Euronext übernimmt Borsa Italiana
bl/hip/wü Paris/London – Euronext ist in Italien am Ziel. Wie am Freitag mitgeteilt wurde, verkauft die London Stock Exchange Group (LSE) die Borsa Italiana für mehr als 4,3 Mrd. Euro an die Mehrländerbörse. Vorbehaltlich der Genehmigungen durch die zuständigen Aufsichtsbehörden und der Absegnung durch die Anteilseigner der Euronext soll die Transaktion im Verlauf des ersten Halbjahres 2021 abgeschlossen werden.Für Euronext, die im zurückliegenden Jahr einen Erlös von 679 Mill. und ein Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 464 Mill. Euro erwirtschaftet hat, bedeutet die Akquisition einen Größensprung. Laut den am Freitag ausgewiesenen separaten Daten steuerte die Borsa Italiana 2019 399 Mill. beziehungsweise 264 Mill. Euro zum Erlös und zum Ebitda der LSE Group bei. Allerdings bleibt die Mehrländerbörse weiter deutlich hinter der Deutschen Börse zurück, deren Erlös bei nahezu 3 Mrd. Euro lag.Zudem kann Euronext ihre Diversifizierung vorantreiben, unter anderem durch die zur Borsa Italiana zählende Anleihehandelsplattform MTS und den Verwahrer Monte Titoli, mit dessen Erwerb sich das verwahrte Vermögen ihres Abwicklungsgeschäfts auf 5,6 Mrd. Euro mehr als verdoppeln wird.Die LSE hofft, dass der Deal die Bedenken der EU-Wettbewerbshüter gegen die 27 Mrd. Dollar schwere Fusion mit dem Finanzdatenanbieter Refinitiv zerstreuen wird. Zu den Vorbehalten gehörte, dass Tradeweb (Refinitiv) und die elektronische Anleihenhandelsplattform MTS (Borsa Italiana) zusammen über erhebliche Macht auf dem Sekundärmarkt für EU-Staatsanleihen verfügen würden. “Wir glauben, dass der Verkauf von Borsa Italiana wesentlich dazu beitragen wird, die Wettbewerbsbedenken der EU beizulegen”, sagte Chief Executive David Schwimmer. Er freue sich, diesen “wichtigen Meilenstein” erreicht zu haben.Euronext will die Akquisition komplett in bar zahlen. Davon sollen 2,4 Mrd. Euro aus einer Kapitalerhöhung kommen, 1,8 Mrd. Euro aus neuen Schulden. Ihre Aktie reagierte mit einer Einbuße von 4,6 %, LSE legten um 0,3 % zu. – Bericht Seite 3