Im Gespräch: Michael Lindauer

Ende des Booms von Private Equity

Allianz Capital Partners (ACP) rechnet mit sinkenden Preisen für neue Private Equity-Investments. Dies erklärte Michael Lindauer, der den ACP-Bereich Private Equity als CIO leitet, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Allianz werde einen Teil des Portfolios länger halten, als in anderen Marktsituationen üblich sei.

Ende des Booms von Private Equity

Ende des Booms von Private Equity

Allianz-Manager Lindauer sieht flacheres Wachstum
Die Preise für neue Investments sinken

Allianz Capital Partners (ACP) rechnet mit sinkenden Preisen für neue Private-Equity-Investments. Dies erklärte Michael Lindauer, der den ACP-Bereich Private Equity als CIO leitet, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Allianz werde einen Teil des Portfolios länger halten, als in anderen Marktsituationen üblich sei.

Allianz Capital Partners (ACP) rechnet mit sinkenden Preisen für neue Private Equity-Investments. „Ich glaube, dass sich der Markt etwas konsolidiert“, sagte Michael Lindauer, der den Bereich Private Equity in der ACP als CIO leitet, im Interview der Börsen-Zeitung. Nach dem steilen Anstieg der Zinsen wechsle der Markt von einer zehnjährigen Boomphase in eine normalisierte Entwicklung mit abgeflachtem Wachstum.

Der Abgesang auf Private Equity, der mancherorts schon angestimmt werde, gehe jedoch an der Realität vorbei, betonte Lindauer: „Seit dem Platzen der Dotcom-Blase haben Private-Equity-Investoren gelernt, wie man mit derlei Situationen umgeht.“ Lindauer erwartet, dass das Beteiligungskapital, das in Unternehmen abseits der Börse investiert wird, weiterhin Marktanteile im Vergleich zu börsengehandeltem Kapital gewinnen wird.

Ebitda-Multiples sinken

Die Allianz gehe neue Investments aktuell zurückhaltender und selektiver an, sagte Lindauer. In der Folge werde das Exposure sinken, aber angesichts des zuvor hohen Wachstums eigentlich lediglich nivelliert. Die Allianz verstehe sich als ein langfristiger Investor: „Wir wählen einen stetigen Kurs.“

Der CIO rechnet damit, dass sich das neue Preisniveau am Private-Equity-Markt ab der zweiten Jahreshälfte vermehrt zeigen werde. Es gebe aktuell noch zu wenig Transaktionen, um auf das Ausmaß des Rückgangs zu schließen: „Aktuell liegen die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern noch zu weit auseinander.“ Lindauer prophezeit jedoch, dass die Ebitda-Multiples für die Assets um ein bis drei Punkte sinken könnten.

Das bestehende Private-Equity-Portfolio aus den Ankaufsjahren 2020 und 2021 werde ACP voraussichtlich länger als jene fünf Jahre halten, die in anderen Marktsituationen üblich seien, sagte Lindauer. Damit könne man zusätzlich ein bis zwei Jahre engagiert bleiben, um in dieser Zeit die operative Performance der Firmen weiter zu verbessern und an den Gewinnen zu partizipieren. So sinke zwar die – immer noch zweistellige – Internal Rate of Return. Jedoch bleibe der Gesamterlös hoch.  

Derweil haben die Fondsmanager im Portfolio von Allianz Capital Partners den Anstieg des Zinses zumindest für einige Zeit durch Absicherungen gemildert. 60 bis 70% des Finanzierungsvolumens sind Lindauer zufolge für einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten gehedgt. Die Laufzeit vieler Kredite sei in Richtung 2026 verlegt worden.

Die Vermögenswerte, die ACP in Private Equity verwaltet, addieren sich aktuell auf rund 29 Mrd. Euro, die großteils von der Allianz stammen. Die damalige Abteilung für Industriebeteiligungen des Versicherers, die die Allianz-Assets der sich auflösenden Deutschland AG unter ihren Fittichen hatte, hatte 1996 begonnen, in Private-Equity-Fonds zu investieren. Die entstehenden Boutique-Gesellschaften wurden im Jahr 2009 bei Allianz Capital Partners gebündelt. Das heutige Portfolio, das von einem Investment-Team von 22 Beschäftigten betreut wird, sei gleichmäßig auf USA, Europa und Asien verteilt, erläuterte Lindauer. Pro Jahr würden 2 bis 3 Mrd. Euro investiert.

Die Mittel lägen einerseits in 500 Fonds, die von rund 200 Fondsmanagern betreut würden. Dort sei man bis maximal 20% beteiligt, die Anlagen je Fonds lägen zwischen 40 und 150 Mill. Euro. Pro Jahr werde Geld in 30 bis 40 Fonds gesteckt. 80% der jährlichen Investments gingen in Fonds.

Das zweite Standbein seien mit einem Fünftel der Mittel pro anno Co-Investments. Seit dem Einstieg in das Geschäftsfeld 2011 sei ein Portfolio von gut 100 Firmen aufgebaut worden, an denen ACP mit maximal 50% beteiligt sei, erklärte Lindauer. Jährlich würden zehn bis 15 Co-Investments getätigt, die ein durchschnittliches Volumen von 25 Mill. Euro hätten. Der Nettovermögenswert der Private-Equity-Investments ist laut ACP-Geschäftsbericht 2021 (der Bericht 2022 liegt noch nicht vor) zuletzt stark gestiegen. Der Wert aller Vermögenswerte abzüglich der Verbindlichkeiten der Investitionen stieg von 10,1 Mrd. Euro im Pandemiejahr 2020 auf 16,6 Mrd. Euro im darauffolgenden Jahr.

770 Mill. Euro in Fonds

Exakte Renditekennziffern legt ACP nicht offen. Im Allianz-Leben-Privatkundenprodukt PrivateFinancePolice, das die alternativen Anlagen der Allianz spiegelt, stellt Private Equity ein Fünftel der Investments. Alle Investments der Police erhöhten ihren Wert um fast 26% von Ende 2019 bis Ende 2022.

Die Private-Equity-Investments öffnet ACP seit dem Jahr 2021 auch für institutionelle Investoren, die nicht zur Allianz gehören.  Der Allianz Private Equity Fund, mit dem Anleger gemeinsam mit der Allianz in das globale Private-Equity-Programm der Gruppe investieren können, sei im Februar dieses Jahres geschlossen worden, sagte Lindauer. Er habe ein Volumen von 770 Mill. Euro.

ACP arbeite nun daran, den Kunden Subsegmente des eigenen Portfolios anzubieten, sagte Lindauer. Möglich sei eine regionale Schwerpunktsetzung. Es könnten auch die Co-Investments in den Mittelpunkt gerückt werden. Perspektivisch sei darüber hinaus die Bündelung von Impact Investments ein Thema.

Im Gespräch: Michael Lindauer

mic München
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