Euronext zieht im Gefecht um Börse Oslo nach

Paneuropäischer Börsenbetreiber erhöht Offerte - Board bevorzugt Nasdaq-Gebot - US-Börsen im Schlussquartal über Erwartungen

Euronext zieht im Gefecht um Börse Oslo nach

Die Mehrländerbörse Euronext hat im Bieterkampf um die Osloer Börse den Konter der Nasdaq erwidert. Das neue Gebot liegt knapp ein Zehntel über der ersten Offerte von Ende Dezember. Die Oslo Børs bevorzugt weiter den US-Konkurrenten. Die Mehrheit der Aktionäre macht sich für die Euronext stark. wü/sp Paris/New York – Im Bietergefecht um die Osloer Börse hat der paneuropäische Börsenbetreiber Euronext sein Angebot aus dem Dezember erhöht und damit die Gegenofferte des US-Konkurrenten Nasdaq gekontert. Das französisch-niederländische Unternehmen bietet 158 nkr je Aktie und damit umgerechnet rund 693 Mill. Euro für den norwegischen Börsenplatz. Im Vergleich mit der ursprünglichen Offerte von 145 nkr legt die Euronext knapp ein Zehntel obendrauf. Die Angebotsfrist wird um einen Monat verlängert und läuft bis zum 11. März. Erst vor einer Woche hatte die Nasdaq mit einer Offerte von 152 nkr die Euronext um knapp 5 % übertroffen und den Bieterkampf eröffnet. Investoren spekulieren darauf, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Die Aktien der Börse Oslo stiegen am Montag um 2,6 % auf 159 nkr.Die Oslo Børs bevorzugt weiterhin das Angebot der Nasdaq, während sich die Mehrheit der Aktionäre für die Offerte der Euronext starkmacht. Bente Landsnes, die Osloer Börsenchefin, kündigte an, die neue Offerte der Euronext zu prüfen. Gleichzeitig bekräftigte sie die Einschätzung des Board, der das Angebot der Nasdaq in der vergangenen Woche als strategisch besseren “Fit” bewertet hatte. Auch die Nasdaq zeigte sich zuversichtlich, den Deal mit Unterstützung des Board der Oslo Børs trotz der Gegenofferte unter Dach und Fach zu bringen. Ob der US-Börsenbetreiber bereit ist, dafür noch einmal tiefer in die Tasche zu greifen, blieb am Montag offen. Euronext will Identität stärkenDie Euronext verspricht mit ihrer neuen Offerte nicht nur mehr Geld. Die Börse Oslo werde als Teil der Mehrländerbörse ihre Identität bewahren, warb Euronext-Chef Stéphane Boujnah für sein Angebot. “Die Rolle Oslos als wichtiges Finanzzentrum wird gestärkt”, sagte der Börsenchef und zeigte sich offen für ein Modell, in dem die norwegischen Großaktionäre der Oslo Børs – der Pensionsfonds KLP und die Bank DNB – als Minderheitsaktionäre an Bord bleiben würden. Eine knappe Mehrheit der Aktionäre der Osloer Börse hat sich bereits für die Euronext-Offerte entschieden. An ihre Zusagen sind sie bis zum Sommer gebunden. Er sei zuversichtlich, die Transaktion bis Ende Juni abzuschließen, sagte Boujnah. Knapp zwei Fünftel des Kapitals hätte seine Zusagen, die Anteilscheine der Euronext anzudienen, bereits bis Dezember verlängert.Für die Nasdaq spricht nach Einschätzung der Osloer Börse vor allem, dass der US-Börsenbetreiber seit der rund 3,7 Mrd. Dollar schweren Übernahme des skandinavischen Konkurrenten OMX vor etwas mehr als zehn Jahren die wichtigsten Handelsplätze in der Region betreibt und eine gemeinsame Technologieplattform nutzt, die den Handel zwischen den einzelnen Ländern erleichtert. Adena Friedman, die Nasdaq-Chefin, war damals noch als Head of Corporate Strategy für die strategische Entwicklung inklusive M & A der Nasdaq verantwortlich. Jetzt will Friedman die von ihrem Vorgänger Bob Greifeld aufgebaute Präsenz in Nordeuropa mit der Übernahme der Osloer Börse ausbauen.Beide Gebote werden sowohl von der Osloer Börse als auch von der norwegischen Marktaufsicht und vom norwegischen Finanzministerium geprüft. Der Vorgang dürfte mehrere Monate in Anspruch nehmen. Beide Bieter haben bereits nachgewiesen, dass sie Börsenplätze in mehreren Ländern erfolgreich betreiben können. Die Euronext, die die Börsen in Paris, Brüssel, Amsterdam und Lissabon betreibt, hat zuletzt auch die auf den Anleihenhandel spezialisierte Dubliner Börse gekauft. Die Nasdaq betreibt neben ihren US-Handelsplattformen unter anderem auch Börsen in Schweden, Dänemark, Finnland und Island und hat unter der vor zwei Jahren an die Spitze aufgerückten Friedman bisher vor allem in das Geschäft mit Marktdaten und Analytik investiert. Nasdaq kauft DatenanbieterIn der bisher größten Akquisition unter der Regie der Nasdaq-Chefin hat der Konzern im September 2017 gut 700 Mill. Dollar für Evestment aus Atlanta aufgeboten, die sogenannte alternative Daten an Kunden wie Morgan Stanley, BlackRock oder den Internetkonzern Alphabet liefert. Kurz zuvor hatte der Börsenbetreiber die Firma Sybenetix für eine nicht genannte Summe gekauft. Mit der auf künstliche Intelligenz gestützten Technologie des Londoner Start-up will Friedman Marktmissbrauch auf die Spur kommen und den Kunden der Nasdaq entsprechende Angebote zur Prophylaxe machen. Anfang Dezember des vergangenen Jahres hat die Nasdaq den kanadischen Datenanbieter Quandl gekauft, wobei die Details der Transaktion unter Verschluss blieben. Im September 2018 hat der Börsenbetreiber 190 Mill. Dollar für das schwedische Fintech Cinnober geboten, das Clearing-Technologie für Kunden wie LSE, Nyse und die drittgrößte US-Börse CBOE bietet.Das Datengeschäft der US-Börsen, das zuletzt nicht nur die US-Börsenaufsicht auf den Plan gerufen hat, sondern einige Großkunden der Börsenbetreiber auch dazu gebracht hat, Pläne für eine eigene Börse anzukündigen, hat im vergangenen Jahr zum Wachstum der Nasdaq beigetragen (siehe Tabelle). Im Schlussquartal haben auch die Wettbewerber Intercontinental Exchange und CBOE die Erwartungen weitgehend übertroffen. Euronext veröffentlicht am Donnerstag ihre Jahreszahlen.