Equinet setzt auf Pareto-Prinzip

Investmentbank schließt sich Norwegern an - Weiler: Internationalisierung mit breiterer Infrastruktur - Künftig auch im Anleihegeschäft - Name verschwindet

Equinet setzt auf Pareto-Prinzip

Von Walther Becker, FrankfurtSie ist in Corporate Finance, in Aktien und Research sowie im Handel tätig, als Investmentbank aktiv und wurde 1999 von Professionals, die vornehmlich für die Dresdner Bank tätig waren, gegründet: die Equinet Bank. Das Kapitel Selbstständigkeit endet nun nach 18 Jahren, wenn alles läuft wie geplant. Denn wie kurz gemeldet, schließt sich Equinet der norwegischen Pareto Securities an. “Wir sind ein relativ kleiner Broker und eine vergleichsweise kleine Investmentbank mit Fokus auf den Mittelstand”, sagt Bankchef Lutz Weiler im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Wir möchten unseren Marktanteil nun sukzessive ausbauen und dies in Deutschland weiter als eigenständige Einheit mit zusätzlichem Personal, einem erweiterten Dealflow und größerer Platzierungskraft in Angriff nehmen.”Er räumt ein, auf Partnersuche gewesen zu seien und schaut auf den Markt mit einer immer stärker werdenden Berenberg, aber auch Hauck & Aufhäuser, wo zuletzt die chinesische Fosun einstieg. Den Verbund Oddo BHF beobachtet er aber ganz gelassen. In dem Segment tätig ist auch M.M. Warburg. “Mit Pareto haben wir ganze andere Möglichkeiten und eine weit größere Infrastruktur, um zu expandieren und die Internationalisierung voranzutreiben.” Insbesondere wolle die Gesellschaft stärker in die Anleihe- und auch Hochzinsanleihe-Märkte vordringen, wo Equinet bisher nicht tätig ist. Pareto Securities schwimmt im boomenden skandinavischen Markt oben und hat 2017 erstmals seit der Finanzkrise mehr als 2 Mrd. nkr eingenommen und den rund 400 Angestellten mit gut 1 Mrd. nkr 40 % mehr als im Vorjahr an Vergütung und Boni gezahlt. Weiler erhofft sich für seine Kunden aus dem Verkauf an Pareto einen “deutlich breiteren und internationalen Markt- und Produktzugang”. Vor allem in Nordeuropa, aber auch in London verfügt Pareto über Investorenkontakte, die Equinet nicht hat, die in New York gar nicht präsent ist und in London nur aus Frankfurt heraus Flagge zeigt. Ole Henrik Børge von Pareto wiederum will mit der Übernahme in Zentraleuropa stärker werden. Pionier im NordenDer Name Pareto ist weithin bekannt für das nach dem Ökonomen Vilfredo Pareto (1848 bis 1923) benannte Prinzip – die statistische Pareto-Verteilung, welche besagt, dass etwa 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden. Die verbleibenden 20 % der Ergebnisse benötigen mit 80 % die meiste Arbeit.Das mittelständisch geprägte norwegische Finanzinstitut arbeite ebenso unternehmerisch wie Equinet, betont Weiler. Pareto gilt als einer der Pioniere am skandinavischen Markt für Hochzinsanleihen. Die Gruppe verfüge über ein Eigenkapital von 700 Mill. Euro. Der Gewinn lag 2017 bei umgerechnet 73 Mill. Euro. Pareto Securities ist Teil des Konzerns, der auch Bankdienstleistungen, Projektfinanzierungen und Assetmanagement anbietet. Das Sagen hat maßgeblich Svein Støle (54), der seit 1992 gut 80 % der Gruppe hält, die wiederum mit zwei Drittel an Pareto Securities beteiligt ist. Niederlassungen unterhält die Gesellschaft in Dänemark, Finnland, Schweden, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, der Schweiz, den USA, Singapur und Australien. Stark ist Pareto Securities nach eigener Einschätzung auf den nordischen Finanzmärkten mit Erdöldienstleistungen und in der Schifffahrt. Angeboten werden Platzierungen von Aktien und Festverzinslichen, Eigenkapital-, Fremdkapital- und Projektfinanzierungen sowie die Beratung von Umstrukturierungen und in Fusionen und Übernahmen von Unternehmen.Equinet hat derzeit etwa 80 Investmentbanker, Händler, Analysten und Vertriebsspezialisten und beriet zuletzt beispielsweise Schuldscheindarlehen und kleinere Kapitalerhöhung. Die Bank ist Designated Sponsor für eine Vielzahl von kleineren Aktiengesellschaften. Die Marke soll den Plänen zufolge verschwinden, das Team werde sich unter der neuen Flagge aber weiter auf den deutschen Markt für kleine und mittlere Aktiengesellschaften (Small und Mid Caps) konzentrieren. Die Firmierung lautet dann auf Pareto Securities AG; die Norweger sind in Frankfurt bereits mit einer Niederlassung präsent.Pareto hat sich bereits gut die Hälfte der Equinet über Aktienkauf- und Übertragungsverträge gesichert. Die Mindestannahmeschwelle liegt bei 95 %. Gesellschafter der Equinet sind rund 100 Aktionäre, überwiegend aktive oder frühere Fach- und Führungskräfte sowie Organmitglieder. Größter Einzelanteilseigner ist Daniel Hopp, der Sohn des SAP-Mitgründers Dietmar Hopp, über seine DAH Beteiligungs GmbH, die 15 % hält. Über die Bewertung wird der Mantel des Schweigens gebreitet. 60 Tage WartezeitDie Zustimmung der Aufsichtsbehörden steht noch aus. Diese benötigen laut Weiler rund 60 Bankarbeitstage nach Einreichung aller Unterlagen – der Prozess zieht sich also. Die nötigen Schritte seien aber eingeleitet worden.