Es wird ambitionierter
Zwei Bundes-Banken haben am Mittwoch Bilanz für das erste Halbjahr gezogen: Commerzbank (Bundesanteil gut 15 %) und KfW (80 %). Gemessen an ihren Aktiva von 518 Mrd. respektive 519 Mrd. Euro sind beide praktisch gleich groß. Das und der identische Großaktionär sind aber fast schon die einzigen Gemeinsamkeiten. Na klar, die Geschäftsmodelle sind ja auch wie Äpfel und Birnen. Interessant ist der Vergleich aber sehr wohl unter dem Aspekt, was die beiden Zahlenwerke – und am besten nimmt man noch das gleichzeitig veröffentlichte der italienischen Unicredit als drittes hinzu – über Zustand und Perspektiven der deutschen beziehungsweise der europäischen Wirtschaft aussagen.Das Gesamtbild ist durchaus diffus. Bei der KfW, deren Zahlen stets ein verlässlicher Frühindikator der Konjunktur sind, hinkt die Kreditnachfrage im Inland zwar dem Vorjahr noch weit hinterher – eingedenk der Finanzierungsbedingungen für Investoren kann das auch nicht verwundern -, andererseits boomt die Export- und Projektfinanzierung regelrecht. Und die Risikovorsorge steht am Frankfurter Palmengarten auf der Ertragsseite.Da sähe die Commerzbank sie bei sich auch gerne. Doch hier ging es in die andere Richtung, bisher freilich völlig undramatisch. Die Gelben konnten weniger Vorsorge auflösen als im Vorjahr und mussten eine Hand voll Einzelengagements bereinigen. Ein Trend, dass bald massenhaft Kredite faul werden, ist nicht annähernd erkennbar.Anders als bei der KfW, die als staatliche Förderbank besonders darauf bedacht sein muss, keinen Pessimismus zu verbreiten, ist bei den Geschäftsbanken aber eine enorme Unsicherheit mit Händen zu greifen. Globale Handelskonflikte, der Brexit, die Aussicht auf fortwährend niedrige Zinsen und überhaupt die EZB-Politik als unberechenbares operationelles Risiko spiegeln sich in den Zwischenberichten. Die HypoVereinsbank-Mutter Unicredit tritt explizit unter Hinweis auf “lower for much longer” ihre Ertragsprognose für das Gesamtjahr in die Tonne.Die Commerzbank hält ihren Ausblick “für den Moment” aufrecht, lässt aber keinen Zweifel, dass die Ziele im gegebenen politischen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt Zinsumfeld jetzt deutlich ambitionierter erscheinen. 10 Basispunkte mehr Negativzins der EZB kosten den Konzern ceteris paribus 50 Mill. Euro Ergebnis. Nicht immer wird es – wie im ersten Halbjahr mit einem um respektable 9 % gesteigerten Zinsüberschuss – gelingen, durch geschäftliches Wachstum insoweit erfolgreich gegen solche Belastungen anzuverdienen.