UBS

Ermottis Bilanz

Die Bilanz von Sergio Ermotti als UBS-Chef ist nicht so glänzend, wie sie der Manager gestern bei seiner letzten Präsentation eines Quartalsergebnisses in seiner bisherigen Rolle darzustellen versuchte. Gewiss, die Bank hat ein sehr gutes Ergebnis...

Ermottis Bilanz

Die Bilanz von Sergio Ermotti als UBS-Chef ist nicht so glänzend, wie sie der Manager gestern bei seiner letzten Präsentation eines Quartalsergebnisses in seiner bisherigen Rolle darzustellen versuchte. Gewiss, die Bank hat ein sehr gutes Ergebnis abgeliefert. Doch erstens zehren auch viele andere Banken vom hervorragenden Handelsgeschäft. Zweitens aber ist ein Quartalsresultat völlig unerheblich für die Bewertung einer neunjährigen Schaffenszeit.Ermottis Hauptaufgabe bestand darin, nachhaltigen Mehrwert für seine Aktionäre zu erarbeiten. Dies ist dem zeitweise bestbezahlten CEO in der ohnehin weit überdurchschnittlich zahlenden Schweizer Unternehmenswelt nur halbwegs gelungen. Zwar hat ein Investor, der 2011 einen Betrag von 1 000 sfr in UBS-Aktien investierte, heute dank Dividenden und Kapitalrückzahlungen rund 1 450 sfr in der Tasche. Doch eine durchschnittliche Investition an der Schweizer Börse hat in der gleichen Zeit eine mehr als dreimal höhere Gesamtrendite abgeworfen. Die durchschnittliche UBS-Rendite von etwa 5 % pro Jahr ist gemessen am Risiko einer solchen Investition auch beileibe kein Schnäppchen.Just dieses Risiko hat Ermotti aber immerhin deutlich verringert. Das ist sein Hauptverdienst. Während die Bilanzsumme der UBS in seiner Zeit um ein Viertel schmolz, hat das Eigenkapital um mehr als 10 % zugenommen. Das Ergebnis ist eine sicherere Bank für Kunden, Aktionäre, aber auch für die Steuerzahler, die dem Institut 2008 in extremis unter die Arme greifen mussten.Trotzdem muss die UBS ihr bisheriges Geschäftsmodell gründlich überdenken, um für die Investoren wieder attraktiv zu werden. Verglichen mit 2011 verwaltet das Institut über 50 % oder fast 1,5 Bill. Dollar mehr Kundenvermögen, jedoch resultiert daraus kaum mehr Gewinn. Grund dafür ist die zunehmende Konkurrenz. In den USA gibt es längst elektronische Plattformen, auf denen sogar Kleinanleger Börsengeschäfte spesenfrei abwickeln können. Wer für Anlageberatung Geld bezahlt, erwartet auch in Europa zunehmend einen entsprechenden Gegenwert. Mit relativen Performancevergleichen lassen sich schwache Leistungen bei immer weniger Anlegern rechtfertigen. Kosten senken ist in diesem Umfeld ein probates Mittel gegen die schleichende Gewinnerosion. Doch früher oder später führt auch dieses Rezept in die Einbahnstraße.Ermottis Nachfolger Ralph Hamers muss neue Ideen bringen, wie die Bank ihre Leistungen wieder ins Gleichgewicht mit den Preisen bringt, die sie ihren Kunden abrechnet.