DZ Bank muss Kapitalerhöhung stemmen

Vorstandschef Kirsch wirbt bei Hauptversammlung um Unterstützung für Kraftakt - Gute Zahlen für das erste Quartal

DZ Bank muss Kapitalerhöhung stemmen

Auf die DZ Bank wartet in den nächsten zwölf Monaten eine sportliche Herausforderung. Sie muss ihre Anteilseigner dafür gewinnen, bei der größten Kapitalerhöhung in der Geschichte des Zentralinstituts mitzumachen. 1,4 Mrd. Euro werden benötigt, um die Kapitallücke zu schließen, die sich aus den Vorgaben von Basel III ergibt. Die Aktionäre werden mit einer Verdoppelung der Dividende geködert.sto Frankfurt – Die DZ Bank bereitet sich auf die größte Kapitalerhöhung ihrer Geschichte vor. 1,4 Mrd. Euro will das Zentralinstitut der Genossenschaftsbanken bis Mitte 2014 bei seinen Anteilseignern einsammeln. Vorstandschef Wolfgang Kirsch warb am Mittwoch bei der Hauptversammlung um die Bereitschaft der Eigner, nach 2009 erneut tief in die Tasche zu greifen. Er präzisierte damit erstmals Größenordnung und Zeitrahmen für die schon länger diskutierte Kapitalmaßnahme. Die künftigen Kapitalregeln Basel III reißen bei dem Institut absehbar eine zu große Lücke, als dass es diese aus eigener Kraft schließen könnte.Von der europäischen Umsetzung der Baseler Regeln (CRD IV und CRR) und der Umstellung der Kapitalbetrachtung von den deutschen Rechnungslegungsvorschriften HGB auf die internationalen Vorgaben IFRS erwartet Kirsch deutlich höhere Kapitalanforderungen an das Institut. “Die DZ Bank ist angesichts ihrer Kapital- und Konzernstruktur hiervon in besonderem Maß betroffen.” Zwar lag die harte Kernkapitalquote zuletzt bei 14,9%. Aber alle Auswirkungen von Basel III einberechnet lag sie pro forma am Ende des ersten Quartals 2013 bei 7,2%. Das liegt zwar über dem geforderten Minimum, Großbanken aber müssen noch zusätzliche Puffer aufbauen. Komplett ausgeschöpft2009 hatte die DZ Bank nach hohen Verlusten schon einmal eine Kapitalspritze gebraucht. Damals belief sich die reine Kapitalerhöhung auf 900 Mill. Euro, hinzu kamen thesaurierte Gewinne und eine Verbundgarantie, so dass das Hilfspaket am Ende 1,7 Mrd. Euro schwer wurde.Nunmehr scheint die komplette Ausschöpfung des genehmigten Kapitalrahmens von nominal 500 Mill. Euro, was zu den Kursen der letzten Kapitalerhöhung 1,4 Mrd. Euro entspräche, die alleinige Maßnahme zu sein. Von einer zusätzlichen Verbundgarantie war zumindest in der Ansprache von Kirsch vor den Eignern und im zugleich versandten Brief an die Aktionäre keine Rede. Die DZ Bank wolle sich aktiv auf Basel III vorbereiten und nicht durch “spontane aufsichtsrechtliche Vorgaben zu einer Kapitalmaßnahme gezwungen sein”, warb Kirsch um Unterstützung der Anteilseigner. In der genossenschaftlichen Finanzgruppe liege insgesamt ein Kapital von 70 Mrd. Euro. Insofern gebe es im Verbund genügend Mittel, um die DZ Bank stützen zu können.”Es ist in unserer Organisation allen klar, dass wir in solchen Zeiten dann besonders erfolgreich sind, wenn wir zusammenstehen und uns nicht auseinanderdividieren lassen – schon gar nicht durch regulatorische Rahmenbedingungen der Zukunft”, appellierte Kirsch an seine Eigner. Grundsätzlich ist in weiten Teilen der Eigentümer wohl der Wille vorhanden, die Zentralbank zu stützen. Beim größten Einzelaktionär – der WGZ Bank mit knapp 7% – wurde bereits Bereitschaft signalisiert, bei der Kapitalerhöhung mitzuziehen. Die beiden genossenschaftlichen Häuser haben schon mehrere erfolglose Fusionsversuche hinter sich. 2009 hatte die WGZ Bank im Aufsichtsrat gegen die Kapitalerhöhung gestimmt. Hohe Dividende winktAndere Häuser sind derzeit noch zurückhaltend und müssen überzeugt werden. Kirsch kündigte daher eine Dividendenverdopplung innerhalb der nächsten fünf Jahre von derzeit 10 auf 20 Cent je Anteil an. Zugleich ist es für die Ortsbanken aber auch entscheidend, dass es aufsichtsrechtliche Erleichterungen gibt, nämlich dass die Zentralbankbeteiligung nicht vom eigenen Kapital abgezogen wird und dass sie nicht auf die Großkreditgrenzen durchschlägt. Hier gebe es von den Behörden positive Signale, dass den Genossen in diesen Punkten entgegengekommen werde, hieß es auf der Hauptversammlung. Im Gegenzug werde erwartet, dass das Kapitalproblem der DZBank verbundintern gelöst werde. “Unser Anspruch, unsere Geschicke aus eigener Kraft zu gestalten, hat sich schon in der Vergangenheit als wesentliche Stärke der genossenschaftlichen Banken erwiesen”, sagte Kirsch.Ab Herbst will der DZBank-Chef auf Roadshow bei seinen Anteilseignern gehen, etwa bei den traditionellen Herbstkonferenzen. In der zweiten Jahreshälfte wird auch der Emissionsprospekt erstellt, der zusammen mit dem Jahresergebnis 2013 erstellt werden soll. Die Zeichnungsfrist der Kapitalerhöhung beginnt dann im zweiten Quartal 2014. Zur Jahresmitte 2014 soll die Maßnahme abgeschlossen sein.Das erste Quartal dieses Jahres verlief für die DZBank erfreulich. Das Ergebnis vor Steuern erreichte 777 Mill. Euro nach 697 Mill. Euro im Vorjahr. Auch im April habe sich die positive Ergebnisentwicklung fortgesetzt. Im ersten Jahresviertel erreichten alle Konzerntöchter positive Ergebnisbeiträge, selbst die Sorgenkinder DGHyp und VRLeasing. Bei der DGHyp half allerdings der Aufwärtstrend an den Märkten, der für entsprechende Bewertungsaufschläge im Wertpapierportfolio sorgte, wie Kirsch einräumte.Für das Gesamtjahr bestätigte der Bankchef die Prognose, das Vorjahresergebnis von 1,3 Mrd. Euro zu überbieten. Bedingung sei aber, dass es keine Marktverwerfungen gebe. Perspektivisch hält er ein Vorsteuerergebnis von 1,5 bis 2 Mrd. Euro für möglich. Brüssel beunruhigt GenossenBesorgt zeigte sich Kirsch über jüngste regulatorische Entwicklungen. Der Brüsseler Vorschlag, die nationalen Sicherungssysteme zu vereinheitlichen, stellt für ihn den erneuten Versuch dar, auf Dauer einen gemeinsamen europäischen Sicherungsfonds einzuführen. Dies lehnen die Genossen vehement ab, weil sie um die eigenen gesammelten Gelder für deutsche Sparer fürchten. “Es wird viel zu viel über eine Vergemeinschaftung von Risiken gesprochen und viel zu wenig über das präventive Organisationsprinzip, das hinter unserer Sicherungseinrichtung steht”, kritisierte Kirsch.