Florierender Handel beschert Julius Bär Rekordgewinn

Vermögensverwalter verdient im ersten Halbjahr 43 Prozent mehr - Hongkong und Singapur bleiben "wichtige Standorte"

Florierender Handel beschert Julius Bär Rekordgewinn

dpa-afx/Reuters Zürich – Der florierende Wertpapierhandel hat der Bank Julius Bär im ersten Halbjahr 2020 einen Rekordgewinn beschert. Unter dem Strich verdiente der Schweizer Vermögensverwalter 491 Mill. sfr, 43 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Die starken Ausschläge an den Finanzmärkten als Folge der Coronakrise hätten die Volumen im Devisen-, Derivate- und Edelmetallhandel angekurbelt und dem Institut zu höheren Gebühreneinnahmen verholfen. “Die vollen wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 liegen noch vor uns”, erklärte Konzernchef Philipp Rickenbacher. “Wir sind aber zuversichtlich, auf eine herausfordernde zweite Jahreshälfte gut vorbereitet zu sein.”Die vom Institut verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) beliefen sich auf 402 Mrd. sfr. Das war zwar wieder mehr als noch Ende April (392 Mrd. sfr), wegen der Verwerfungen an den Finanzmärkten lagen sie gegenüber dem Stand vom Jahresende 2019 aber noch immer 6 % im Minus.Trotz der negativen Auswirkung des Abbaus von Fremdfinanzierungen durch Kunden als Folge der Marktturbulenzen habe Bär aber Neugeld von netto 5 Mrd. sfr eingesammelt. Auf das Jahr hochgerechnet entspreche dies einer Wachstumsrate von 2,3 %. Seit Mai sei allerdings das Kreditportfolio wieder gewachsen, sagte Julius-Bär-Vorstandschef Rickenbacher in einer Telefonkonferenz. Besonders stark habe sich das Geschäft mit Kunden aus Deutschland sowie Hongkong und Japan entwickelt.Die Bruttomarge blieb mit 92 Basispunkten (BP) weiterhin auf einem hohen Niveau (Vorjahr 83 BP), auch wenn sie sich gegenüber dem Wert von Ende April (95 BP) wieder etwas zurückbildete. Die Beiträge aus der stark gestiegenen Kundenaktivität hätten auch negative Einflüsse aus dem Zinsgeschäft kompensiert, wo das Institut etwa die tieferen US-Zinsen zu spüren bekam.Auch auf der Kostenseite vermeldete die Privatbank Fortschritte. So verbesserte sich das Aufwand-Ertrags-Verhältnis im Halbjahr auf 66,6 %, nachdem diese Zahl im Gesamtjahr 2018 noch bei 71 % gelegen hatte. Die im Februar angekündigten Kostensenkungen, die auch den Abbau von 300 Vollzeitstellen beinhalten, seien bereits zu einem großen Teil umgesetzt, erklärte Rickenbacher. Die Auswirkungen dürften sich ab dem zweiten Halbjahr bemerkbar machen.Für das zweite Halbjahr erwartet die Vermögensverwaltungsbank weiterhin ein “herausforderndes” und volatiles Umfeld. So entwickle sich die Erholung nach der Coronakrise in verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich, sagte Rickenbacher.Die im Februar angekündigte neue Strategie will Julius Bär auch im zweiten Halbjahr weiter umsetzen. Nach der Schließung des Buchungszentrums auf den Bahamas stehen nun etwa auch Aktivitäten in Uruguay und in Ägypten auf dem Prüfstand, wie der Vorstandschef sagte. Die mittelfristigen Ziele bis 2022 gelten weiterhin, wie Rickenbacher betonte. Dank der verstärkten Vergabe von komplizierten und deshalb lukrativen Krediten, eines Ausbaus des Geschäfts mit digitalen Vermögenswerten sowie Preiserhöhungen soll der bereinigte Vorsteuergewinn ausgehend von den 917 Mill. sfr 2019 um über 10 % pro Jahr steigen.Weiterhin in Kraft sind allerdings auch die Maßnahmen der Schweizerischen Finanzaufsicht Finma, welche die Aufsichtsbehörde wegen Geldwäschevorfällen in den Jahren 2009 bis 2018 verhängt hatte. Die Finma hat der Bank unter anderem untersagt, bis zur Behebung der Mängel komplexe Firmenakquisitionen durchzuführen. Die Bank sehe sich “auf einem guten Weg”, die Situation zu lösen, beteuerte Rickenbacher. Bär hält an ihrem Standort Hongkong trotz der jüngsten politischen Entwicklungen in der chinesischen Sonderverwaltungszone fest. Man habe auch keine Vermögensabflüsse aus Hongkong festgestellt, sagte Rickenbacher. Für die Zürcher Vermögensverwaltungsbank gilt die Region Asien als “zweiter Heimatmarkt”. Hongkong sei dabei für Julius Bär gemeinsam mit Singapur ein sehr wichtiger Standort, betonte der Bankchef. Die Bank wolle auch künftig das Geschäft von dieser Plattform aus weiterentwickeln und dabei weiterhin in den Standort Hongkong investieren. Abflüsse bei KairosBei der italienischen “Problemtochter” Kairos kam es im ersten Halbjahr zu weiteren Geldabflüssen, da Italien stark von der Corona-Pandemie betroffen war, betonte Rickenbacher. Italien bleibe für Julius Bär weiterhin ein wichtiger Markt, und das Unternehmen werde auch weiterhin in Kairos investieren, sagte der Vorstandschef. 2019 hatte sich Bär nach einer strategischen Überprüfung gegen den Verkauf von Kairos entschieden.