EQT macht mit Börsenplänen Ernst

Ein Fünftel des Kapitals wird in Stockholm gestreut - Notierung soll langfristiges Wachstum stützen

EQT macht mit Börsenplänen Ernst

Der Finanzinvestor EQT steht vor dem Sprung an die Stockholmer Börse. Damit sollen mindestens 500 Mill. Euro erlöst werden, und die Partner geben Anteile ab. Derzeit gehört EQT zu 23 % der schwedischen Familie Wallenberg. Mit dem IPO sollen 20 % der Aktien in den Streubesitz. EQT verwaltet derzeit Assets von 40 Mrd. Euro.Von Walther Becker, FrankfurtAls erster der ganz großen europäischen Finanzinvestoren geht EQT an die Börse. Die vor 25 Jahren als Investmentvehikel der schwedischen Wallenberg-Familie gegründete Beteiligungsgesellschaft ist heute mit 40 Mrd. Euro unter Verwaltung die Nummer 2 in Europa – übertroffen nur von CVC. In Infrastruktur hat EQT in Europa die Führungsposition. Statt eines Doppellistings hat sich EQT allein für die schwedische Börse entschieden. Ein Börsengang könnte die EQT AB Group mit 4 Mrd. Euro bewerten.In der Schweiz ist die schon seit 2006 gelistete Partners Group erst als börsennotierter alternativer Assetmanager in die multimilliardenschwere Größenklasse hineingewachsen. Sie bringt derzeit 21,6 Mrd. sfr auf die Waage. In den USA sind unter anderem Blackstone, KKR, Carlyle, Ares und Apollo notiert; in Frankreich Eurazeo und Wendel, in London Intermediate Capital sowie 3i und in Frankfurt die DBAG.Die Schweizer LPX Group, die diverse Indizes für gelistetes Private Equity errechnet, kommt für ihren LPX Major Market auf eine Marktkapitalisierung von momentan etwa 100 Mrd. Euro. Der kleinste Titel in dem Index komme auf 600 Mill., der größte auf 10 Mrd. Euro. “Die darin abgebildeten 25 wichtigsten börsennotierten Private-Equity-Unternehmen haben ihren Wert seit dem Tief der Finanzkrise im März 2009 um rund 700 % gesteigert. Und immer noch notieren viele von ihnen zu signifikanten Abschlägen auf den Wert ihrer Investments”, sagte Michel Degosciu, Gründer und CEO der LPX Group, der Börsen-Zeitung.US-Rivale Blackstone war 2007 an die Börse gegangen, die Aktie fiel deutlich unter den Emissionspreis und hat sich jahrelang unterdurchschnittlich entwickelt. Blackstone und Carlyle wandeln sich jetzt von Partnerschaften zu Corporations.EQT will über die Ausgabe neuer Aktien mindestens 500 Mill. Euro einspielen. “Insgesamt wird erwartet, dass der geplante Börsengang ungefähr 20 % der Gesamtzahl der Aktien von EQT umfasst, einschließlich der neu ausgegebenen Aktien und des Verkaufs seitens bestehender Aktionäre”, erklärt das Unternehmen. EQT gehört bislang dem Management. Die Investmentgesellschaft der Wallenbergs, die börsennotierte Investor AB, hält eine Minderheit. EQT ist in einer breiten Palette von Assetklassen unterwegs, wobei Private Equity und Infrastruktur dominieren. Aber auch Venture Capital und Real Estate sowie Credits und eine Asienplattform und Minderheitsanlagen in börsennotierten Unternehmen zählen zum Portfolio. Zuletzt griff ein Konsortium um EQT für 10 Mrd. sfr nach dem Hautpflege-Geschäft von Nestlé. Ankerinvestor WallenbergEQT hatte im vergangenen Jahr wie berichtet angekündigt, Optionen zu prüfen, um Wachstum auch in schwierigeren Zeiten zu unterstützen. “Wir haben bereits einen Ankerinvestor mit Investor AB, und eine Notierung wird uns einen besseren Zugang zu den Kapitalmärkten verschaffen”, sagte Christian Sinding, Chief Executive Officer von EQT. “Wir glauben, dass eine Notierung der attraktivste Weg für ein weiteres langfristiges Wachstum ist.” Investor AB hält 23 % an der EQT. Der Rest wird von 70 Personen gehalten, wobei sich rund 45 % im Besitz von gerade zehn Personen befinden. Gemeinsam werden sie eine nicht genannte Summe in den Deal einbringen. Gründer Conni Jonsson kommt auf 7 %, Geschäftsführer Thomas von Koch auf 5 % und Sinding auf 4 %. Marcus Brennecke, der das deutsche Geschäft aufgebaut hat und Co-Head of EQT Private Equity ist, hält ebenso wie Andreas Huber (München, Infrastruktur) 4 %. Brennecke hat unter anderem die Investments in Ottobock und Sivantos (ehemals Siemens Audiologie) verantwortet sowie frühere Deals wie Kabel Baden-Württemberg, Springer Science oder Tognum. Die Partner werden drei bis fünf Jahre nach dem Listing keine Anteile verkaufen, heißt es.Derzeit gibt es 19 aktive EQT-Fonds. Seit dem Start 1994 wurden 62 Mrd. Euro an Mittelzusagen eingeworben, wobei in gut 240 Unternehmen investiert worden ist. Das Portfolio kommt auf addierte Umsätze von 21 Mrd. Euro, für die 127 000 Beschäftigte sorgen. Im Schnitt seien die Umsätze um 12 % pro Jahr gewachsen, die Ergebnisse (Ebitda) um 11 %. Etwa 73 % der aktuellen Assets unter Verwaltung stammen von Investoren außerhalb der nordischen Region. EQT geht davon aus, dass führende Privatmarktanbieter mit Multistrategien weiter an Bedeutung gewinnen, da Fondsinvestoren sich dafür entscheiden, die Allokation in diesen Anlagen auf weniger und größere diversifizierte Manager zu konzentrieren. Mit Private Capital habe man in 25 Jahren eine Nettoverzinsung (auf IRR-Basis) von 20 % erzielt; Real Assets haben den Angaben zufolge seit 2008 einen Netto-IRR von 18 % eingefahren. Von Gebühren lebenEQT verspricht eine erste Dividendenzahlung von 200 Mill. Euro für 2019. Der Börsenkandidat lebt nahezu ganz von Managementgebühren, die 2018 für 384 (i.V. 322) Mill. Euro des Umsatzes von 393 (326) Mill. Euro sorgten. Das operative Ergebnis lag bei 156 Mill. nach 109 Mill. Euro und der Gewinn bei 127 (76) Mill. Euro. Der Vergleich mit 2016 – hier lag das Ebitda bei 34 Mill. Euro und der Profit bei 0,6 Mill. Euro – zeigt, dass EQT sich dieses Jahr auf einem Hoch bewegt. Betont wird, dass üblichweise keine Transaktions- oder Beratungsgebühren extra kassiert würden. Künftig soll der Carried Interest, also Gewinnbeteiligungen aus Transaktionen, für 25 bis 30 % stehen. J.P. Morgan und SEB sind als globale Koordinatoren mandatiert und mit Goldman Sachs, Morgan Stanley, Nordea und UBS gemeinsame Buchführer der Transaktion. Des Weiteren sind ABG Sundal Collier, Merrill Lynch International und BNP Paribas mit von der Partie. Rechtlich beraten Vinge und Davis Polk & Wardwell EQT, während die Banken auf Linklaters setzen.