Scope zählt mehr als 60 neue Fonds

Eltif-Rekord im ersten Halbjahr

Im ersten Halbjahr gingen so viele neue europäische Langzeit-Investmentfonds an den Start wie nie zuvor. Das liegt vor allem an den neuen semi-liquiden Fondsstrukturen, an denen sich unter Vermögensverwaltern die Geister scheiden.

Eltif-Rekord im ersten Halbjahr

Eltifs brechen im ersten Halbjahr laut Scope alle Rekorde

Ratingagentur Scope zählt mehr als 60 neue Fonds im ersten Halbjahr

phh Frankfurt

Der europäische Langzeit-Investmentfonds (Eltif) hat im ersten Halbjahr nach großen Anlaufschwierigkeiten endgültig den Durchbruch geschafft. Bis Ende Juli gingen der Ratingagentur Scope zufolge europaweit mehr als 60 neue Eltifs an den Start. Das sind bereits mehr als im gesamten Vorjahr, das mit 55 neuen Fonds das bisherige Rekordjahr der noch recht jungen Fondsgattung gewesen ist. Das Marktvolumen schätzte Scope Ende 2024 europaweit auf rund 20,5 Mrd. Euro. Bis Ende 2027 könnte es sich auf bis zu 70 Mrd. Euro mehr als verdreifachen.  

Hinter den neuen Eltifs stehen prominente Namen der globalen Vermögensverwalterbranche. Dazu zählen sowohl große Assetmanager wie Amundi, Goldman Sachs, J.P. Morgan, Natixis, PGIM, Invesco, Schroders oder Stepstone als auch Private-Markets-Spezialisten wie Bain Capital, KKR, CIC, Hamilton Lane, Ares, Muzinich, Eurazeo oder Tikehau. Zwar werden nicht alle Fonds auch in Deutschland vertrieben. Besonders relevant für den deutschen Markt seien die Vehikel von Hamilton Lane, Hansa Invest, Muzinich, Natixis Investment Managers, Stepstone und Tikehau.

Vertriebshoffnungen ruhen auf semi-liquiden Strukturen

Dass der Eltif gerade so an Fahrt gewinnt, dürfte daran liegen, dass die Branche große Vertriebshoffnung in die semi-liquiden Fondsstrukturen setzt, die bei Privatanlegern besser ankommen als geschlossene Fondsstrukturen mit fester Laufzeit. Ein Scope-Sprecher sagt auf Nachfrage, dass von den mehr als 60 neuen Fonds im ersten Halbjahr mindestens 23 semi-liquide seien, also knapp 40%. Die Dunkelziffer könnte jedoch noch deutlich höher liegen, da Scope zu 24 Fonds derzeit noch keine Informationen vorliegen. 

Spannend ist dabei, dass es bislang keinen einheitlichen Marktstandard zu geben scheint. Laut Scope sind die Rückgabebedingungen bei den neuen Eltifs sehr heterogen ausgestaltet. Die Fristen reichten von täglich bis jährlich und darüber hinaus. Anleger müssen sich also vorab sehr genau informieren, unter welchen Bedingungen sie ihre Fondsanteile zurückgeben können und wie „liquide“ ihre Eltifs damit tatsächlich sind. 

Moonfare-Rückschlag spaltet die Investorenszene

Die durchschnittliche Mindestanlagesumme liege europaweit bei rund 45.000 Euro, was ein deutliches Zeichen dafür ist, dass die Fonds nicht nur Privat-, sondern auch institutionelle Investoren ansprechen sollen. Insbesondere in Frankreich sollen viele Eltifs von Versicherern abgenommen werden.

In Deutschland hingegen liegt die durchschnittliche Mindestanlagesumme laut Scope mit nur 17.000 Euro deutlich niedriger. Wealthtechs wie Nao versuchen diese Hürden gerade komplett einzureißen und bieten über ihre Plattform inzwischen Investments ab 1 Euro in Privatmarktfonds an. 

Die Börsen-Zeitung hatte zuletzt exklusiv berichtet, dass Moonfare seinen Private-Equity-Eltif nach nur gut einem Jahr wieder abwickeln muss. Die Private-Markets-Plattform schwamm gegen den Strom und hatte sich gegen die semi-liquide Fondsstruktur entschieden. In der Private-Markets-Szene, speziell auf Social Media, schlug diese Nachricht daher hohe Wellen und spaltet die Community. Die einen haben damit ihren Beleg dafür, dass illiquide Produkte Privatanlegern schwer vermittelbar sind und sehen darin die Legitimierung der semi-liquiden Fondsstrukturen. 

Andere Assetmanager kritisieren die semi-liquiden Strukturen. Sie argumentieren, dass die Liquidität zu Lasten der Rendite gehe und bedauern es daher, dass Moonfare mit dem Gegenentwurf gescheitert ist. Sie fürchten Verbraucherschutzrisiken und sehen im Eltif ein holpriges und teures Produkt, das in erster Linie der Fondsindustrie und weniger den Anlegern diene.