Förderbanken auch in Zeiten niedriger Zinsen gefordert

Liste der Aufgaben wird kontinuierlich länger - Die Bedeutung bei der Unterstützung der öffentlichen Hand nimmt zu

Förderbanken auch in Zeiten niedriger Zinsen gefordert

Die Aufgabe der Förderbanken von Bund und Ländern ist es, dabei zu helfen, wichtige wirtschafts- und strukturpolitische Projekte umzusetzen. Oft geschieht dies durch Darlehen zu vergünstigten Zinssätzen. Derzeit ist die Finanzierungssituation für Unternehmen allerdings ohnehin sehr günstig. Laut KfW-Research haben niemals zuvor weniger Unternehmen den Zugang zu Krediten als schwierig eingestuft. Als Gründe dafür werden unter anderem die niedrigen Zinsen und eine gute Geschäftsentwicklung genannt.Doch der Markt stellt nicht für alle von der Politik angestrebten Vorhaben Mittel zur Verfügung. Man denke nur an die Schaffung bezahlbaren Wohnraums, die Unterstützung von Existenzgründungen oder die flächendeckende Versorgung mit dem schnellen Internet. Hier sind die Förderbanken auch in Zeiten niedriger Zinsen gefragt. Und sie leisten ja noch viel mehr, als nur günstige Darlehen zu ermöglichen: Sie beraten, stärken das Eigenkapital von Unternehmen, übernehmen Bürgschaften und gewähren Zuschüsse. Wichtige HandlungsfelderAuf einigen Handlungsfeldern ist die Unterstützung durch Förderbanken derzeit besonders gefordert:Wohnungsbauförderung – Eine Aufgabe von Förderbanken, die immer wichtiger wird, ist es, die Bereitstellung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum zu unterstützen. Denn immer mehr Menschen – vor allem in Ballungsräumen – suchen bezahlbaren Wohnraum. Besonders betroffen sind Haushalte mit geringem Einkommen, kinderreiche Familien, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung sowie Flüchtlinge und Personen in sozialen Notlagen. Förderbanken bieten Anreize für Wohnungsunternehmen: Im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung vergeben sie zinsgünstige Darlehen und eventuell auch Zuschüsse an Investoren, die Wohnraum schaffen oder modernisieren. Im Gegenzug verpflichten sich die Investoren, die Wohnungen für eine bestimmte Zeit zu reduzierten Mieten an berechtigte Personen zu vermieten – dazu gehören immer öfter auch Familien mit durchschnittlichem Einkommen. Förderbanken beraten Investoren umfassend bei der Planung von gefördertem Wohnraum, um eine Wirtschaftlichkeit ihrer Vorhaben von Anfang an sicherzustellen.Wirtschaftsförderung – Eine klassische Aufgabe von Förderbanken ist es, Existenzgründungen sowie junge und kleine Unternehmen zu unterstützen. Denn diese haben laut KfW-Research deutlich häufiger Schwierigkeiten bei der Finanzierung, weil sie niedrigere Bonitäten haben und weniger Sicherheiten bieten können. Auch innovative Unternehmen brauchen die Unterstützung von Förderbanken.Eine immer dringlicher werdende Aufgabe, der sich Förderbanken widmen, besteht darin, Unternehmensnachfolgen möglichst rechtzeitig und reibungslos zu ermöglichen. Denn viele Unternehmerinnen und Unternehmer wollen demnächst in den Ruhestand gehen. Nach dem “DIHK Report zur Unternehmensnachfolge 2018” haben sich im Jahr 2017 mehr als 3 100 Unternehmen an ihre IHK gewandt, weil sie noch keinen geeigneten Nachfolger gefunden hatten – ein neuer Höchstwert.Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht ist dies problematisch. Es gilt zu verhindern, dass es aufgrund von ungeklärten Nachfolgelösungen zu einem Ausverkauf mittelständischer Unternehmen kommt. Ungeklärte Nachfolgen haben zudem oft den Effekt, dass erforderliche Investitionen unterbleiben – mit negativen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes. Bei einer Nachfolgelösung gibt es meist einen erheblichen Finanzierungsbedarf, der oft die Beteiligung von Förderbanken erfordert. Vielfältige AngeboteUm die Wirtschaft zu unterstützen, haben Förderbanken eine breite Palette von Angeboten entwickelt:Beratung – Einen besonderen Service für Unternehmen und Gründungsinteressierte bieten Förderbanken mit ihrer Finanzierungs- und Förderberatung. So beraten beispielsweise die Förderlotsen der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) jährlich etwa 2 000 Grün-dungsinteressierte und Unternehmen neutral und unentgeltlich über öffentliche Finanzierungs- und Förderangebote des Landes und des Bundes. Spezielle Angebote gibt es für Gründerinnen. Als Regionalverantwortliche der “bundesweiten gründerinnenagentur” bieten die Förderlotsen der IB.SH beispielsweise Workshops für Gründerinnen an oder auf Wunsch eine Beratung von Frau zu Frau.Die IB.SH ist außerdem Teil des weltweit größten Beratungsnetzwerks für kleine und mittlere Unternehmen, des “Enterprise Europe Network”. Es kombiniert internationales Know-how mit regionaler Expertise und stellt diese den Unternehmen in Form von Beratung, Suche nach Kooperationspartnern im Ausland oder als Hilfe bei der Beantragung von EU-Fördermitteln zur Verfügung. Außerdem können Förderbanken dazu beitragen, dass Unternehmerinnen und Unternehmer miteinander ins Gespräch kommen. So richtet die IB.SH zum Thema Digitalisierung Foren aus und unterstützt verschiedene Netzwerk-Plattformen.Zuschüsse – Förderbanken gewähren in der Regel im Auftrag von Bundes- oder Landesbehörden Zuschüsse, um gezielt Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung zu setzen. Gefördert werden dadurch zum Beispiel Investitionen, die Aus- und Weiterbildung (Aufstiegs-BAföG) oder die Fachkräftesicherung.Eigenkapital – Durch die Übernahme von stillen und offenen Beteiligungen gegen ein Beteiligungsentgelt können Förderbanken Unternehmen und Start-ups für eine gewisse Zeit Eigenkapital zur Verfügung stellen. Sie ergänzen vorhandenes Eigenkapital, so dass eine gut auskömmliche Eigenmittelquote erreicht wird, die gerade bei Gründungen oder Nachfolgefinanzierungen unabdingbar ist. So unterstützt der Seed- und Start-up-Fonds Schleswig-Holstein II motivierte Entrepreneurs aus Hochschulen, wissenschaftlichen Einrichtungen und forschungs- und entwicklungsstarken Unternehmen sowie junge innovative Unternehmen. Der Fonds beinhaltet Mittel der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie Landesmittel und ist in Zusammenarbeit des Landes Schleswig-Holstein mit der IB.SH und der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft mbH Schleswig-Holstein aufgelegt worden. In den vom Fonds finanzierten Unternehmen werden Ergebnisse und Methoden wissenschaftlicher Forschung in innovative Produkte und Dienstleistungen überführt.Finanzierung – Förderbanken bieten eine gezielte Finanzierungsbegleitung als Partner der Hausbanken bei Konsortialkrediten. Sie teilen sich damit das Risiko mit den Hausbanken, wenn diese es wünschen. Darüber hinaus können Förderbanken aber auch eigene Finanzierungsangebote machen – wenn ein Marktversagen vorliegt. So fördert die IB.SH Kleinstgründungen mit einem Mikrokredit bis 25 000 Euro. Der IB.SH Mittelstandskredit unterstützt Existenzgründungen und Unternehmen bis zu 250 000 Euro – und das ohne Sicherheiten und zu attraktiven Konditionen. Förderbanken bieten auch spezielle Innovationsdarlehen mit Haftungsfreistellung aus europäischen Garantien – aus der InnovFin KMU-Garantiefazilität des Horizon-2020-Programms der Europäischen Union und dem unter der Investitionsoffensive für Europa errichteten Europäischen Fonds für strategische Investitionen “EFSI”.Gerade durch die Verknüpfung verschiedener Förderangebote bieten Förderbanken einen unschätzbaren Mehrwert. Geht es beispielsweise um Hotelansiedlungen, werden Investoren und Betreiber durch Förderberatung, Investitions- und Weiterbildungszuschüsse sowie Finanzierungsangebote mit einem strukturierten Fördergesamtpaket begleitet.Infrastrukturförderung – Auch bei der Entwicklung der Infrastruktur spielen Förderbanken eine wichtige Rolle. Sie vergeben Zuschüsse – zum Beispiel aus Landes-, Bundes- oder EU-Mitteln – etwa in den Bereichen Verkehr, Logistik und Tourismus. Die IB.SH hat außerdem für die Förderung von Breitbandprojekten ein spezifisches Know-how aufgebaut und stellt mit einem zinsvergünstigten Darlehen die Finanzierung einer möglichst flächendeckenden Versorgung mit leistungsfähigen Internetanschlüssen in Schleswig-Holstein sicher. Gerade die Anfangsphase von Breitbandprojekten ist schwierig, weil Investitionen anfallen, ohne dass Einnahmen erzielt werden. Hier setzt die IB.SH Breitbanddarlehen an, indem die Tilgung in den ersten fünf Jahren der Darlehenslaufzeit ausgesetzt wird. Immer mehr AufgabenDas sind nur einige der Aufgaben von Förderbanken auch in Zeiten niedriger Marktzinsen. Die Bedeutung bei der Unterstützung der öffentlichen Hand nimmt zu – so wird die Liste der Aufgaben, die Förderbanken wie der IB.SH übertragen werden, kontinuierlich länger. Erk Westermann-Lammers, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank Schleswig-Holstein