Im BlickfeldEigenkapitalanforderungen für Banken

Europäische Regulatoren halten Wort – und belasten ihre Banken

Bleiben die europäischen Regulatoren bei der vollständigen Umsetzung von Basel III, wird sich die Rentabilitätslücke zu den angelsächsischen Banken vergrößern.

Europäische Regulatoren halten Wort – und belasten ihre Banken

Eigenkapitalvorgaben

EU-Regulatoren halten Wort – zu Lasten ihrer Banken

lee Frankfurt

Internationale Abkommen sind hochkomplex. Das fängt schon damit an, dass der Gegenstand, für den eine globale Regulierung wünschenswert ist, nicht an jedem Ort der Welt auf dieselbe Weise funktioniert. Ein gutes Beispiel dafür sind die Baseler Eigenkapitalvorgaben für Banken. Schon vor der Finanzkrise von 2008 erwiesen sich die Verhandlungen darüber als mühsam. Denn die Risiken und Befindlichkeiten der in der Regel stark kapitalmarktorientierten angelsächsischen Institute sind völlig andere als die der meist auf dem klassischen Kreditgeschäft fußenden europäischen Banken.

Angelsächsischer Pragmatismus

Hinzu kommen unterschiedliche Bilanzierungsstandards und Rechtstraditionen. So sind die USA nicht nur im Finanzsektor zwar bekannt für drakonische regulatorische Eingriffe. Zugleich sind sie durch und durch pragmatisch: Verfehlen Regeln ihren Zweck oder dreht sich der politische Wind, werden sie schnell wieder gekippt. Insbesondere in Kontinentaleuropa dauert es lange, bis ein Konsens gefunden ist. Einmal beschlossen, sind die Regeln kaum wieder aufzuheben.

Konjunkturprogramm für die Akteure der Wall Street

Das Problem hat sich potenziert, denn die US-Regierung unter Präsident Donald Trump schreckt nicht vor internationalen Wortbruch zurück, um die US-Wirtschaft von staatlichen Fesseln zu befreien. Bleibt es bei einer planmäßigen Umsetzung von Basel III in der EU, wird dies die enorme Rentabilitätslücke zwischen den europäischen und den angelsächsischen Banken noch vergrößern, wie eine Studie von Alvarez & Marsal eindrucksvoll aufzeigt. Das wird Spuren in den Geschäftsmodellen hinterlassen. Die Debatte sollte sich daher von der Frage leiten lassen, ob dies der politisch gewollten und volkswirtschaftlich sinnvollen Steuerung des Finanzsektors zuträglich ist.