Umfrage

Finanzbranche aufgeschlossen gegenüber dem digitalen Euro

Schon in drei bis vier Jahren könnte der digitale Euro als alternative Zahlungsquelle nutzen. Die meisten Banker stehen diesem Vorhaben aufgeschlossen gegenüber – mit einem Quäntchen Gleichgültigkeit.

Finanzbranche aufgeschlossen gegenüber dem digitalen Euro

Banker sehen digitalen Euro positiv

CFS-Stimmungsindex für die deutsche Finanzbranche signalisiert Eintrübung

lee Frankfurt

Die deutsche Finanzbranche steht dem von der Europäischen Zentralbank (EZB) vorangetriebenen Projekt eines digitalen Euro mehrheitlich positiv gegenüber. Das hat eine vom Frankfurter Center for Financial Studies (CFS) durchgeführte Umfrage im Rahmen des vierteljährlich erhobenen Stimmungsindizes ergeben, der mit Unterstützung der Finanzplatzinitiative Frankfurt erhoben wird.

Strikte Gegner in der Minderheit

Knapp 46% der Teilnehmer halten das digitale Bargeld demnach für wünschenswert, wenn auch nicht unbedingt erforderlich. Gut 14% sehen den digitalen Euro als zwingend notwendig an. Strikte Gegner des Vorhabens sind mit 12,5% in der Minderheit. Die verbleibenden 26,4% halten das Vorhaben für unnötig, weil die bestehenden Zahlungsmittel in ihren Augen ausreichen.

Verunsicherte Marktteilnehmer

Zwei Drittel der Teilnehmer sind der Auffassung, dass die Wirtschaft in der Eurozone nicht geschwächt werden würde, falls ein digitaler Euro nicht eingeführt würde. Etwa 26% halten dies dagegen für denkbar, wie aus der Mitteilung hervorgeht. “Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die EZB die Vorteile eines digitalen Euro noch deutlicher herausstellen sollte. Denn bislang ist ein erheblicher Teil des Marktes noch verunsichert”, so Professor Volker Brühl vom Center for Financial Studies.

Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass ein digitaler Euro nur über Kreditinstitute ausgegeben werden sollte, während 27,8% dafür sind, dass die EZB die digitale Währung direkt ausgeben sollte. Ein bemerkenswert hoher Anteil von 18,9% hat zu dieser Frage noch keine Meinung.

Sorge um Stabilität des zweistufigen Bankensystems

Brühl vertritt hier eine dezidierte Meinung: “Der digitale Euro darf auf keinen Fall dazu führen, dass die Stabilität unseres zweistufigen Bankensystems geschwächt wird" Daher solle den Kreditinstituten eine zentrale Rolle bei der Ausgabe zukommen.

Die Erhebung zum Stimmungsbild in der Finanzbranche spiegelt die durch den Konjunktureinbruch gedämpften Aussichten wider. "Die Stimmung ist momentan schlechter als die Lage selbst“, so Professor Rainer Klump, Direktor des CFS. Die Umsätze der Finanzinstitute stiegen im Vergleich zum Vorquartal um 4,4 Punkte auf 114,8 Punkte. Die Umsätze der Dienstleister gingen um 6,5 auf 109,3 Punkte zurück. Beide Untergruppen zeigten sich mit Blick auf die Entwicklung im dritten Quartal verhalten.

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Auch hinsichtlich des Ertragswachstums entwickelten sich die Unterindizes gegenläufig. Der Sub-Index der Finanzinstitute stieg um 6,2 Punkte auf 118,4 Punkte, Dienstleister verzeichneten einen Rückgang um 1,4 Punkte auf 105,2 Punkte. Für das laufende Quartal rechnen beide Gruppen mit einem leichten Rückgang.

Skepsis hinsichtlich der Bedeutung des Finanzplatzes

Deutlich rückläufig sind die Erwartungen hinsichtlich der künftigen Bedeutung des Finanzplatzes. Mit einem Minus von 4,9 Punkten liegt der aktuelle Indexwert bei 96,2 Punkten und befindet sich damit nach einer kurzen Erholung im vorangegangenen Quartal wieder unter der neutrale Marken von 100 Punkten.

Gerhard Wiesheu, Präsident von Frankfurt Main Finance, bezeichnet dies als Weckruf: "Die Erfolge der Vergangenheit, wie die hohe Zahl der Banken, die nach dem Brexit Geschäft an den Main verlagert haben oder die Ansiedlung des International Sustainability Standards Board (ISSB), bieten zahlreiche Ansatzpunkte für weiteres Wachstum, die wir beherzter nutzen sollten."

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