IM GESPRÄCH: JUAN RODRIGUEZ UND STEFAN SCHÜTZE

Finlab greift bei Beteiligung durch

Tochter Heliad schreibt Firmenanteile ab - Geschäftsführer muss gehen - Berliner Sparkasse testet Authada

Finlab greift bei Beteiligung durch

Der auf Fintechs fokussierte Investor Finlab leidet unter der Neubewertung seiner Beteiligung Heliad. Die Tochter hatte eine Komplettabschreibung über gut 8 Mill. Euro vorgenommen. Die Finlab-Chefs haben daher kurzerhand die Führung von Heliad ergriffen – und erwägen eine Neuausrichtung.Von Tobias Fischer, FrankfurtEine millionenschwere Abschreibung bei einer Finlab-Beteiligungsgesellschaft hat auf den IFRS-Jahresabschluss des Frankfurter Fintech-Investors durchgeschlagen und führt zu einer personellen und möglicherweise auch geschäftspolitischen Neuausrichtung der Heliad Equity Partners. Die beiden Finlab-Vorstände Juan Rodriguez und Stefan Schütze übernahmen in Personalunion die Führung der Heliad Equity Partners, an der Finlab 45 % hält. Heliad hat eine Beteiligung komplett abgeschrieben. Die Wertberichtigung in Höhe von 8,1 Mill. Euro betrifft die Sleepz AG, einen Berliner E-Commerce-Anbieter u. a. von Betten, Matratzen und Wohnaccessoires. Zufrieden mit Kerngeschäft”Nachteilig ist unser großer Anteil an der börsennotierten Heliad Equity Partners”, resümiert Rodriguez im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Das Gesamtergebnis ist durch die Aktienperformance der Heliad 2018 negativ, aber das Kerngeschäft von Finlab, Assetmanagement und Fintech-Investment, läuft außerordentlich gut. Die Story ist intakt.”Unter Berücksichtigung der veränderten Neubewertungsrücklage, der negativen Kursentwicklung der Private-Equity-Gesellschaft Heliad, rutschte das Finlab-Ergebnis 2018 nach IFRS auf -3,7 Mill. Euro ab, teilte die Gesellschaft mit. Im Vorjahr waren es 30,8 Mill. Euro gewesen. Die Heliad-Aktie hat binnen eines Jahres die Hälfte ihres Werts verloren und liegt nun bei rund 4,80 Euro.Ohne diesen Effekt erzielten die Frankfurter nach internationaler Rechnungslegung ein Ergebnis von 16,9 Mill. Euro und damit 2,7 Mill. Euro mehr als 2017. Nach HGB verfünffachte sich der Jahresüberschuss auf 9,1 (i.V. 1,8) Mill. Euro. Sowohl dieser Wert als auch die 16,9 Mill. Euro nach IFRS seien die besten Ergebnisse seit Bestehen des aktivistischen Investors, der bis 2014 noch unter dem Namen Altira AG firmierte, sagt Rodriguez. Teil-Exit beschert Gewinn”Ein wesentlicher Treiber war der Verkauf von Anteilen an Deposit Solutions in Höhe von 10 Mill. Euro. Das fließt mit über 8 Mill. Euro positiv in das Ergebnis ein”, sagt Rodriguez. Nach dem Teil-Exit verbleibt Finlab noch ein Anteil von 7,7 % an der Hamburger Einlagen-Plattform. “Die restlichen Erträge generieren wir aus unserem Assetmanagement – aus Heliad Management, aus Patriarch -, was uns Management Fees und Dividenden beschert.” Einen positiven Beitrag leiste zudem der EOS-Fonds, hinter dem neben Finlab auch Block One steht, Entwickler der Kryptowährung EOS. Der Fonds investiert in entsprechende Projekte.Rodriguez` Vorstandskollege Schütze ergänzt: “Grundsätzlich haben sich unsere Beteiligungen nicht schlecht entwickelt. Allerdings hat uns die Heliad mit der negativen Bewertung in Bezug auf den Aktienwert von gut 20 Mill. Euro das Ergebnis verhagelt.” Hinzu kommt, dass für Finlab Erträge wegfallen, da die Heliad Equity Partners keine Dividende ausschütten wird. Die börsennotierte Frankfurter Beteiligungsgesellschaft Heliad verfolgt laut Schütze keine festgelegte Anlagestrategie, sondern sucht nach Opportunitäten bei jungen Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Die bekannteste Portfoliofirma, an der Heliad annähernd 10 % hält, ist die Fintech Group, welche die Online-Plattform Flatex betreibt.Als Konsequenz aus der Schieflage der Beteiligung Sleepz musste der bisherige alleinige Heliad-Geschäftsführer Thomas Hanke das Unternehmen verlassen. Den personellen Veränderungen könnten strukturelle folgen, lässt Schütze durchblicken: “Heliad hat ein sehr schlechtes Ergebnis erzielt, sowohl nach IFRS als auch nach HGB. Deshalb schauen wir uns die Heliad-Beteiligungen noch mal genauer an. Da werden wir sicherlich über eine Neuausrichtung nachdenken müssen.” Das IFRS-Periodenergebnis der Heliad beträgt -48,6 Mill. Euro nach einem Plus von 39,1 Mill. Euro im Jahr zuvor; nach deutschem Handelsrecht erzielte die Gesellschaft -1,3 Mill. Euro nach 3,4 Mill. Euro 2017, gab sie bekannt. Umkämpfter MarktWas die Entwicklung einer anderen Portfoliofirma von Finlab angeht, Authada, die eine Lösung zur digitalen Kundenidentifizierung anbietet, so geben sich die Finlab-Vorstände weiterhin zuversichtlich. Schütze bescheinigt dem Cybersecurity-Fintech “hervorragende Möglichkeiten”, wenngleich der Wettbewerb härter werde, da der Markt an Fahrt gewinne und immer neue Firmen auf den Plan träten. Bestands- und Neukunden von Authada-Nutzern wie Comdirect können ihre Identität per mobilem Endgerät und elektronischem Personalausweis (eID) nachweisen bzw. sich authentifizieren.Schütze zeigt sich optimistisch, dass dem Beispiel der Commerzbank-Tochter, die Authada im Dezember hinzugewann, weitere folgen werden. In einer Filiale der Sparkasse Berlin hätten sich bereits Tests mit der digitalen Identifizierungslösung des Darmstädter Fintechs bewährt – am Point of Sale und nicht wie üblicherweise per Mobilgerät. Das spare der Bank angesichts des herkömmlichen papierlastigen Verfahrens jede Menge bürokratischen Aufwand.