Fondstochter DWS ruft Sparkultur aus
jsc Frankfurt – Die Fondsgesellschaft DWS stemmt sich gegen die Effekte aus fallenden Börsenkursen und einer Abkehr der Anleger: Neben einem breiten Geschäftsmodell über diverse Anlageklassen hinweg betont die börsennotierte Deutsche-Bank-Tochter nun einen “beschleunigten Fokus auf Kosteneffizienz”, wie DWS-Chef Asoka Wöhrmann am Freitag ausführte.Bislang hält das Sparprogramm nicht mit den sinkenden Erträgen Schritt: Zwar schaffte es die Gesellschaft, die im März des vergangenen Jahres an die Börse ging und sich noch zu 79,5 % in den Händen der Deutschen Bank befindet, die Kosten im Gesamtjahr um 3 % auf 1,68 Mrd. Euro zu senken. Die Erträge gaben jedoch um 10 % auf 2,26 Mrd. Euro nach. Das verwaltete Vermögen, aus dem sich die Erträge über Managementgebühren überwiegend speisen, sank im Jahresverlauf von 700 Mrd. auf 662 Mrd. Euro. Die DWS spürte den starken Kursrutsch an den Börsen im Schlussquartal, wie Wöhrmann in einer Telefonkonferenz darlegte. Auch zogen viele Anleger Mittel ab, so dass im Gesamtjahr netto 22,3 Mrd. Euro abflossen. Tadel der MutterDie Deutsche Bank ist mit der Leistung der Fondstochter unzufrieden, wie Bankchef Christian Sewing am Freitag auf der Bilanzpressekonferenz andeutete: “Ich bin sehr zuversichtlich, dass Asoka Wöhrmann die DWS zur alten Stärke zurückführt”, erklärte er. Mit anderen Worten: Die Gesellschaft hat an Stärke verloren und sich bislang noch nicht ganz erholt. Der Gewinn vor Steuern gab um 26 % auf 583 Mill. Euro nach. Pro Aktie schlägt die DWS-Führung eine Dividende von 1,37 Euro je Papier vor, womit der Deutschen Bank 218 Mill. Euro zuflössen.An der Börse hat die Fondsgesellschaft, die gemessen am verwalteten Vermögen die größte Adresse hierzulande ist, seit dem Börsengang mehr als ein Viertel an Wert verloren. Die Aktie ging am Freitag mit einem Plus von 1,4 % auf 23,82 Euro aus dem Handel, womit der Firmenwert 4,8 Mrd. Euro erreicht. Wöhrmann hatte im Oktober die Spitze der DWS-Führung übernommen, nachdem sein Vorgänger Nicolas Moreau gefeuert worden war. Seither hat Wöhrmann die Manager Jon Eilbeck und Thorsten Michalik aus der Führungsspitze entfernt, Mark Cullen und Dirk Goergen an Bord geholt und die Rolle der Vertriebsverantwortlichen in den Regionen Asien-Pazifik, Amerika sowie Europa inklusive Naher Osten und Afrika jeweils aufgewertet.Ein Sparprogramm soll im laufenden Turnus eine Erleichterung von 150 Mill. Euro bringen und andere Kosten und Investitionen ausgleichen. Mittelfristig strebt das Haus eine Aufwand-Ertrag-Relation unter der Marke von 65 % an, für 2018 ergeben sich aber noch 74,2 %. Zum Vergleich: Die französische Rivalin Amundi weist per Ende September einen Wert von 54,2 % aus.Das schwache Neugeschäft ist laut Wöhrmann von einmaligen Effekten geprägt: Die US-Steuerreform hat demnach Unternehmen veranlasst, Vermögenswerte in die USA zu verlagern und aus Fonds abzuziehen. Große Versicherer haben zudem große Mandate gekündigt und gerade den Absatz im vierten Quartal gedrückt, während das Geschäft mit privaten Sparern unter dem EU-Regelwerk Mifid II gelitten hat. Partnerschaften mit dem italienischen Versicherungskonzern Generali und den Teileignern Nippon Life und der französischen Investmentfirma Tikehau sollen derweil das Neugeschäft beleben. Außerdem hat die DWS im vierten Quartal den Kauf von 15 % an Neo Technologies vereinbart, einer Plattform für Investmentangebote im Nahen Osten, sowie in nicht genannter Höhe an Skyline AI, einer Technikfirma im Immobilien-Assetmanagement. Flaggschifffonds wie der “Concept Kaldemorgen” und “Top Dividende” sammeln nach einer Schwächephase wieder Mittel ein.Mittelfristig strebt das Haus ein jährliches Nettoneugeschäft von 3 bis 5 % der verwalteten Mittel an, was gegenwärtig einem Wert von 20 Mrd. bis 33 Mrd. Euro entspräche. Das Geschäft mit passiv gesteuerten Strategien läuft bereits: Hier flossen im vergangenen Jahr 8 Mrd. Euro zu.