Gewerblicher Immobilienmarkt in Deutschland

Wohnimmobilien retten deutschen Investmentmarkt

Der Immobilieninvestmentmarkt in Deutschland zeigte im zweiten Quartal 2025 leichte Schwächen, bleibt jedoch angesichts politischer Unsicherheiten stabil. Experten erwarten für das Gesamtjahr steigende Volumina.

Wohnimmobilien retten deutschen Investmentmarkt

Wohnimmobilien retten deutschen Investmentmarkt

Transaktionsvolumen hat im zweiten Quartal nachgelassen – Büros schwächeln weiter – Aussichten für Gesamtjahr verhalten optimistisch

tl Frankfurt

Der gewerbliche Immobilieninvestmentmarkt (inklusive Wohnungspakete) hat in Deutschland im zweiten Quartal an Dynamik verloren. Lagen die Volumina von Januar bis März noch bei über 8 Mrd. Euro, so verzeichnete JLL von April bis Juni nur noch rund 7 Mrd. Euro. Den Umsatz für das Halbjahr bezifferte der Immobiliendienstleister auf 15,3 Mrd. Euro und damit fast auf dem Niveau des ersten Halbjahrs 2024 (15,4 Mrd. Euro).

Unsicherheit schadet

Konstantin Kortmann, CEO JLL Germany & Head of Capital Markets zeigte sich zwar erleichtert, dass die Turbulenzen an den Finanzmärkten aufgrund des Israel/USA-Iran Konflikts ausgeblieben beziehungsweise sich nur kurzzeitig in steigenden Ölpreisen gezeigt hätten. „Dennoch zeigt auch der verhaltene Investmentmarkt, dass Unsicherheit und Volatilität keine guten Zutaten für Immobilientransaktionen sind.“ Nach seinem Eindruck könnte jeden Tag ein neues Ereignis für Disruptionen sorgen. „Das sorgt speziell in der Immobilienwirtschaft dafür, dass die Stimmung deutlich pessimistischer ist als die faktische Marktlage.“

Für Kai Mende, CEO von CBRE in Deutschland hat sich der der deutsche Immobilieninvestmentmarkt angesichts der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten im ersten Halbjahr als solide erwiesen – „nicht mehr, aber auch nicht weniger.“ Für ihn hat ein neuer Zyklus mit einem attraktiven Preisniveau begonnen. Der ‚hätten wir doch bloß gekauft‘-Zeitpunkt ist für Marcus Lemli, Head of Capital Markets bei CBRE in Deutschland „jetzt“. „Im Hintergrund laufen viele Transaktionsprüfungen, die Wirtschaftsstimmung bessert sich und zugleich werden die Refinanzierungsherausforderungen neue Objekte auf den Markt spülen.“

Im Gesamtjahr 2025 rechnen sowohl JLL als auch CBRE aufgrund steigender Volumina im zweiten Halbjahr mit einem im Vergleich zum Vorjahr (35,4 Mrd. Euro laut JLL) etwas höheren Transaktionsvolumen. JLL gibt als Zielkorridor 35 bis 40 Mrd. Euro an, während CBRE von bis zu 40 Mrd. Euro spricht.

Es gibt auch vorsichtige Stimmen

BNP Paribas Real Estate gibt sich vorsichtiger. Dort wird ein Ergebnis von über 35 Mrd. Euro für Investments in Gewerbe- und Wohnobjekte für „durchaus möglich“ gehalten. Hintergrund sind die gegenläufigen Perspektiven auf nationaler und internationaler Ebene. Für Deutschland erwartet BNP Paribas Real Estate in den nächsten zwei Jahren eine bessere gesamtwirtschaftliche Entwicklung als noch kürzlich erwartet. Die Stimmung bei den Unternehmen habe sich verbessert. Bei Wohnobjekten sei die Nachfrage nach wie vor deutlich größer als die Nachfrage. Schließlich befänden sich viele große Transaktionen in der Pipeline.

Gefahren drohten hingegen durch die US-Zollpolitik, aber auch durch internationale Krisenherde (Naher Osten, Indien/Pakistan, China/Taiwan). Allerdings führe gerade die erratische Politik von US-Präsident Donald Trump zu einer Re-Allokation von Investorengeldern nach Europa und speziell nach Deutschland. All dies veranlasst die Analysten von BNP Paribas real Estate dazu, sich mit Vorhersagen zurück zu halten und lieber in Szenarien zu denken. Für am wahrscheinlichsten werden eine halbwegs rationale Lösung der Zollstreitigkeiten und nicht weiter eskalierende internationale Krisenherde gehalten. Dann kommen eben für das Gesamtjahr 35 Mrd. Euro Transaktionsvolumen für Deutschland heraus.

Wohntransaktionen haben weiter zugelegt

Mit Blick auf das erste Halbjahr haben Wohntransaktionen weiter zugelegt. Dagegen konnte sich der langjährige Umsatzchampion Büros nur ganz leicht verbessern. Dazu passt die Schwäche des Marktes Frankfurt, auf dem Büroimmobilien dominieren. Mit 640 (i.V. 730) Mill. Euro lag die Mainmetropole laut JLL nur auf dem fünften Platz der sieben deutschen Metropolregionen. Spitzenreiter ist nach wie vor Berlin, auch wenn die Hauptstadt mit 1,9 (3,5) Mrd. Euro deutlich Federn lassen musste. In Berlin gab es 2024 allerdings eine Großtransaktion mit dem KaDeWe mit rund 1 Mrd. Euro.

Dominiert haben bisher Einzeltransaktionen eigenkapitalstarker Investoren wie vermögende Privatleute und Family Offices im höheren zweistelligen Millionen Euro Bereich. Institutionelle sind zumindest auf breiter Front noch nicht an den Markt zurückgekehrt.

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