NOTIERT IN FRANKFURT

Fortgeschrittene Fusionsroutine

Dem langjährigen Chef und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden der Frankfurter Volksbank, Hans-Joachim Tonnellier, haben wir schon anlässlich seines 60. Geburtstages 2008 den Titel "Fusionskönig" verliehen. Damals hatte er, gerechnet von 1998 an, das...

Fortgeschrittene Fusionsroutine

Dem langjährigen Chef und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden der Frankfurter Volksbank, Hans-Joachim Tonnellier, haben wir schon anlässlich seines 60. Geburtstages 2008 den Titel “Fusionskönig” verliehen. Damals hatte er, gerechnet von 1998 an, das Dutzend vollgemacht. Zwei Zusammenschlüsse kamen noch hinzu. Derweil ist seine seit 2012 amtierende Nachfolgerin Eva Wunsch-Weber auf einem gutem Weg, ihrerseits zur Fusionskönigin zu avancieren. Sie hat damals bereits die Verbindung mit der Vereinigten Volksbank Griesheim-Weiterstadt umgesetzt. Unter ihrer Regie kam 2016 die Partnerschaft mit der Volksbank Höchst hinzu, jüngst wurden die Fusionen mit der Volksbank Griesheim (im gleichnamigen Frankfurter Stadtteil) und der Vereinigten Volksbank Maingau, die sich beide nun im Kooperationsstadium befinden, angegangen. Die fortgeschriebene Statistik steht also bei 17. Die Fusionsroutine ist so weit fortgeschritten, dass bei der Bekanntgabe eines neuen Projekts auf die traditionelle Pressekonferenz am Sitz des kleineren Partners verzichtet wird. Sonst müsste man sich beim aktuellen Tempo mittlerweile ja alle fünf Wochen treffen.Die Fusionsgeschichte der Frankfurter Volksbank ist aber viel älter und umfassender. Die Wurzeln der Bank reichen bis ins Jahr 1862 zurück. Damals wurde die Frankfurter Gewerbekasse, das älteste Vorgängerinstitut, aus der Taufe gehoben. Sie wurde, wie in der Unternehmenschronik nachzulesen ist, 1943 auf Anweisung des Berliner Wirtschaftsministeriums mit drei anderen Banken, von denen eine den Namen “Frankfurter Volksbank” trug, zwangsfusioniert. Wie viele Vorläufer die Bank insgesamt hat, wenn man frühere Fusionen der Fusionspartner berücksichtigt – die 1970 hinzugestoßene Volksbank Bockenheim zum Beispiel hatte sich 15 Jahre zuvor mit der Volksbank Eschborn zusammengetan -, vermag das Institut selbst nicht zu sagen. Ein vollständiger Stammbaum ist nicht verfügbar.Im Zuge der Fusionen wird die Bilanzsumme der Frankfurter Volksbank binnen 20 Jahren von 2,8 Mrd. Euro auf bald mehr als 11 Mrd. Euro gestiegen sein, das Eigenkapital von 115 Mill. auf demnächst nahezu 1,5 Mrd. Euro und die Mitgliederzahl von rund 62 000 auf weit mehr als 250 000.Und das Erfolgsrezept? Den hinzukommenden Banken wird eine weitgehende Eigenständigkeit bis hin zum eigenen regionalen Markenauftritt gelassen, man überlässt den Partnern ihren Einfluss und ihre Stärken, pflegt eine “konsensuale Unternehmenspolitik” und beweist, so Tonnellier bei früherer Gelegenheit, soziale Kompetenz. Die Arbeitsplätze werden garantiert (“keine betriebsbedingte Kündigung in 155 Jahren”), Fusionssynergien dennoch – aber schonend – gehoben über die Zusammenlegung von Filialen, Zentralisierung von Stabsfunktionen und personelle Einsparungen, auch auf Vorstandsebene, durch altersbedingte und andere natürliche Fluktuation. Die Kunden sollen von der Fusion nichts spüren außer eine größere Leistungsfähigkeit ihrer Bank.Klingt ganz einfach, ist aber offenbar doch nicht so leicht zu kopieren.