Fondsriesen flüchten in die Fusion

Franklin Templeton übernimmt Legg Mason für 4,5 Mrd. Dollar - Geschäftsmodell steht in den USA unter Druck

Fondsriesen flüchten in die Fusion

Seit Jahren verzeichnet die US-Fondsgesellschaft Franklin Templeton bereits Mittelabflüsse. Jetzt übernimmt der US-Riese den Rivalen Legg Mason, der ebenfalls um Neugeschäft kämpft. Die Geschäftsfelder der Adressen ergänzen sich zwar gut. Doch die Bilanz großer Fusionen in der Fondsbranche ist durchwachsen.jsc Frankfurt – Der wichtigste Aktionär steht bereits hinter der geplanten Übernahme: Der aktivistische Investor Trian Fund Management, der 4,5 % an Legg Mason hält, hat sich bereits zur Zustimmung zum Angebot von Franklin Templeton verpflichtet, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung von Franklin und Legg Mason von Diensttag. Franklin Templeton, die an der Börse als Franklin Resources auftritt, hat sich mit Legg Mason auf einen Übernahmepreis von 50 Dollar je Aktie geeinigt, womit die Übernahme mit rund 4,5 Mrd. Dollar bewertet wird. Verglichen mit dem Schlusskurs von Freitagabend zahlt Franklin damit einen Aufschlag von 23 %, ehe der Kurs wegen Fusionsgerüchten am Montag bereits anzog.Schon im Mai hatte Trian Fund Management mit dem Einzug von Firmenchef Nelson Peltz und Investmentchef Ed Garden in den Board of Directors von Legg Mason einen Sparkurs angestoßen. Der geplante Zusammenschluss soll nun der neuen Gesellschaft weitere jährliche Einsparungen von zusätzlich 200 Mill. Dollar ermöglichen, die überwiegend innerhalb eines Jahres nach Abschluss der Übernahme realisiert werden sollen. Bezogen auf das vergangene Jahr kommen Franklin Templeton und Legg Mason auf operative Erträge von 8,5 Mrd. Dollar.Die Übernahme soll bis Ende des dritten Quartals dieses Jahres abgeschlossen sein. Die Aktionäre beider Adressen müssen noch zustimmen. Mit einem verwalteten Vermögen von 806 Mrd. Dollar ist Legg Mason etwas größer als Franklin mit 688 Mrd. Dollar, allerdings sind die Erträge von Franklin höher. Die kalifornische Firma stemmt die Übernahme des Rivalen aus Baltimore aus eigenen Mitteln und übernimmt Schulden in Höhe von 2 Mrd. Dollar. Bezogen auf Analystenschätzungen für die separaten Fondsadressen soll der Gewinn je Aktie bereits 2021 deutlich zulegen. Die Gesellschaften stellen einen Zuwachs im oberen zwanziger Prozentpunktebereich in Aussicht, gerechnet ohne Einmalkosten. Töchter bleiben in der FamilieAm “Affiliate”-Modell von Legg Mason, also einer Struktur aus mehreren Fondsmarken, hält Franklin Templeton fest. Zu den Adressen gehört vorneweg der Anleihespezialist Western Asset, aber auch andere Namen wie das Aktienhaus Clear Bridge und der Immobilieninvestor Clarion Partners zählen zum Netzwerk. Das Management von Entrust, einem alternativen Fondshaus aus dem Legg-Mason-Netz, kauft die Firma aus Eigenmitteln vollständig auf und löst sie somit aus der Gruppe. Das Geschäft mit individuellen Kundendepots (Managed Accounts), ein weiteres Geschäftsfeld von Legg Mason, bleibt im Konzern.Zuletzt standen beide Gesellschaften unter Druck: Die Margen sind hier wie dort umkämpft, Anleger zogen Mittel ab, die Börsenkurse sind auf lange Sicht gesunken. Der Wettbewerb im Fondsgeschäft der USA ist härter als in Europa, etwa weil der provisionsbasierte Fondsvertrieb im größten Kapitalmarkt der Welt eine geringere Rolle spielt und vergleichsweise billige Indexfonds bereits weit verbreitetet sind. Die Übernahme soll nun Vorteile für Vertrieb und Konzernfunktionen ermöglichen.Die Geschäftsfelder überlappen sich laut Darstellung der Gesellschaften kaum: Während Franklin Templeton eher auf private Sparer ausgerichtet ist, bedient Legg Mason überwiegend institutionelle Investoren. Der Fokus auf das US-Geschäft bleibt mit 70 % nahezu unverändert. Beide Häuser sind aber in Europa vertreten. So ist Franklin Templeton hierzulande im Publikumsfondsgeschäft eine wichtige Adresse.2017 hatten sich bereits mit Janus und Henderson sowie mit Standard Life und Aberdeen große Anbieter zusammengetan – seither haben sich Börsenkurs und Neugeschäft der fusionierten Häuser schwach entwickelt. Die französische Amundi hat sich seit der Übernahme der italienischen Pioneer im selben Jahr derweil gut geschlagen. Im Januar einigte sich Amundi zudem mit der spanischen Großbank Sabadell auf den Kauf der Fondssparte. Die deutsche DWS war kurz als Fusionspartner der UBS-Fondstochter im Gespräch. – Wertberichtigt Seite 8