Ex-Landesbank rüstet sich für Bereinigung im deutschen Bankenmarkt
ste Hamburg
Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) rechnet nach Coronakrise und Rezession mit Veränderungen in der deutschen Kreditwirtschaft. In diesem Markt, der „an Überkapazitäten und an Return-Schwäche“ leide, werde es den einen oder anderen geben, der Portfolios abgeben müsse, sagte Stefan Ermisch, Vorstandschef der 2018 an Finanzinvestoren um Cerberus verkauften früheren HSH Nordbank, in einem Gespräch anlässlich der Vorlage vorläufiger Zahlen für das Geschäftsjahr 2020. „Wir wollen in der Lage sein, Dinge zu kaufen.“ Dafür sei Kapital notwendig, und er sei „froh, dass wir die Flexibilität haben“. Auch eine Fusion mit einer anderen Bank sei möglich. Irgendwann werde sich eine Option ergeben. Offen sei, welche. „Ich schiele da auch nicht auf etwas Konkretes.“
Konzentrieren muss sich die einstige Landesbank indes zunächst darauf, die Kriterien des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) für den Anfang 2022 angestrebten Wechsel vom Sicherungssystem der Sparkassengruppe in den Einlagensicherungsfonds der Privatbanken zu erfüllen. Ermisch zeigte sich „sehr zuversichtlich“, dass dies gelingen werde. Er hob die 2020 nach einer 25-prozentigen Reduzierung der Risikoaktiva auf 27 (i.V. 18,5)% erhöhte Kernkapitalquote hervor, mit der man auch in Europa „weit vorn“ liege, sowie die hohe Abdeckung ausfallgefährdeter Kredite (Non-Performing Exposure, NPE). Inklusive coronabedingter Portfoliowertberichtigungen liege die Abdeckungsquote bei 158%. Für den Fall einer sich verschärfenden Rezession sei die Bank für dieses und das kommende Jahr „massiv abgesichert“.
Die hohe Abdeckung bei einem NPE-Bestand von 624 Mill. Euro könne man sich aufgrund der Ertragsentwicklung leisten. Die Bank steigerte ihr Vorsteuerergebnis 2020 auf 257 (77) Mill. Euro. Der Ergebnisanstieg basierte unter anderem auf einer Steigerung der Gesamterträge um 42% auf 656 Mill. Euro, zu der allerdings ein Sondereffekt von 96 Mill. Euro aus Gebäudeverkaufen beitrug. Ermisch hob hervor, dass sich bei rückläufiger Bilanzsumme die Kernerträge um 19% auf 560 Mill. Euro erhöht hätten.
Ein Treiber sei der Abbau niedrigverzinster Aktiva gewesen. Als das „Allerwichtigste“ bezeichnete es der HCOB-Chef aber, dass die Refinanzierungskosten im Zuge der Privatisierung deutlich gesunken seien. Als Folge des Umbaus der Bank und des gewachsenen Vertrauens bei Investoren hätten die Refinanzierungskosten einen historischen Tiefstand erreicht. Die Hypothese sei gewesen, dass die Passivseite neben dem Umbau des Aktivgeschäfts den wesentlichen „Swing-Faktor“ für bessere Zinsmargen bilden werde. Der Bankchef verwies darauf, dass sich die Netto-Zinsmarge 2020 um 42 auf durchschnittlich 117 Basispunkte verbessert habe. Damit liege die HCOB über dem deutschen Durchschnitt. Man strebe an, auf europäisches Niveau zu kommen. Ermisch fügte hinzu, es sei davon auszugehen, dass sich die Zinsmarge bis Ende 2021 in Richtung 150 Basispunkte weiterentwickeln werde.
Darüber hinaus arbeitet die Bank am Abbau ihrer Kosten. Beim Verwaltungsaufwand, der 2020 um 12% auf 365 Mill. Euro sank, wird 2022 ein Niveau von 240 Mill. Euro angestrebt. Dazu sollen neben Einsparungen im Zuge eines IT-Umbaus sinkende Personalkosten beitragen: Die HCOB will die Mitarbeiterzahl von aktuell noch rund 980 auf etwa 700 schrumpfen. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis, das 2020 inklusive Sondereffekten bei 42 (i.V. 69)% landete, soll ohne Einmalerträge ein Niveau von auf 40 bis 45% erreichen.
Nur bei einer effizienten Aufstellung sei es möglich, in einem überbesetzten Bankenmarkt ohne relevante Marktanteile die Kapitalkosten zu verdienen. Für 2021 stellt die HCOB, die ihre Chancen als Spezialfinanzierer in der Nische sieht, ohne Einmaleffekte ein Konzernergebnis von 135 Mill. Euro in Aussicht, nachdem 2020 mit Sonderfaktoren 102 Mill. Euro erreicht worden waren. Die Eigenkapitalrendite soll 6% erreichen. Angestrebt wird danach eine Rendite von mehr als 9% und eine Deckung der Kapitalkosten im Jahr 2022.
HCOB | ||
Konzernzahlen nach IFRS1 | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Zinsüberschuss | 629 | 321 |
Gesamtertrag | 656 | 463 |
Risikovorsorge | –188 | 11 |
Verwaltungsaufwand | 365 | 413 |
Sonstiges betr. Ergebnis | 205 | 133 |
Aufwendungen für Regulatorik, Einlagensicherung und Bankenverbände | –32 | –51 |
Ergebnis aus Restrukturierung u. Transformation | –19 | –66 |
Ergebnis vor Steuern | 257 | 77 |
Konzernergebnis | 102 | 12 |
Cost-Income-Ratio (%) | 422 | 69 |
Eigenkapitalrendite (%)3 | 4,0 | 0,4 |
Bilanzs. (Mrd. Euro) | 33,8 | 47,7 |
CET1-Kernkapitalquote (%) | 27,0 | 18,5 |
Beschäftigtenzahl | 1122 | 1482 |
1vorläufige Zahlen für 2020; 2inkl. Einmaleffekten; 3RoE nach Steuern bei 14% CET1-Quote, inkl. EinmaleffektenBörsen-Zeitung |