Auswertung des Euro-Rettungsfonds

Firmenkunden oft Speerspitze bei Bank Runs

Im Fernsehen sieht man gemeinhin lange Schlangen privater Sparer vor Geldautomaten, wenn Banken ins Wanken geraten. Doch oft sind die Firmenkunden die Ersten, die Einlagen abziehen.

Firmenkunden oft Speerspitze bei Bank Runs

Firmenkunden gehen bei
Sturm auf Banken oft vorneweg

Euro-Rettungsfonds wertet Studien über Bank Runs aus

fed Frankfurt

Bank Runs werden häufig nicht von privaten Haushalten, die um ihre Einlagen bangen, sondern von Unternehmenskunden ausgelöst. Zu diesem Schluss kommt der Principal Economist des Euro-Rettungsfonds ESM, Juan Solé, in seiner Auswertung aktueller Studien.

Obwohl in der Berichterstattung oft die Panikreaktionen privater Anleger in den Mittelpunkt gerückt werden, spreche vieles dafür, "dass Unternehmen aufgrund ihrer größeren Einlagen und einer Reihe von Umschichtungsalternativen oft die Speerspitze der beträchtlichen Abflüsse bilden", die zum Ansturm auf Banken und unter Umständen zu deren Niedergang führen.

Beispiel US-Regionalbanken

Anschaulich zu beobachten sei dies 2023 bei den US-Regionalbanken gewesen. Der ESM-Volkswirt mahnt, auch bei Instituten in anderen Ländern könnte sich eine ähnliche Dynamik entfalten, da auch andernorts die Einlagen von Unternehmen an den gesamten Depositen eine erhebliche Größe darstellten.

Ein zusätzliches Risiko sei, dass sich das Firmenkundengeschäft in einigen Fällen auf wenige Unternehmen konzentriere, was aus Sicht der Bank eine gefährliche Abhängigkeit bedeute. So verweist Solé auf den Tatbestand, dass bei mehreren Banken, die voriges Jahr in Liquiditätsengpässe gerieten, 8% bis 15% der Einlagen auf die zehn wichtigsten Firmenkunden entfallen seien. Die damit einhergehenden Risiken würden noch verstärkt, wenn diese Unternehmen in der gleichen Branche tätig oder über Geschäftspartnerschaften verbunden seien.

Beziehungen das A und O

Die Auswertung der Studien kommt aber auch zu Hinweisen, wie Bank Runs gebremst werden können. So wiesen einige Untersuchungen darauf hin, dass "tiefe und langjährige Beziehungen zwischen Einlegern und Banken ein wichtiger stabilisierender Faktor" seien. Es sei feststellbar, dass bei langjährigen Einlegern ebenso wie bei Sparern, die bei der gleichen Bank Kredite in Anspruch nehmen, die Wahrscheinlichkeit geringer sei, sich einem Bank Run anzuschließen. Insofern sei Cross-Selling von Produkten nicht nur eine Ertragsquelle, sondern wirke auch als eine Art zusätzlicher Versicherungsmechanismus.

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