FMS brütet über Selbstauflösung

Abwicklungsanstalt sieht drei Optionen für Milliarden-Portfolio - Verkaufskandidat Depfa erregt Interesse

FMS brütet über Selbstauflösung

Die FMS Wertmanagement will die Komplexität ihres Portfolios verkleinern und damit die Voraussetzung für eine Neuaufstellung schaffen. Dies kündigte Vorstandssprecher Stephan Winkelmeier auf der Bilanzpressekonferenz an. Das Konzept soll etwa 2025 umgesetzt werden. Für den Kauf der Tochter Depfa gibt es bereits Interessenten. mic München – Die FMS Wertmanagement plant eine Neuaufstellung ihres Portfolios Mitte des nächsten Jahrzehnts und kalkuliert dabei ihre Selbstauflösung mit ein. Die Zeitvorgabe begründete Vorstandssprecher Stephan Winkelmeier auf der Bilanzpressekonferenz mit der Prognose, dass die Abwicklungsanstalt spätestens in sieben Jahren in die Verlustzone rutschen werde – und vielleicht sogar früher, falls infolge von Portfolioverkäufen der Zinsüberschuss stärker als geplant zurückgehe. “Wir haben vor, nicht hier zu sitzen, bis wir alle Verwesungsgeruch haben”, sagte der Vorstandssprecher. Die FMS Wertmanagement hatte bereits vor einem Jahr über ihr Ende sinniert (vgl. BZ vom 6.4.2017). Extreme RisikokonzentrationEs gebe drei Optionen, das Portfolio neu aufzustellen, sagte Winkelmeier: eine Weitergabe in Teilen oder im Ganzen an einen anderen staatlichen Eigentümer innerhalb der Bund-Familie, einen Verkauf an einen neuen Investor oder eine Weiterbewirtschaftung unter dem Dach der FMS Wertmanagement in veränderter Aufstellung. Verwaltungsrat und Vorstand hatten das Vorgehen bereits auf einem Strategieworkshop im Juni 2017 festgezurrt, dies jedoch nicht öffentlich kommuniziert. Winkelmeier betonte, die Prüfung sei ergebnisoffen. Es werde analysiert, inwieweit das Portfolio reduziert werden müsse, um die Voraussetzung für eine Transaktion zu schaffen. Wenn man das aktuelle Portfolio von 76,8 Mrd. Euro auf eine Bank übertragen würde, unterläge diese der EZB-Aufsicht und rangierte wahrscheinlich knapp unter den Top 10 der Branche. “Es ist nicht ganz trivial, dafür einen potenziellen Käufer zu finden”, so Winkelmeier. Das Portfolio birgt nach Ansicht der FMS Wertmanagement fünf besondere Herausforderungen. Erstens sind die Risikokonzentrationen exorbitant. Die zehn größten Schuldner halten einen Anteil am Nominalwert von 35 %. Ausgeprägt ist auch die regionale Ballung der Risiken. Fast drei Viertel des Portfolios liegen in den Ländern Italien (28 %), Großbritannien (22 %) und USA (21 %). Depfa-Wert hochgeschriebenZweitens sind die Laufzeiten sehr lang. Bezogen auf den Nominalwert werden 40 % im Zeitraum 2031 bis 2040 und danach weitere 25 % fällig. Drittens steigen die zu tilgende Summe und das Ausfallrisiko, weil ein wesentlicher Teil des Portfolios inflationsindexiert ist. Viertens sind zahlreiche Papiere illiquide, können also nicht verkauft werden. Fünftens sind fast alle Forderungen mit Derivaten gekoppelt, die bei einem vorzeitigen Verkauf nur unter immensen Verlusten aufgelöst und abgestoßen werden können. Der Saldo der stillen Lasten und Reserven betrug Ende vergangenen Jahres 16,8 Mrd. Euro (siehe Grafik). Winkelmeier sagte, dies sei der Knackpunkt der geplanten Analyse. Am Ende des Tages könne man auch eine Servicegesellschaft etablieren, die das Portfolio kostengünstiger als die FMS Wertmanagement weiter bewirtschafte. Winkelmeier bestätigte, dass ein Verkauf der irischen Tochter Depfa geprüft wird (vgl. BZ vom 21. März). Sie wurde von einer Gesellschaft mit unbegrenzter Haftung in eine Designated Activity Company Ltd. by Shares (DAC) umgewandelt. Es habe sich eine Reihe von Interessenten gemeldet. Darunter seien nicht nur Banken, die infolge des Brexit an einer europäischen Banklizenz interessiert seien, sondern auch Hedgefonds, die ihr Geschäftsmodell erweitern wollten. Die Anstalt erhöhte den Depfa-Buchwert, der im Jahr 2015 abgeschrieben worden war, um 83 Mill. Euro auf den ursprünglichen Betrag von 323 Mill. Euro. Rückenwind durch KonjunkturVor einem Verkauf werde jedoch schrittweise Kapital abgezogen, bekräftigte Winkelmeier. Einen entsprechenden Antrag bei der irischen Bankenaufsicht plant die FMS Wertmanagement im laufenden Jahr. Winkelmeier rechnet jedoch nicht damit, dass schon im laufenden Jahr Geld überwiesen wird. Über die geplante Verwendung der Mittel machte er keine Angaben. Der FMS-Überschuss 2017 wurde thesauriert. Im laufenden Jahr rechnet die FMS Wertmanagement mit einem ausgeglichenen bis leicht positiven Ergebnis vor Steuern. Das Portfolio soll um nominal 7 Mrd. Euro reduziert werden. Die Anstalt will neue Mittel in Dollar und Pfund im Gegenwert von 5 bis 7 Mrd. Euro aufnehmen. Die Refinanzierung in Euro übernimmt vom Jahr 2019 an die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland. Winkelmeier begründete dies mit noch günstigeren Konditionen und dem Heben von Synergiepotenzialen.Im vergangenen Jahr habe die FMS Wertmanagement “sicherlich den Rückenwind des Marktes” nutzen können, sagte Winkelmeier. Der Nettogewinn stieg um 15 % auf 359 Mill. Euro. Der Vorstandssprecher sagte, dieses Rekordergebnis werde wohl in der Zukunft nicht übertroffen werden können. Der entscheidende Treiber war die Ausschüttung der US-Tochtergesellschaft Hypo Real Estate Capital in Höhe von 192 Mill. Euro (siehe Tabelle). Dies überkompensierte den Rückgang des Zinsüberschusses infolge des Portfolioabbaus und erlaubte der FMS Wertmanagement zusätzlich, 62 Mill. Euro mehr in die Risikovorsorge zu stecken. Finanzvorstand Christoph Müller begründete den Anstieg damit, dass die gezielte Komplexitätsreduzierung von Wertpapieren samt Optionen Geld gekostet habe.—– Wertberichtigt Seite 8