DWP entgleitet die Geschäftsbasis

Anlagemüdigkeit drückt Zahl der abgewickelten Transaktionen auf Tiefstand - Das Institut restrukturiert

DWP entgleitet die Geschäftsbasis

Der Abwickler DWP Bank bekommt die Flaute im deutschen Wertpapiergeschäft zu spüren. Angesichts stetig sinkender Transaktionszahlen läutet das Frankfurter Institut nun eine Restrukturierung ein und kündigt eine Wachstumsinitiative an.bn Frankfurt – Die Anlagemüdigkeit privater Investoren schlägt beim Wertpapierabwickler DWP Bank voll ins Kontor. Nachdem die Zahl der abgewickelten Transaktionen 2012 um nochmals knapp ein Viertel auf 19,4 Millionen eingebrochen ist, hat das vom Genossenschafts-, Sparkassen- und Landesbankensektor getragene Institut eine Restrukturierung eingeläutet. Schon zwischen 2007 und 2011 hatte sich die Zahl der durch DWP abgerechneten Wertpapiertransaktionen auf gut 25 Millionen in etwa halbiert: Zuerst verschreckte die Finanzkrise die Anleger, dann entschloss sich die Commerzbank, das Wertpapiergeschäft des DWP-Kunden Dresdner Bank nach deren Übernahme lieber selbst abzuwickeln.Im vergangenen Jahr wiederum bremste die Staatsschuldenkrise die Wertpapieraktivitäten der Retail-Anleger aus. Und neuerdings scheinen Beratungsprotokoll und -register die Aktivitäten zu lähmen. Mit einer Umkehr des Trends rechnet Markus Walch, Vorstandsvorsitzender, vorerst nicht: “Wir würden uns schon über eine Stabilisierung freuen”, erklärte er auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag.Für DWP ist die Zahl von 19,4 Millionen abgewickelten Transaktionen ein Tiefstwert auf vergleichbarer Basis der angebundenen Institute. Allein 2004 hatte die im Jahr davor gegründete Bank weniger Geschäfte abgewickelt, 18,6 Millionen. Noch 2006 aber zählte die Bank erst knapp 250 Institute aus allen drei Sektoren des Kreditgewerbes zu ihren Kunden. Inzwischen sind es alle rund 1100 genossenschaftlichen Finanzinstitute, deren Zentralbanken DZ Bank und WGZBank, 34 Privat- und Geschäftsbanken sowie 329 Sparkassen und acht Landesbanken aus 13 Bundesländern; die Sparkassen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sollen im laufenden und im kommenden Jahr angebunden werden. Mit Ausnahme der Hamburger Sparkasse (Haspa) wird die DWP Bank dann das gesamte Lager der Sparkassen abdecken.Dass bei den Transaktionen dennoch Flaute herrscht, gefährdet letztlich das Geschäftsmodell der Transaktionsbank, das darauf baut, durch Insourcing von Wertpapiergeschäft und Anbindung immer neuer Banken das Volumen der abgewickelten Transaktionen zu steigern und Größeneffekte zu realisieren. Derzeit wirken beim Institut angesichts sinkender Kunden-, Depot- und Transaktionszahlen abnehmende Skaleneffekte (siehe Tabelle).Deshalb hat die rund 1700 Leute beschäftigende Bank nun eine Restrukturierung eingeleitet, in deren Zuge die Aktivitäten in Hannover, an einem von sechs Standorten, eingestellt werden. Die rund 90 Mitarbeiter dort würden andernorts weiterbeschäftigt, heißt es. Unter Hinweis auf eine höhere Effizienz ihrer Prozesse, weitere Standardisierung und Abbau von Redundanzen errechnet das Haus bis 2017 ein Einsparpotenzial von rund 30 Mill. Euro.Zunächst einmal aber hat die Umstrukturierung einen Sonderaufwand von 10,7 Mill. Euro nach sich gezogen, der den Ergebniseinbruch 2012 verschärft hat. Beigetragen haben aber auch Investitionen, deren Volumen mit 6 Mill. Euro angegeben wird. Investieren will die vor allem im Massengeschäft verwurzelte Bank in Informationsdienste fürs Firmenkunden- und Eigengeschäft von Banken, etwa in den Feldern Treasury Services und Collateral Management, in außerbörslichen Direkthandel für Berater sowie in ihre Auslandsexpansion. In einer “Vision 2017” hat sich das Haus bereits vom “langfristigen, negativen Markttrend” bei Depots und Transaktionen abgekoppelt. Das Geschäftsmodell der Bank bleibe auch in einem langfristig schwierigen Markt robust, wird betont. Die Argumentation: Je stärker der regulatorische Aufwand zunehme, umso größer der Anreiz, nicht wettbewerbsnahe Prozesse wie die Wertpapierabwicklung an die DWP Bank auszulagern.Weil der Markt in Deutschland, wo die Wertpapiergeschäfte von 5,5 Millionen der bundesweit 24,8 Millionen Depots über DWP abgewickelt werden, bereits weitgehend durchdrungen ist, setzt die Bank ihre Hoffnung vermehrt aufs Ausland. 2012 hat die DWP Bank daher mit der KAS Bank ein Joint Venture gegründet, das sich bis 2018 zunächst in der Wertpapierabwicklung im niederländischen Retail-Geschäft zum Marktführer aufschwingen und später europaweit reüssieren soll. Dazu gilt es, neben Joint-Venture-Partner KAS Bank weitere Kunden aus den Niederlanden zu gewinnen. Vertriebsvorstand Karl-Martin im Brahm berichtete am Donnerstag von “konkreten Gesprächen”, ohne schon Vollzug zu melden.