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Ein Gourmet könnte bald Gottes Werk verrichten

Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 13.3.2018 Acht Jahre ist es her, dass die "Society of Bacchus America" David Solomon zum "Mr. Gourmet" gewählt hat. Bald könnte der hochdekorierte Weinkenner und Chief Operating Officer (COO) von Goldman...

Ein Gourmet könnte bald Gottes Werk verrichten

Stefan Paravicini, New YorkAcht Jahre ist es her, dass die “Society of Bacchus America” David Solomon zum “Mr. Gourmet” gewählt hat. Bald könnte der hochdekorierte Weinkenner und Chief Operating Officer (COO) von Goldman Sachs auch an der Wall Street einen der begehrtesten Titel für sich beanspruchen. Denn Solomon gilt spätestens seit dem am Montag angekündigten Rücktritt von Co-COO Harvey Schwartz als Favorit für die Nachfolge von Goldman-Chef Lloyd Blankfein, der sich in seinen bald zwölf Jahren an der Spitze der Bank auch mit einer Reihe legendärer Zitate einen Namen gemacht hat. “Ich bin ein Banker, der Gottes Werk verrichtet”, steht in dieser Liste weit oben.Wer das Werk fortsetzen soll und wann der 63-jährige Blankfein die Verantwortung übergibt, ist offen. In den vergangenen Tagen ist allerdings Bewegung in die Angelegenheit gekommen. Zunächst berichtete das “Wall Street Journal” am Freitag unter Berufung auf Insider, dass der CEO der renommierten Investmentbank noch im laufenden Turnus oder spätestens im kommenden Jahr, wenn Goldman Sachs ihren 150. Geburtstag feiert, zurücktreten könnte, wobei er das genaue Timing selbst in der Hand habe. “Das ist die Ankündigung des WSJ und nicht meine”, erwiderte Blankfein darauf über den Kurznachrichtendienst Twitter, nachdem eine Sprecherin der Bank zuvor einen Kommentar abgelehnt hatte. “Ich komme mir vor wie Huck Finn, der seiner eigenen Grabrede lauscht”, teilte Blankfein via Twitter mit – eine Anspielung auf den Jugendliteratur-Klassiker “Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn” von Mark Twain, in dem die Jungen für tot gehalten werden und aus einem Versteck heraus die Trauerfeier verfolgen.Während der genaue Zeitplan für die Nachfolge an der Spitze von Goldman Sachs also weiterhin unklar ist, hat es mit Blick auf die möglichen Nachfolgekandidaten eine Vorentscheidung gegeben. Am Montag teilte Goldman Sachs mit, dass Harvey Schwartz zum 20. April das Bankhaus verlassen wird. Der 53-Jährige war im Dezember 2016 zusammen mit dem drei Jahre älteren David Solomon zum Präsidenten und Co-COO der Bank berufen worden. Die beiden folgten auf die langjährige Nummer 2 bei Goldman Sachs, Gary Cohn, der kurz zuvor dem Ruf von US-Präsident Donald Trump ins Weiße Haus gefolgt war. Nach dem Rücktritt von Schwartz werden Solomon die besten Chancen eingeräumt, Blankfein nachzufolgen. Das “Wall Street Journal” hatte berichtet, dass Goldman neben den beiden Co-COOs keine weiteren Kandidaten für die Nachfolge an der Unternehmensspitze im Blick habe. Investmentbanker statt TraderSchwartz hatte im September eine Strategie vorgestellt, mit der die Investmentbank sich neues Geschäft erschließen will. Doch einige Investoren reagierten skeptisch. Im vergangenen Jahr hatte Goldman im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, Währungen und Rohstoffen – lange Jahre die Paradedisziplin der Bank – die Erwartungen enttäuscht. Solomon kommt wie Blankfeins Vorgänger Hank Paulson aus dem Investment Banking, während der aktuelle CEO sowie Schwartz in den Handelsräumen von Goldman Sachs ihren Aufstieg starteten.