Bank of England setzt Stablecoins Grenzen
Bank of England setzt Stablecoins Grenzen
Obergrenze für den Besitz der Zahlungsmittel geplant – Verbände wollen sie zum Teil der „UK-US Tech Bridge“ machen
hip London
Die Bank of England will der „Financial Times“ zufolge an ihren vor zwei Jahren vorgelegten Plänen festhalten, Obergrenzen für den Besitz von Stablecoins einzuführen. Digitale Assets werden also wohl nicht Teil des grundlegenden Technologieabkommens sein, das US-Präsident Donald Trump und der britische Premierminister Keir Starmer diese Woche unterzeichnen werden.
Erst im Juli hatte Sasha Mills, die bei der Notenbank für das Thema Finanzmarktinfrastruktur verantwortlich zeichnet, auf der City Week erklärt, Obergrenzen seien zumindest vorübergehend nötig, um die Finanzstabilität zu gewährleisten. „Wenn sie eingeführt werden, würden sie sich um die 10.000 bis 20.000 Pfund für Einzelpersonen und 10 Mill. Pfund für Firmen bewegen“, sagte Mills. Die Pläne seien noch nicht finalisiert. Man werde sich im weiteren Jahresverlauf dazu äußern.
Hauptrolle für Zentralbankgeld
Man denke zudem darüber nach, welche Rolle Stablecoins im institutionellen Geschäft spielen könnten, sagte Mills. „Die Bank hat stets klargemacht, dass Zentralbankgeld das primäre Settlement-Asset im Finanzsystem sein sollte." Andererseits könnten Stablecoins für Innovationen sorgen, die den institutionellen Märkten zugutekommen.
Verbände wie UK Finance und die Hedgefondslobby Aima hatten sich dafür eingesetzt, die Blockchain-Technologie DLT (Distributed Ledger Technology) zu einem wesentlichen Baustein der „UK-US Tech Bridge“ zu machen. DLT stelle einen Wandel dar. Tokenisierte Assets und Einlagen sowie Stablecoins stünden im Zentrum dieses Wandels. So eine Chance habe eine Generation nur einmal. Nun könne man den ersten transatlantischen Rahmen für DLT schaffen und damit die Standards für die weltweite Interoperabilität setzen. Das schreiben sie in einem offenen Brief an den britischen Wirtschaftsminister Peter Kyle.
Reeves setzt auf DLT
„Ich werde die Entwicklungen in der Blockchain-Technologie vorantreiben“, hatte Schatzkanzlerin Rachel Reeves in ihrer programmatischen Rede im Londoner Mansion House im Juli gesagt. Dazu gehörten „tokenisierte Wertpapiere, Stablecoins und ein digitalisiertes Gilt-Instrument, damit die britische Finanzbranche an der Spitze der Innovationen bei digitalen Assets stehen kann.“
Derzeit sind 98% aller Stablecoins an den Dollar gebunden. Rund vier Fünftel aller Stablecoin-Transaktionen finden außerhalb der Vereinigten Staaten statt. Dollar-Stablecoins erschweren es Euro oder Yuan, die Vorherrschaft der US-Währung im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr zu brechen. Der Greenback hat den First Mover Advantage, den Vorteil, als erster dagewesen zu sein. „Wir werden dafür sorgen, dass die Vereinigten Staaten die dominante Reservewährung der Welt behalten“, sagte US-Finanzminister Scott Bessent im März. „Und wir werden Stablecoins benutzen, um das zu tun.“
Konkurrenz aus Nahost und Asien
Gehe DLT nicht in das Technologieabkommen mit ein, sei das eine verpasste Chance, warnen die Finanzbranchenverbände. „Dann riskiert Großbritannien, am Rand zu stehen, wenn andere – insbesondere aus Nahost und Asien – vorangehen und die Standards setzen, die die Zukunft der Finanzbranche prägen werden“, heißt es in dem offenen Brief. Aufsichtsrechtliche Fragmentierung, reduzierter Zugang zu den tiefen transatlantischen Märkten und wachsender Wettbewerbsdruck könnten die Folge sein.
Die USA haben mit dem Genius Act (Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins) die regulatorische Herangehensweise an digitale Assets radikal verändert. Das im Juli von Trump in Kraft gesetzte Gesetz definiert Stablecoins nicht mehr als digitale Güter, sondern als Zahlungslösungen. Damit unterliegen ihre Emittenten weitgehend nicht mehr der Kontrolle der Wertpapieraufsicht SEC. Für sie ist nun das Office of the Controller of the Currency (OCC) zuständig. Aller Wahrscheinlichkeit nach bedeutet das weniger Offenlegungspflichten und Überwachung von Transaktionen.
Verbraucherschutz im Fokus
In Großbritannien misst die Aufsicht dagegen dem Verbraucherschutz eine große Rolle zu. Die „Consumer Duty“ verlangt, „gute Ergebnisse" für Retailkunden zu liefern. Anders als in den USA muss zudem besondere Rücksicht darauf genommen werden, dass schutzbedürftige Kunden nicht geschädigt werden. Das bringt ganz andere Anforderungen mit sich.
Die Bank of England hält fürs erste an einer Obergrenze für den Besitz von Stablecoins fest. Die regulatorische Herangehensweise ist damit weitaus restriktiver als in den USA. Branchenverbände warnen davor, die historische Chance zu verpassen, Standards für den weltweiten Einsatz von Blockchain-Technologie zu setzen.