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Durchbruch für die Wolke

Die Nutzung von Cloud-Diensten ist in Deutschlands Bankensektor längst gang und gäbe. Drei Viertel der Institute greifen auf die Wolke zu. Zunehmend abschreckend wirken allerdings der Integrationsaufwand sowie das Compliance-Risiko, wie eine Umfrage von PwC zeigt.

Durchbruch für die Wolke

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Die Cloud hat im deutschen Bankensektor den Durchbruch geschafft. Zugleich sind Kreditinstitute bereits erster Illusionen beraubt. Diese Schlüsse legen die Ergebnisse einer Befragung von IT-Entscheidern in 100 Banken nahe, die das Beratungsunternehmen PwC am morgigen Donnerstag publiziert.

Demnach greifen bereits 78% der Häuser auf Dienste aus der Cloud zurück. Das sind 25 Prozentpunkte mehr als in einer ähnlichen Erhebung 2018. Unter den cloudabstinenten Banken bekundet dabei jede zweite, in den kommenden sechs Monaten oder später auf die Datenwolke zugreifen zu wollen. Dass die Relevanz solcher Dienste in den kommenden fünf Jahren sowohl für das eigene Institut als auch für die gesamte Branche deutlich zunehmen wird, glauben zugleich 83%. „Circa 40% der Workloads können zukünftig in die Cloud gehen“, zitiert PwC einen der Befragten. Diese Werte lassen im jungen Geschäft mit Cloud-Diensten auf Jahre hinaus eine kräftigere Dynamik erwarten als im langsamer wachsenden Geschäft mit Auslagerungen generell (siehe Grafik).

Was Cloud-Dienste angeht, so haben Auslagerungen von regulatorischen sowie von Kontrolldienstleistungen seit 2018 deutlich an Popularität gewonnen. Der entsprechende Anteil unter den Banken nahm um 6 Punkte auf 37% zu. Im Falle von Buchhaltung und Rechnungswesen stieg er gar um 10 Punkte auf 11%. Favorit ist weiterhin der Zahlungsverkehr, allerdings mit deutlich abnehmender Tendenz: 50% der Institute nutzen in diesem Geschäftsbereich die Cloud, das sind 11 Punkte weniger als 2018. Mit Blick auf Mobile Banking sank der Anteil unterdessen um 8 Punkte auf 42%.

Für 52% (2018: 53%) der Banken sind dabei Software-Dienste aus der Cloud (Software-as-a-Service/SaaS) die primäre Option. Der Anteil jener Häuser, die vor allem fortgeschrittenere Modelle wie „Platform-as-a-Service“ (PaaS) oder „Infrastructure-as-a-Service“ (IaaS) nutzen, hat jedoch um 5 Punkte auf 28% bzw. um 4 Punkte auf 10% zugenommen. Der Anteil der Nutzer von „Business-Process-as-a-Service“ (BPaaS) ist hingegen um zwei Punkte auf 4% gefallen. Wird im Zuge von SaaS allein Software nicht mehr über eine Lizenz, sondern als Dienst bereitgestellt und nach Nutzung abgerechnet, so stellen die großen Technologieunternehmen im Zuge von PaaS ganze Laufzeit- und auch Entwicklungsumgebungen bereit, im Falle von IaaS wiederum Rechnerinfrastruktur. BPaaS wiederum bezeichnet ein Outsourcing ganzer Geschäftsprozesse.

Unter Häusern, die nicht zu den Nutzern von Cloud-Diensten zählen, hat derweil die Zurückhaltung zugenommen. Je nach Art des Service hat sich der Anteil der Befragten, für die eine der verschiedenen Varianten der Cloud-Nutzung in Frage kommt, um 8 bis 20 Prozentpunkte verringert.

Unter den Nutzern wiederum hat sich die Sicht auf die Cloud ebenfalls verändert: Auf der einen Seite hat der Anteil derer, welche die Wolke vor allem wegen einer höheren Flexibilität schätzen, um 14 Prozentpunkte auf 80% zugenommen. Auf der anderen Seite nennen die Befragten eine verbesserte Sicherheit, Verfügbarkeit sowie Support deutlich seltener als Vorzug; dasselbe gilt für den Vorteil einer Reduktion der Komplexität der eigenen IT. Eine Herausforderung sieht rund jeder zweite Entscheider unterdessen in der Gewährleistung der Sicherheit von Unternehmensdaten, der Gefahr von Compliance-Verstößen sowie unklaren regulatorischen Anforderungen. 34% nennen einen zu hohen Aufwand der Integration von Cloud-Diensten. 2018 waren es noch 26%.

Die Nutzung von Cloud-Diensten sei „ein Muss für den zukünftigen Erfolg von Finanzdienstleistern“, resümiert Marc Billeb, Partner bei PwC Deutschland. Die Marktteilnehmer seien sich aber einig, dass der regulatorische Rahmen immer noch eine erhebliche Hürde für die erforderlichen Umsetzungen darstelle.