Fintech Lucht Probst setzt Einkaufstour fort
Von Bernd Neubacher, FrankfurtDer Frankfurter Kapitalmarkttechnik-Dienstleister Lucht Probst Associates (LPA) setzt seine Einkaufstour fort. Am heutigen Dienstag wird das im Besitz des US-Finanzinvestors Motive Partners befindliche sogenannte Captech über den fünften Zukauf seit Juni vergangenen Jahres informieren. Das auf Angebote der Automatisierung rund um Beratung, Vertrieb und Dokumentation von Finanzinstrumenten spezialisierte Unternehmen übernimmt die Acarda-Gruppe, die sich auf die Automatisierung des regulatorischen Berichtswesens und des Datenmanagements spezialisiert hat. Zuvor hatte LPA die israelische Technologiefirma Modelity, den dänischen Kapitalmarktspezialisten Capital Market Partners (CMP), den Bodman-Ludwigshafener Technologieentwickler Effcom sowie das Zürcher, auf künstliche Intelligenz fokussierten Start-up Aaaccell erworben.Der Markt für Automatisierung gilt als Wachstumssegment, stehen Finanzdienstleister doch unter Kostendruck. So ist LPA, freilich auch infolge ihrer jüngsten Akquisitionen, im laufenden und im vergangenen Jahr um jeweils 35 % gewachsen, während der gesamte Captech-Markt in einer niedrigen prozentual zweistelligen Rate zugelegt hat, wie LPA-Chef Peter Schurau berichtet. Ist die Integration von Acarda abgeschlossen, peilt der Manager eine Eigenkapitalrendite zwischen 25 % und 30 % an.Der Preis für die Übernahme von Acarda liegt im mittleren zweistelligen Millionenbereich, wie Schurau sagt. Die Gruppe, mit der LPA schon in den vergangenen Monaten kooperiert hat, beschäftigt in Frankfurt und Luxemburg rund 50 Leute und betreibt eine cloudbasierte Software-as-a-Service-Plattform, welche die Erstellung regulatorischer Berichte von Assetmanagern, Fondsadministratoren und Versicherern automatisiert. “Jetzt decken wir die gesamte Bandbreite im Financial-Services-Sektor ab und steigen somit auch in den für Digitalisierung und Automatisierung margenstarken Assetmanagement-Markt ein”, erklärt Schurau. Bislang sei LPA vor allem im Corporate und Investment Banking stark gewesen, der Zukauf Modelity hingegen im Geschäft mit strukturierten Kapitalmarktprodukten für private Anleger. Zu den rund 40 Kunden, die sich LPA mit Acarda nun einkauft, zählen Schurau zufolge unter anderem BNP Paribas, DWS, Union Investment, Société Générale sowie Franklin Templeton.Mit Acarda dürfte LPA ihren Umsatz auf 45 Mill. bis 50 Mill. Euro ausweiten, zu denen der jüngste Zukauf etwa ein Zehntel beitragen dürfte. In absehbarer Zeit würden LPA und Acarda noch als separate Einheiten geführt, langfristig sei freilich geplant, alle Kunden auf einer Plattform zu bündeln, sagt Schurau. Kostensynergien kein ThemaKostenprogramme nach dem Zukauf sind dem Manager zufolge nicht geplant. “Wir wollen aufbauen und wachsen und schrittweise die Lösungen zu einer starken Technologieplattform zusammenfügen”, sagt er. Beide Geschäftsführer von Acarda blieben an Bord. Für die kommenden Jahre plant der LPA-Chef, soweit weitere Zukäufe ausbleiben, einen Mitarbeiterzuwachs um jeweils 10 %. Derzeit beschäftigt LPA in Frankfurt und zehn weiteren internationalen Standorten rund 400 Leute. Auch die Acarda-Übernahme soll nicht das Ende aller Zukäufe sein. Im Falle weiterer Übernahmen dürfte der Fokus der Gesellschaft, die derzeit 90 % ihrer Umsätze in Kontinentaleuropa und in der EU verbucht, auf Nordamerika liegen, erklärt Schurau.