Facebook arbeitet an Kryptomünze
Der Internetkonzern Facebook will seinen mehr als 2 Milliarden Nutzern künftig eine eigene Kryptowährung für Transaktionen in und außerhalb des sozialen Netzwerks anbieten. Gelingt das Projekt, könnte es das Geschäft mit der Abwicklung von Online-Zahlungen im E-Commerce auf den Kopf stellen.sp New York – Das soziale Netzwerk Facebook arbeitet seit mehr als einem Jahr an einer Kryptowährung, die das lukrative Geschäft der Finanzbranche mit der Abwicklung von Transaktionen im E-Commerce aufmischen könnte. Das berichtete das “Wall Street Journal” unter Berufung auf Insider. Der Internetkonzern befinde sich in Gesprächen mit Dutzenden Unternehmen aus der Finanzindustrie, die bei dem Start des neuen Bezahlsystems mitziehen sollen, schreibt das Blatt weiter. Eine Sprecherin von Facebook wollte den Bericht nicht kommentieren und verwies auf frühere Angaben, wonach der Konzern verschiedene neue Anwendungen teste.Facebook sei auf der Suche nach Partnern, die insgesamt bis zu 1 Mrd. Dollar in das Projekt investieren sollen, das unter dem Namen “Libra” läuft, schreibt das “Wall Street Journal”. Unter anderem habe die Firma bereits die Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard sowie den Zahlungsabwickler First Data auf eine mögliche Zusammenarbeit angesprochen.Im Kern von “Libra” stehe eine sogenannte Stable Coin, der ein fixer Dollarwert zugemessen wird und die anders als Digitalmünzen wie zum Beispiel Bitcoin keinen Kursschwankungen ausgesetzt ist. Eine ähnliche Münze hatte vor kurzem auch die US-Großbank J.P. Morgan vorgestellt, mit der das größte US-Institut den Zahlungsverkehr ihrer institutionellen Kunden untereinander vereinfachen will (vgl. BZ vom 15. Februar).Die Kryptomünze von Facebook soll für den Austausch unter den mehr als 2 Milliarden Nutzern des sozialen Netzwerks zum Einsatz kommen, von denen mehr als 1,5 Milliarden täglich auf dem Netzwerk aktiv sind (siehe Grafik). Die neue Digitalwährung werde aber auch für Online-Einkäufe über das soziale Netzwerk und bei anderen Transaktionen im Internet geeignet sein, heißt es unter Berufung auf Insider. Genauso wie viele Nutzer sich heute über ihre Facebook-Kennung auch auf anderen Online-Seiten anmelden können, sollen sie künftig die Facebook-Münze in Online-Shops außerhalb der Plattform einsetzen. Das soziale Netzwerk befinde sich dazu im Gespräch mit Online-Händlern, die für Transaktionen im E-Commerce häufig zwischen 2 bis 3 % Gebühren an Banken und Kreditkartenabwickler abführen. Währung für WerbungDie neue Digitalmünze würde Facebook auch die Möglichkeit bieten, ihre Nutzer für ihre Aktivitäten auf der Plattform zu vergüten. Diskutiert werde unter anderem die Möglichkeit, dass sie für das Betrachten von Werbespots oder anderer Inhalte in der Digitalwährung bezahlt werden. Online-Händler, die die Währung akzeptieren, könnten die Digitalmünze wiederum für den Kauf von Werbeanzeigen bei Facebook einsetzen. Ein ähnliches Projekt, bei dem allerdings in “echter Währung” und mit Kreditkarte gezahlt wird, hatte Facebook im März mit ihrer Tochter Instagram gestartet.