FUSIONSGESPRÄCHE DER GROSSBANKEN

Einer Verschmelzung stehen Hürden entgegen

Der Streubesitz bildet für die Fusionsakteure eine unwägbare Variable - Deutsche-Bank-Aktionär Katar sowie BlackRock stehen im Lager der Skeptiker

Einer Verschmelzung stehen Hürden entgegen

Nach der offiziellen Ankündigung von Gesprächen über einen Zusammenschluss müssen die Deutsche Bank und die Commerzbank nicht nur die Folgen eines Zusammenschlusses durchrechnen. Vor allem müssen neben den Aufsichtsräten auch ihre Anteilseigner vom Sinn einer Verschmelzung überzeugt werden.Von Bernd Neubacher, FrankfurtNachdem die Deutsche Bank und die Commerzbank offiziell Gespräche über einen Zusammenschluss bestätigt haben, ist eine Fusion der beiden größten deutschen Geschäftsbanken auf der einen Seite zwar deutlich näher gerückt. Zugleich stehen einer Verschmelzung allerdings noch diverse Hürden entgegen. Entsprechend hat man sich im Kreis der Beteiligten zu Wochenbeginn bemüht, die Erwartungen eines strammen Zeitablaufs zu dämpfen. So hieß es, von den zeitgleich stattfindenden Sitzungen der Aufsichtsräte beider Häuser am Donnerstag sei, was Fusionsbeschlüsse angehe, noch rein gar nichts zu erwarten, allenfalls würden die Mitglieder der Kontrollgremien über den Stand der Dinge informiert. Ebenso wäre es verfrüht, über etwaige Präferenzen mit Blick auf eine Holding-Struktur zu spekulieren. Auch eine Notwendigkeit, bis Ende April zu entscheiden, weil dies es ermöglichen würde, das Votum der Aktionäre mit der gesetzlichen Einladungsfrist von 30 Tagen auf die Agenda der Hauptversammlung beider Institute am 22. und 23. Mai zu setzen, sei nicht gegeben. Die Aktionärsversammlungen ließen sich erforderlichenfalls verschieben.Zugleich sind erste Mandate für externe Dienstleister gleichwohl bereits verteilt. So ist Citigroup zum Zuge gekommen, wie zu hören ist. Citi äußert sich dazu nicht. Neben Goldman Sachs, deren Ex-Mitarbeiter Jörg Kukies und Paul Achleitner als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef in der Angelegenheit involviert sind, berät Rothschild die Commerzbank, wie Reuters meldet. Wenig Fantasie gehört zur Vermutung, dass auf Seiten der Deutschen Bank deren Investmentbanker mit von der Partie sind.Für die Akteure wird es nun zunächst darum gehen, zu berechnen, welche Synergien ein Zusammenschluss bietet und wie viel es kosten wird, diese zu heben. Es werden vor allem Kostensynergien sein. Einschnitte dürften nicht nur in Stabstellen, im Backoffice und im Filialgeschäft beider Banken, sondern etwa auch im Kapitalmarktgeschäft der Commerzbank eingeplant werden, heißt es. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing habe in Fusionsgespräche nur unter der Bedingung einwilligen wollen, dass die eine Fusion ventilierende Bundesregierung im Laufe der Gespräche nicht dazwischenfunke, um etwa Arbeitsplatzgarantieren einzufordern. Denn der Deal sei nur zu machen, wenn man “megakonsequent” vorgehe. Anschließend wird man sich der Frage erforderlicher Abschreibungen widmen müssen und diesen gegenüberstellen, was an negativem Goodwill winkt (siehe Text auf Seite 2). Befürworter einer Fusion argumentieren unter anderem, mit einer Übernahme der Commerzbank werde die Deutsche Bank ihre Refinanzierungskosten reduzieren und das Risikoprofil verbessern.Angesichts der Börsenwerte beider Institute gilt es zugleich bereits als ausgemacht, dass ein Zusammenschluss auf die Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank hinauslaufen werde. Vor diesem Hintergrund habe Bundesfinanzminister Olaf Scholz gutes Timing bewiesen, als er vor gut zwei Wochen deutlich gemacht habe, dass der Bund bereit sei, seine Commerzbank-Anteile zu verkaufen, heißt es. Denn 2019 dürfte die Deutsche Bank schon infolge des Basiseffekts eine höhere Eigenkapitalrendite als 0,4 % wie 2018 abwerfen. Für den Commerzbank-Aktionär Bund hätte sich das Bewertungsverhältnis damit durch Zuwarten verschlechtert.Vom Segen eines Zusammenschlusses werden dessen Verfechter nicht nur die Aufsichtsräte überzeugen müssen, in denen die Arbeitnehmervertreter schon Opposition angekündigt haben, sondern auch die Aktionäre beider Institute. Bislang gelten allein die mit gut 15 % an der Commerzbank beteiligte Bundesregierung sowie der Finanzinvestor Cerberus, der an der Deutschen Bank rund 3 % und an der Commerzbank gut 5 % hält, als Fans einer Fusion.Aus dem Umfeld der über zwei Vehikel mit 6,1 % an der Deutschen Bank beteiligten katarischen Herrscherfamilie hieß es am Montag dagegen, das Scheichtum sei kein großer Freund einer Fusion. Derzeit sei die Deutsche Bank nicht in der Verfassung zu fusionieren, auch weil die Integration der Postbank noch nicht abgeschlossen, geschweige denn ihre Vorteile erkennbar seien. Skeptisch würden die Pläne auch bewertet, weil ein Zusammenschluss neue Investitionen im Backoffice erfordern würde. Das Hauptproblem der Deutschen Bank sei die Ertragsschwäche im Geschäftsbereich Fixed Income & Currencies. Diese indes würde eine Fusion kaum beheben. BlackRock, mit 4,9 % an der Deutschen Bank und knapp 5 % an der Commerzbank beteiligt, ist dem Vernehmen zufolge ebenfalls zu den Fusionsskeptikern zu zählen. Auf Anfrage äußert sich die Gesellschaft nicht.Eine unwägbare Variable bildet der Streubesitz, der bei Deutscher Bank 82 % und der Commerzbank 75 % beträgt. Sein Votum dürfte von den Empfehlungen der beiden größten Stimmrechtsberater Glass Lewis und ISS abhängen. Deren Urteil steht fürs Erste aus. Wenn ein Aktionärsvotum anstehen sollte, werde man sich eine Meinung erst nach Prüfung aller erhältlichen Informationen bilden, teilte ein Glass-Lewis-Sprecher am Montag der Börsen-Zeitung mit. ISS äußerte sich auf Anfrage nicht.