ESMA bestraft Fitch
tl Frankfurt – Die EU-Wertpapier- und Marktaufsicht ESMA hat der Ratingagentur Fitch eine Strafe von insgesamt 5,1 Mill. Euro aufgebrummt. Grund sind Interessenkonflikte nach den seit Juni 2013 geltenden Vorgaben für Ratingagenturen (Credit Rating Agencies Regulation, CRAR). Wie die Behörde am Donnerstag mitteilte, war zwischen Juni 2013 und April 2018 eine ungenannte Einzelperson indirekt mit 20 % an drei Fitch-Töchter in Großbritannien, Frankreich und Spanien beteiligt. Gleichzeitig saß dieser Aktionär in Aufsichtsgremien von drei Unternehmen, die von den Fitch-Töchtern bewertet worden waren.Bei dieser Einzelperson handelt es sich offenbar um den französischen Milliardär Marc Ladreit de Lacharrière. Über seine Firma Fimalac hielt er zuletzt 20 % an Fitch und verkaufte im April 2018 seine Anteile für 2,8 Mrd. Dollar an den 80 %-Eigentümer Hearst Communications.Die britische Fitch-Tochter hatte laut ESMA zwischen 2013 und 2015 vier neue Ratings von Instrumenten des Einzelhandelskonzerns Casino Guichard-Perrachon veröffentlicht, dessen Board der Fitch-Aktionär angehörte. Bei der Stiftung der Universität Sciences Po (FNSP), deren Board der Fitch-Aktionär ebenfalls angehörte, hätte Fitch UK das Rating erneuern oder zurückziehen müssen, schreibt die Aufsichtsbehörde. Schließlich habe Fitch UK bis März 2017 keine angemessenen Prozeduren und internen Kontrollmechanismen installiert, um Interessenkonflikte zu verhindern. Wegen dieser Verstöße erhielt allein Fitch UK eine Strafe von 3,2 Mill. Euro.Die französische Fitch-Tochter muss 812 500 Euro zahlen, weil sie ebenfalls FNSP geratet hatte, den Interessenkonflikt aus der Mitgliedschaft des Fitch-Großaktionärs aber nicht offengelegt hat. Bei der spanischen Fitch-Tochter (1,13 Mill. Euro Strafe) ging es schließlich um acht Ratings für Instrumente, die Renault emittiert hatte.Fitch argumentierte, dass Ratings von Emissionen von den schon bestehenden Ratings der betroffenen Unternehmen abgedeckt seien, da die Bewertung der Instrumente wesentlich mit dem Unternehmen verbunden sei. Daher handele es sich bei den Ratings von Emissionen oder Instrumenten nicht um neue Ratings im Sinne der CRAR. Die ESMA widerspricht dieser Auffassung. Die CRAR unterscheide nicht zwischen Ratings von Unternehmen und von deren Instrumenten.In einer Stellungnahme zeigt sich Fitch erfreut, den Streit nun abschließen zu können. Immerhin hätten die Verstöße zwischen 2013 und 2016 stattgefunden. “Keiner dieser Verstöße hat unsere Ratings beeinflusst.” Die Interpretation der CRAR sei im guten Glauben erfolgt. Inzwischen habe man aber keine Einzelaktionäre mehr, die in Boards bewerteter Unternehmen sitzen könnten.