AUFTAKTQUARTAL DER DEUTSCHEN BÖRSE

EEX ist die Wachstumsperle

Energiebörse startet nach Rekordwerten im Vorjahr gut ins laufende Jahr - Neue Produkte geplant

EEX ist die Wachstumsperle

dm Frankfurt – Die Energie- und Rohstoffbörse EEX zählt innerhalb der Gruppe Deutsche Börse derzeit zu den Wachstumstreibern. Dies zeigt sich auch im ersten Quartal 2019. EEX-Chef Peter Reitz sagte am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz in Leipzig, im Stromspotmarkt sei das gehandelte Volumen im ersten Vierteljahr um 8 % im Jahresvergleich gestiegen. Im europäischen Strom-Terminmarkt legte es 40 % zu, im US-Terminmarkt sogar 64 %. Auch im Erdgasgeschäft, das sich 2018 regulatorischem Gegenwind ausgesetzt sah, nahm das Handelsvolumen um 11 % zu. Lediglich im Handel mit Emissionszertifikaten gab es einen Einbruch von 43 %. Reitz verwies auf die hohe Handelsaktivität im Vorjahresquartal, das von starken Preisschwankungen gekennzeichnet war.Der EEX gelang es auch, Marktanteile auszubauen. Im deutschen Stromterminmarkt stieg der Marktanteil im ersten Vierteljahr 2019 auf 43 %, im italienischen Markt auf 90 % und im US-Terminmarkt auf 33 %. Das Wachstum in den USA rührt aus der Akquisition der Nodal Exchange, die 2018 erstmals über zwölf Monate voll konsolidiert wurde. Die EEX bezeichnet sich als weltgrößte Strombörse. “Unglaubliches Jahr”Mit Blick auf das zurückliegende Geschäftsjahr 2018 spricht Reitz im Geschäftsbericht von einem “unglaublichen Jahr”. Am Stromspotmarkt legte das gehandelte Volumen im Jahresvergleich 6 % zu. Im Bereich Day Ahead – an dem Strom mit Liefertermin am Folgetag gehandelt wird – stieg das Handelsvolumen um 5 %, und im Intraday-Handel (Lieferung innerhalb von 24 Stunden) nahm es um 16 % auf den Rekordwert von 82 Terawattstunden (TWh) zu. Im Intraday-Handel hat die EEX im Juni 2018 eine grenzüberschreitende Lösung zur Kopplung von 14 verschiedenen Intraday-Märkten aufgesetzt, um das Angebot an den verschiedenen Strombörsen in einem gemeinsamen Orderbuch zusammenzufassen (Market Coupling). Geplant ist die Ausweitung auf weitere Märkte.Am Stromterminmarkt stieg das Handelsvolumen um 19 % auf 3 347 TWh und damit auf ein Rekordniveau. Im US-Stromterminmarkt (Nodal Exchange) legte das Volumen um 24 % auf 1 039 TWh zu.Weniger rund lief es 2018 am Gasmarkt, was Reitz auf die Auswirkungen der europäischen Finanzmarktrichtlinie Mifid II zurückführte. Diese habe dazu geführt, dass sich einige Händler aus dem Markt zurückgezogen oder andere Handelswege gesucht hätten. Dies habe sich belastend auf das Handelsvolumen am Terminmarkt ausgewirkt. Am Spotmarkt blieb das Volumen aber auf dem Rekordniveau von 2017.Reitz kündigte an, die Wachstumsstrategie dreigleisig weiterzuführen. Zum einen durch Marktanteilsgewinne in bestehenden Märkten: Die EEX will dabei außerbörslich gehandeltes Geschäft auf die eigene Plattform bringen sowie bisher nicht gecleartes Geschäft zentral verrechnen lassen. Zur EEX gehört das Clearinghaus ECC, das in einer Transaktion zwischen zwei Parteien als Garant tritt. Globale MarktplattformZweiter Wachstumstreiber sei die regionale Diversifikation, sagte Reitz. EEX hat in Asien noch einiges vor. 2018 hat der Börsenbetreiber in Singapur eine Clearinglizenz erhalten und betreibt unter EEX Asia nun eine globale elektronische Marktplattform für Warenderivate wie Fracht-, Eisenerz-, Schiffsdiesel-, Metall- und Containerkontrakte. Mit der irischen Strombörse SEMOpx decke EEX bereits den Strommarkt der gesamten Insel ab. In Spanien werde ein Gas- Spot- und Terminkontrakt aufgebaut. Ab Juni starten zudem neue Stromfutures für Bulgarien, Serbien und Slowenien.Drittens will EEX über die Einführung neuer Produkte wachsen. Im US-Markt können dank der Migration von Nodal Exchange auf die T7-Handelstechnologie der Deutschen Börse seit Spätherbst Emissionskontrakte für Nordamerika angeboten werden.Auch bietet die Energie- und Rohstoffbörse seit kurzem die Absicherung von Frachtrisiken (Trucking Freight Futures) im US-Markt an. Ferner ist der Eintritt in das Geschäftsfeld verflüssigtes Erdgas (LNG) geplant. Trotz einer zuletzt flauen Entwicklung sieht Reitz auch im Agrarmarkt weiteres Potenzial, wie er in Leipzig sagte. Ebenso hegt die EEX im Bereich der Herkunftsnachweise für erneuerbare Energien und für Energiezertifikate Ambitionen. So hat sie kürzlich das Registergeschäft durch Kauf von Grexel Systems ergänzt.Bereits in den vergangenen Jahren hat sich die Produktpalette von EEX kontinuierlich verbreitert. Das Stromgeschäft macht zwar noch die Mehrheit der Erlöse aus, aber nicht mehr in der Dominanz wie im Jahr 2010 (vgl. Grafik).