Private Debt

Direct Lending gerät in Europa unter Druck

Private-Debt-Manager tun sich im Fundraising für Direct Lending Funds zunehmend schwer. Die Prozesse dauern länger und fokussieren sich auf wenige große Adressen. Wiedererstarkte Investmentbanken heizen den Wettbewerb zusätzlich an.

Direct Lending gerät in Europa unter Druck

Direct Lending gerät in Europa unter Druck

Fundraising bricht ein – Preiskampf der Banken heizt Wettbewerb an

phh Frankfurt

Debt Funds haben 2023 in Europa so wenig Geld für Direct-Lending-Fonds eingesammelt wie zuletzt 2017. Das zeigt der aktuelle Private Debt Deal Tracker der Unternehmensberatung Deloitte, der Transaktionsdaten von 78 in Europa und Großbritannien aktiven Kreditfonds sammelt. Demnach warben im vergangenen Jahr 29 Fonds in Summe lediglich 27,6 Mrd. Dollar bei Investoren ein.

Das sind gemessen am Volumen 38,4% weniger als im Vorjahr und sogar 40,8% weniger als im Rekordjahr 2021. Hinzu kommt, dass sich die 2023 eingesammelten 27,6 Mrd. Dollar zu rund drei Vierteln auf nur fünf Fondsmanager verteilen: Hayfin, Permira, Bridgepoint, Blackrock und Eurazeo vereinnahmten zusammen rund 20,7 Mrd. Dollar.

Fundraising für Debt Funds dauert länger

Für die erfolgsverwöhnte Private-Debt-Branche ist das Fundraising kein Selbstläufer mehr. Der hohe Anteil der Megafonds zeigt, dass es vor allem kleinere Fondsmanager aktuell schwer haben. Fundraising-Prozesse ziehen sich hin. Laut Deloitte dauerten die Prozesse 2023 im Schnitt 21 Monate. Zum Vergleich: 2019 waren es durchschnittlich nur 13 Monate.

Transaktionen waren für Debt Funds zuletzt komplizierter. Zwar feierte der europäische Markt mit 593 Deals das drittbeste Ergebnis seit Bestehen der Datenreihe. Das lag aber vor allem am vierten Quartal, das mit 189 Transaktionen das aktivste seit dem zweiten Quartal 2022 gewesen ist. Zukünftig dürfte es für Debt Funds nicht leichter werden, denn der Wettbewerb ist enorm. Dem Datenanbieter Preqin zufolge gab es nie zuvor mehr aktive Debt Funds am Markt.

Investmentbanken schlagen zurück

Hinzu kommen die Investmentbanken, die im Large-Cap-Markt verlorene Marktanteile zurückerobern wollen. Hatten Debt Funds 2022 und Anfang 2023 stark von der Flaute an den liquiden Kapital- und breiten Syndizierungsmärkten profitiert, dreht sich nun der Wind. Laut Deloitte sprechen die Banken jene Private-Debt-finanzierten Unternehmen jetzt gezielt an und locken diese mit günstigeren Refinanzierungen. Goldman Sachs, Morgan Stanley, J.P. Morgan & Co. haben zudem eigene Direct Lending Funds an den Start gebracht. Abseits des Neugeschäfts stellt sich bei Debt Funds die Frage, wie sich künftig die Ausfallraten in den Kreditportfolios entwickeln werden und wie die Fonds ihre Risiken im Griff haben.

Nebenstehender Kommentar Bericht Seite 6

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