Fondsvermögen

Fast doppelt so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt

Das von Fondsgesellschaften verwaltete Vermögen in Europa übersteigt das Bruttoinlandsprodukt deutlich. Das war vor einem Jahrzehnt noch anders.

Fast doppelt so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt

sto Frankfurt

Das Fondsvermögen in Europa ist angesichts des rasanten Wachstums der Branche in den vergangenen Jahren auf annähernd das Doppelte der Wirtschaftsleistung gestiegen. Dies zeigt der diesjährige „Asset Management Report“ des europäischen Fondsverbands Efama, der am Dienstag vor Journalisten online vorab präsentiert wurde. Demnach betrug der Anteil des von Fondsgesellschaften verwalteten Vermögens von geschätzt 31,3 Bill. Euro per Ende September 2021 im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt 182 %, während es 2010 noch 101 % gewesen waren, als die Assets bei 13,6 Bill. Euro gelegen hatten.

Demgegenüber veränderte sich der Beitrag der europäischen Assetmanager an der Finanzierung der Wirtschaft kaum. Ihr Anteil an den in Europa aufgelegten Anleihen und Aktien lag per Ende 2020 bei 26 respektive 27 % – zehn Jahre zuvor waren es 23 und 26 % gewesen. Dies liege daran, dass die großen institutionellen Investoren wie Versicherer, Pensionsfonds oder Banken die großen Finanzierer seien, wie Thomas Tilley, Senior Economist der Efama, erläuterte. Weiterhin fällt bei den Investmentfonds auf, dass ihr Aktienanteil mittlerweile mit 60 % außerhalb Europas liegt und nur noch zu 40 % in der Heimat. Bei den Anleihen dagegen ist es ausgewogen.

Das Fondsvermögen wird auch nach dem Brexit am häufigsten in Großbritannien gemanagt (27 %). Es folgen Frankreich (17 %) und Deutschland (15 %). Bei den institutionellen Mandaten ist das Übergewicht von Großbritannien noch stärker: Hier kommt das Land auf 48 %, gefolgt von Frankreich mit 15 %.

Bei nachhaltigen Fonds sieht die Länderrangliste anders aus. Kurz nach Inkrafttreten der hierfür ausschlaggebenden EU-Offenlegungsverordnung war Frankreich per Ende März 2021 der größte Standort von Fonds, die Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigen (Artikel 8) oder explizite Nachhaltigkeitsziele ausweisen (Artikel 9), und zwar mit 36% und 58 %. Deutschland kommt nur auf den vierten beziehungsweise fünften Platz mit 11% beziehungsweise 4 %. Wie Tilley erläuterte, sei die deutsche Finanzaufsicht BaFin in der Anfangsphase bei der Einordnung strenger als andere nationale Aufseher gewesen. Dies habe sich jedoch über die vergangenen Monate ausgeglichen, so dass die Rangliste nunmehr anders aussehe. Andere Länder wiederum hätten das Ganze zeitverzögert umgesetzt.

Die Gewinnsituation der Anbieter verschlechterte sich derweil wegen des Gebührendrucks durch passive Produkte, was die Einnahmen unter Druck setzte. Gemessen am verwalteten Vermögen betrug der Anteil des operativen Ergebnisses im Branchenschnitt per Ende 2020 nur noch 13,6 Basispunkte gegenüber 16,5 Basispunkten 2017.