Vorlage des Lieferkettengesetzes in Deutschland. Auch in Großbritannien gibt es ähnliche Vorschläge. Wir befassen uns mit diesem speziellen Thema verstärkt seit 2017. Dabei baut das ESG-Team auf internationalen Standards und Normen auf.Im ersten Quartal hat sich das ESG-Team mit Nike zusammengetan, um zu erfahren, wie das Unternehmen mit Risiken und Chancen in seinen Betrieben umgeht. Obwohl das Unternehmen insgesamt eine gute ESG-Punktzahl erreicht hat, wird es innerhalb seiner Lieferkette mit einigen Risiken in Bezug auf Rohstoffbeschaffung und Menschenrechtsfragen konfrontiert. Hierbei handelt es sich nicht um einen spezifischen Vorfall oder eine Kontroverse, sondern eher um ein proaktives Engagement gegenüber einem Unternehmen, das in einem Sektor tätig ist, der innerhalb seiner Lieferkette in hohem Maße Menschenrechts- und Arbeitsrechtsfragen ausgesetzt ist. In den Gesprächen Anfang des Jahres wurden existenzsichernde Löhne und Fragen der Arbeitsweisen erörtert. Dabei ermutigte DNB AM das Unter-nehmen, konkrete Ziele zu setzen und durch Sektorkooperationen seinen Einfluss geltend zu machen. Einsatz neuer TechnologienNike ist eines der größten Textilunternehmen der Welt und hat die Kraft, Standards in der Branche zu beeinflussen. Aktuell werden Ideen verfolgt, wie umweltfreundlichere Produkte entworfen und ein Kreislaufwirtschaftsansatz etabliert werden kann. Insbesondere neue Technologien sollen helfen, nachhaltigere Textilien und Schuhe herzustellen. Während der Covid-19-Pandemie setzt sich Nike proaktiv für die Unterstützung lokaler Gemeinden in seiner Lieferkette ein. Ein nächster Dialog findet noch in diesem Jahr statt, wo die Fortschritte in den Schlüsselbereichen thematisiert und analysiert werden. Außerdem soll diskutiert werden, wie Nike plant, die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung in seine Strategie zu integrieren. Nachhaltigkeit gefragtEin solches exemplarisches Engagement bietet Portfoliomanagern eine größere Informationsbasis für Unternehmensanalysen und Investitionsentscheidungen. Das Verständnis, wie Unternehmen mit wesentlichen ESG-Risiken und -Chancen umgehen, kann die Aktienauswahl und die Portfoliokonstruktion beeinflussen. Häufig nehmen Portfoliomanager an Unternehmensdialogen teil. Zusätzlich erhalten sie umfangreiche Protokolle und Berichte. ESG- und CO2-Daten sind im Portfoliomanagementsystem integriert und stehen allen unseren Anlageexperten zur Verfügung. Sie verwenden diese bei der Risikobewertung von Unternehmen, bei der Erstellung von Finanzmodellen und bei Investitionsentscheidungen.Die Führung von Dialogen mit Unternehmen ist ressourcenintensiv, aber auch effektiv, und damit wird sie auch weiterhin eine hohe Priorität haben. Denn Nachhaltigkeit ist mittlerweile bei institutionellen, aber auch vermehrt privaten Anlagen zunehmend verankert. Janicke Scheele, Head of Responsible Investments bei DNB Asset Management