Ex-Oppenheim-Spitze schwer belastet

Eigene Beteiligungsabteilung warnte vor dubiosem Frankfurter Immobilien-Deal - Votum missachtet

Ex-Oppenheim-Spitze schwer belastet

Spannung im Oppenheim-Prozess und Zeugenaussage mit Sprengstoff: Eine frühere Beteiligungsmanagerin warnte in ihrem Votum vor dem teuren Immobilienkauf in Frankfurt. Die Partner, die eigene Interessen verfolgten, ignorierten die Bedenken.ak Köln – Es ist der Tag der Ankläger gewesen: Eine ehemalige Beteiligungsmanagerin von Sal. Oppenheim belastete im Strafprozess gegen die ehemaligen Bank-Partner und den Immobilienunternehmer Josef Esch die frühere Führungsriege mit ihrer Aussage schwer. Sie hatte sich Ende 2008 zusammen mit ihrem Chef in einem Votum gegen einen großen Immobilien-Deal in Frankfurt gestellt. Die historische Villa mit Anbau an der Bockenheimer Landstraße war von der Bank dennoch übernommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft den früheren persönlich haftenden Gesellschaftern und Esch in diesem Zusammenhang Untreue bzw. die Beihilfe dazu vor.Denn die bereits kriselnde Bank wendete für den Kauf 123 Mill. Euro auf – einen Preis, den die Ankläger für völlig überhöht halten. Verkäuferin war die Grundstücksgesellschaft Bockenheimer Landstraße, ein Oppenheim-Esch-Fonds, der aber durch seinen besonders kleinen Kreis an Investoren ausschließlich aus dem Bankumfeld auffiel: Die Gesellschafter waren Karin Baronin von Ullmann (50 %), ihr Sohn und Oppenheim-Aufsichtsratschef Georg, die Partner Matthias Graf von Krockow und Christopher Freiherr von Oppenheim (alle je 8,3 %), Josef Esch (20 %) und seine Frau Irma (5,1 %).Die GbR hatte die Immobilie zwei Jahre zuvor für 51,2 Mill. Euro erworben. Eigentlich war nach Sanierung und Umbau eine Vermietung an die Bank geplant, die dort mit ihrem in Frankfurt beheimateten Investment Banking einziehen wollte – inklusive eines üppig bemessenen Handelsraums mit 96 Plätzen. In der beginnenden Finanzkrise jedoch wurde klar, dass die Räumlichkeiten zu groß sein würden, der Handelsraum nicht mehr benötigt würde. Kauf trotz SparprogrammWirtschaftlich ließ sich die Anmietung nicht mehr darstellen, und um ihr Investment laut den Vertretern der Anklage nicht zu gefährden, beschlossen die Gesellschafter des Fonds, ihre Anteile zu 94,9 % und damit die Immobilie der Bank zu verkaufen. Zwei Abteilungen bei Sal. Oppenheim mussten, so sahen es die Geschäftsprozesse vor, Voten abgegeben.Während der Bereich “Markt” die Transaktion abnickte – der damit befasste Zeuge hatte sich am Vortag vor Gericht auf große Erinnerungslücken berufen -, lehnte der Bereich Beteiligungen den Erwerb ab. “Wir haben dagegen votiert, weil wir den Sinn dieser Maßnahme vor dem Hintergrund des Projekts Meilenstein nicht erkannt haben”, sagte Patricia Sandscheper vor Gericht. Die Bankkauffrau und Betriebswirtin stieß sich an der Tatsache, dass die Bank gerade erst ein Sparprogramm (“Meilenstein”) aufgesetzt hatte und durch den zu erwartenden Personalabbau der Ankauf fragwürdig erschien. Doch nicht nur das: “Uns lagen nicht die Informationen vor, die wir gerne gehabt hätten.”Die Beteiligungsmanagerin, damals erst 33 Jahre alt, ist eine der wenigen, die nachhakte. E-Mails in den Beweisakten belegen das. Doch für die Staatsanwaltschaft dürfte sie auch wegen ihres überzeugenden Auftritts vor Gericht eine dankbare Zeugin sein. Die zierliche, kaum 1,60 Meter große Bankerin antwortete konzentriert und plausibel. Die Verteidiger versuchten erst gar nicht, Sandscheper ins Kreuzverhör zu nehmen. Kritisch nachgefragt”Es war meine Aufgabe, auf kritische Punkte hinzuweisen – so habe ich sie verstanden”, sagte Sandscheper. Der Gegensatz zu den bereits gehörten Mitgliedern des Aktionärsausschusses von Oppenheim, die ihre Kontrollfunktion wenig bis gar nicht ausgeübt hatten, fiel an dieser Stelle besonders deutlich aus.In einer E-Mail an eine Kollegin in der Bank beklagte sich Sandscheper: “Dokumente, die die Werthaltigkeit des Grundstücks, Gebäudes oder die Kalkulation für die Investition bzw. die geplanten Baumaßnahmen belegen, GIBT ES NICHT.” Laut ihrer Aussage sei es ihr und ihrem Chef schwergefallen, die veranschlagte Mietrendite von 6 % nachzuvollziehen. Mit einem unabhängigen Wertgutachten hätte sie das Ganze weniger kritisch gesehen. “Es war alles sehr geheim. Ich hatte das Gefühl, er tat sich schwer, mir Unterlagen zur Verfügung zu stellen”, berichtete sie über den Kollegen einer anderen Abteilung, von dem sie Informationen angefordert hatte. Sie könne sich hinsichtlich des negativen Votums ihrer Abteilung auch an Diskussionen erinnern mit der Frage: Muss das sein? Unter Druck sei sie aber nicht gesetzt worden.Der Oppenheim-Prozess ist mit den laufenden Zeugenvernehmungen in eine wichtige, vielleicht entscheidende Phase getreten. Denn es geht um einen der größten und zudem durch interne Bankunterlagen gut belegten Komplexe der Anklage. Die Transaktion Bockenheimer Landstraße hat der Bank laut Anklageschrift unter den drei im Prozess verhandelten Immobiliengeschäften den meisten Schaden zugefügt. Die Staatsanwaltschaft beziffert ihn auf 76,6 Mill. Euro.—– Wertberichtigt Seite 8