Umfrage des Berufsverbands der Investment Professionals

DVFA: Generationenkapital ein „zaghafter Anfang“

Das sogenannte Generationenkapital zur Unterstützung der Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung findet die grundsätzliche Unterstützung von Investmentprofis. Der Berufsverband DVFA kritisiert aber, dass der Vorstoß zu spät komme.

DVFA: Generationenkapital ein „zaghafter Anfang“

DVFA, der Berufsverband der Investment Professionals, hat in seiner neuesten Monatsfrage bei den Mitgliedern abgefragt, was sie von dem Rentenpaket der Bundesregierung und dem darin enthaltenen „Generationenkapital“ zur Unterstützung der staatlichen Rentenfinanzierung halten.

Das Echo: zu spät, zu wenig, so der Tenor vieler Anmerkungen. „Für viele Investment-Experten ist die Diskussion über die kapitalgedeckte Altersvorsorge gefühlt schon etwa so alt wie das Sprichwort von Laotse, dem zufolge die längste Reise mit dem ersten Schritt beginnt“, so Roger Peeters, Vorstand der DVFA, zu den Ergebnissen der Befragung. Andererseits überwiege klar die Meinung, dass der jetzt endlich gemachte Anfang wichtiger sei als die Einzelkritik am Konzept, führt Peeters weiter aus.

Ganz und gar eindeutig ist jedenfalls das Ergebnis zur Frage nach der Gesamteinschätzung: „Die Idee ist gut. Jedoch kann es nur ein zaghafter Anfang sein. Spätestens nach der nächsten Wahl müssen Beiträge in nennenswerter Form in das kapitalgedeckte System überführt werden.“ Diesem Antwortvorschlag stimmten die Teilnehmer der Befragung mit 95,5% zu.

Aus den Anmerkungen vieler Teilnehmer spreche jedoch Skepsis gegenüber der weitgehenden Schuldenfinanzierung des Generationenkapitals und der damit verbundenen geringeren Rendite, heißt es in einer Mitteilung. Dass daneben der Bund bis 2028 in Höhe von 15 Mrd. Euro auch eigene Vermögenswerte zum Beispiel in Form von Unternehmensbeteiligungen in den neuen Fonds einbringen soll, halten fast drei von vier der antwortenden Investment Professionals für einen guten Vorschlag (73%). Denn mit Eigenkapital habe der Bund sozusagen „skin in the game“. Rund jeder Achte (13%) sieht das dagegen kritisch. Und knapp 15% haben dazu noch kein Urteil.

Volumen zu niedrig

Danach gefragt, was an dem Konzept noch geändert werden sollte, entfiel die Hälfte der Antworten darauf, das Volumen des Generationenkapitals so bald wie möglich deutlich zu erhöhen. Einer von fünf Antwortenden (22%) sprach sich gegen die Kreditfinanzierung der Aktienkäufe in dem neuen Fonds aus. Der Bund müsse die Mittel vielmehr aus dem bestehenden Budget nehmen. Und mehr als jeder Vierte forderte, dass auch Beamte und Selbständige in die Rentenkasse einzahlen (28%).

In einigen Kommentaren der Teilnehmer werde kritisiert, eine staatsfinanzierte kapitalbasierte Altersvorsorge könne zum jetzigen Zeitpunkt das Demografieproblem nicht mehr richtig lösen, heißt es in der DVFA-Mitteilung. Es sei einfach zu spät. Zugleich funktioniere aber auch der Generationenvertrag nicht mehr. Umso wichtiger sei es, die eigenverantwortliche Vorsorge der Bürger zu forcieren, so mit steuerlichen Vorteilen, etwa nach australischem oder US-Vorbild (401k-Pläne).

Auch zu den Anlagerichtlinien gingen die Meinungen der Befragten relativ wenig auseinander: Deutlich über die Hälfte der Antwortenden (57%) sprach sich dafür aus, das „Kapital kostengünstig breit gestreut anzulegen, und zwar weltweit und in alle möglichen Segmente und Branchen“. Fast 18% wollen dabei ESG-Prinzipien eingehalten wissen. Fast genauso viele (17%) vertraten die gegenteilige Auffassung, es gehe „um Rendite, nichts anderes“.

In den Anmerkungen zu diesen Fragen ging es auch um die strittige Frage, ob und inwieweit deutsche Unternehmen bei den Investments bevorzugt werden sollten, im Interesse des Standorts und der deutschen Wirtschaft insgesamt. Doch nur etwa jeder 20. der Befragten sprach sich dafür aus (6%).

„Bei diesem Thema ist vermutlich jedem klar, dass das mit Schulden und einigen Eigenkapitalbeteiligungen des Bundes finanzierte Generationenkapital nur ein erster Kompromiss ist. Und dass die geplanten 200 Mrd. Euro kaum ausreichen werden, um Rentenniveau und Beitragssätze nachhaltig zu stabilisieren“, fasst Peeters das Ergebnis der Monatsfrage zusammen. „Es ersetzt vor allem nicht die eigentliche, privat finanzierte Aktienrente. Denn dafür müssten die individuellen Rentenbeiträge für ebenso individuelle, kapitalgedeckte Rentenansprüche verwendet werden.“

Generationenkapital laut DVFA „ein Anfang“

Berufsverband der Kapitalmarktexperten findet Start wichtiger als Einzelkritik am Konzept

bg Frankfurt

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