IM GESPRÄCH: CHRISTIANE LAIBACH

Förderbank DEG plagt die Krise

Pandemie belastet Geschäft in Entwicklungs- und Schwellenländern - Zweites Verlustjahr in Folge

Förderbank DEG plagt die Krise

Das Geschäft des Entwicklungsfinanzierers DEG ist in der Coronakrise schwierig geworden. Der KfW-Tochter drohen nach 2019 erneut rote Zahlen. DEG-Chefin Christiane Laibach schildert, wie ihr Institut Liquiditätshilfen und Beratung für die Kunden in Asien, Afrika und Lateinamerika auf den Weg gebracht hat.Von Antje Kullrich, KölnDie pandemiebedingten wirtschaftlichen Einbrüche in den Entwicklungs- und Schwellenländern schlagen sich auf das Geschäft der Förderbank DEG nieder. In Einzelfällen seien Engagements bereits als notleidend eingestuft worden, berichtete die Chefin der KfW-Tochter, Christiane Laibach, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Der in Köln ansässige Entwicklungsfinanzierer hat deshalb die Risikovorsorge hochgefahren. “Wir werden dieses Jahr ein deutlich schwächeres Jahresergebnis als geplant, vermutlich auch ein negatives Jahresergebnis, sehen”, sagte Laibach.Es ist das zweite Jahr in Folge, dass die DEG voraussichtlich einen Verlust ausweisen wird. Im vergangenen Jahr hatte sich einerseits das Beteiligungsergebnis halbiert, da die DEG die Effekte der sich abflauenden Weltwirtschaft zu spüren bekam. Dadurch verlangsamte sich das Wachstum der Unternehmen im Portfolio und die Haltedauer der Engagements verlängerte sich tendenziell. Andererseits hatte die Förderbank ihre Netto-Risikovorsorge um rund 80 % auf 193 Mill. Euro erhöht, weil mehrere Kredite im Feuer standen. Bei zwei Engagements vermutete die DEG kriminelle Handlungen. Die Fälle seien noch nicht abgeschlossen, sagte Laibach, die sich nicht zu Schadenhöhen äußern wollte.Die DEG selbst sieht die Managerin durch zwei Verlustjahre nicht in Schwierigkeiten und verweist auf die gute Eigenkapitalbasis. Auch bestehe die Aussicht, dass vorsorglich getroffene Risikovorsorge irgendwann wieder aufgelöst werden könne. Virtuelle Due DiligenceIn der Coronakrise ist das Tagesgeschäfts für die DEG ein anderes geworden. Denn der persönliche Kontakt zu den Kunden, die meist in Asien, Afrika oder Lateinamerika sitzen, ist seit Monaten nicht mehr möglich. Aber gerade in der weltweiten Krise sei es besonders wichtig, einen sehr engen Kontakt zu halten, um zu erfahren, wie es den Kunden in der Pandemie gehe, sagt Laibach. Video- und Telefonkonferenzen dominieren jetzt den Arbeitsalltag. Ein paar Vorteile hat die neue Art des Arbeitens aber auch. An der virtuellen Due Diligence könnten jetzt alle teilnehmen, die involviert sind, schilderte Laibach. Außerdem sinken die Reisekosten und damit auch die CO2-Emissionen.Für die bestehenden Kunden hat die DEG ihr Angebot angepasst: “Wir greifen unseren Kunden unter die Arme, zum Beispiel mit Liquiditätshilfen und mit Beratungsangeboten für das Krisen- und Gesundheitsmanagement.” So habe ein deutsches Unternehmen, das in Tunesien induktive Bauelemente herstellt, im Lockdown Löhne weiterzahlen können. Auch Tilgungen von Krediten seien zum Teil für ein halbes Jahr ausgesetzt worden. Die Beratungsangebote haben bislang rund 100 Unternehmen in Anspruch genommen. Austausch mit anderen”Was uns jetzt umtreibt, ist, dass wir noch nicht absehen können, wann wir wieder vor Ort sein können”, sagte Laibach. Für das Neugeschäft der Förderbank sind intensive Prüfung der örtlichen Gegebenheiten, der Umwelt- und Sozialaspekte essenziell. Die DEG hat die Zusammenarbeit mit anderen europäischen Entwicklungsfinanzierern wie FMO in den Niederlanden oder Proparco in Frankreich ausgeweitet. Gemeinsam werde überlegt, wie man mit der Situation umgehen kann und wer welche Präsenz vor Ort habe, so Laibach. Die DEG selbst ist mit 20 Standorten in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa vertreten. Etwa 30 % der Finanzierungen tätigt die DEG mit anderen Förderbanken im Verbund.Das Neugeschäft bislang verzeichnet noch keinen Einbruch. “Wir hatten eine gute Pipeline”, sagte Laibach. Das bedeutet, dass viele Projekte zu Beginn der Pandemie bereits weit fortgeschritten waren. Bis Anfang September hat die DEG gut 700 Mill. Euro Neugeschäft getätigt. Das sei mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, sagte die Managerin. Die ursprünglich angestrebten 2 Mrd. Euro Neugeschäft werde das Institut im Gesamtjahr jedoch wohl nicht schaffen. Neugeschäft läuft nochDas Geschäft mit deutschen Unternehmen, die die DEG ins Schwellen- und Entwicklungsländer begleitet, läuft derzeit laut Laibach ebenfalls noch recht gut, da viele Projekte schon vor der Coronakrise angestoßen worden waren. Für die kommenden Monate schwindet der Optimismus jedoch etwas: “Bei Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Afrika spüren wir jetzt eine größere Zurückhaltung”, sagt Laibach. Sie rechnet damit, dass diese Zurückhaltung weitere Regionen erfasst und im nächsten Jahr zumindest zu einer “Seitwärtsbewegung” führen werde, weil die Vorbereitung neuer Investitionen sich an der einen oder anderen Stelle verlangsamen werde.