Frankfurter Volksbank zeigt sich widerstandsfähig
sto Frankfurt
Die Frankfurter Volksbank ist bislang von den Auswirkungen der Pandemie weitestgehend verschont geblieben und zeigt sich auch mit Blick nach vorn zuversichtlich, dass die Resilienz andauert. Das Ergebnis liege angesichts der Krise über den eigenen Erwartungen, teilte die zweitgrößte deutsche Volksbank mit. Kreditausfälle sind für das Institut kein Problem. Die Pandemie habe dagegen bei den Kunden und den Mitarbeitern die Digitalisierung extrem beschleunigt, unterstrich die Vorstandsvorsitzende Eva Wunsch-Weber: „2020 war ohne Zweifel kräftezehrend (…). Aber es war auch prägend in der Geschwindigkeit des digitalen Fortschritts und im Ausmaß an Innovationskraft.“
Vor allem getrieben durch ein rückläufiges Zinsergebnis, das im Vergleich zum Vorjahr um 8,1% auf 183,6 Mill. Euro zurückging, gab das Betriebsergebnis vor Bewertung von 96,7 auf 87,2 Mill. Euro nach. Immerhin 40% des Rückgangs beim Zinsüberschuss war Folge davon, dass die DZBank aufgrund der Anweisung der Aufsicht keine Dividende ausgeschüttet hatte, was der Frankfurter Volksbank als großer Anteilseigner somit in der Kasse fehlte. Ansonsten litt das Zinsgeschäft unter dem noch einmal niedrigeren Zinsniveau – und dies, obwohl das Kreditvolumen einen Rekordstand markierte. Zum Jahresende erreichten die Kredite 7,2 Mrd. nach 6,7 Mrd. Euro. Vor allem private Immobilienfinanzierungen fragten die Kunden nach. Auch das Einlagenniveau markierte mit rund 10,6 Mrd. Euro ein Allzeithoch – ein Plus von 5%.
Angesichts des hohen Kreditbestands ist ein Betriebsergebnis von lediglich −7,7 Mill. Euro für Kredite und Wertpapiere nach −1,7 Mill. Euro im Vorjahr ein klares Zeichen dafür, dass bei der Frankfurter Volksbank wenig Vorsorge für pandemiebedingt womöglich ausfallende Kredite notwendig sind. Dies liege an der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit der Rhein-Main-Region und ebenso an deren Innovationskraft, wenn etwa die Eventbranche auf die Krise mit virtuellen Formaten reagiere, die auch in Zukunft gute Aussichten hätten, begründete Wunsch-Weber. Zudem habe die Bank den von der Pandemie betroffenen Kunden auch Stundungen gewährt. Maximal seien im Frühjahr beim ersten Lockdown Kredite im Gesamtvolumen von 150 Mill. Euro gestundet gewesen, davon jetzt nur noch etwa ein Fünftel.
Unberührt von der Krise sind im Kreditportfolio die Immobilienfinanzierungen und die Darlehen an das produzierende Gewerbe und das Handwerk. Im Vergleich zu den Vorjahren habe die Bank 2020 ein Viertel weniger Insolvenzen registriert, sagte der Co-Vorstandsvorsitzende Michael Mengler. Auch nach Auslaufen der staatlichen Hilfen und der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht rechne sein Haus in diesem und kommenden Jahr nur mit überschaubaren Insolvenzzahlen.
Im stabilen Provisionsergebnis von 81,2 Mill. Euro konnte die Frankfurter Volksbank den Rückgang im Zahlungsverkehr – weniger Kreditkartenzahlungen durch geschlossene Gaststätten und Hotels – durch einen Rekord im Wertpapiervermittlungsgeschäft sowie eine rege Vermittlung von Immobilien, Altersvorsorge- und Versicherungsprodukten wettmachen. Bei den Kosten machte sich der Renteneintritt von Mitarbeitern dämpfend bemerkbar, deren Stellen nicht wiederbesetzt wurden. Trotz Investitionen in die Digitalisierung von 4 Mill. Euro blieb der Sachaufwand hinter dem Vorjahr zurück, so dass der Verwaltungsaufwand mit 172,6 Mill. Euro um 2,9% niedriger ausfiel.
Dividende von 6 Prozent
Das Betriebsergebnis nach Bewertung fiel mit 79,5 Mill. Euro um 16,3% schlechter aus. Das Jahresergebnis von 12,6 (i.V. 12,7) Mill. Euro nutzte die Frankfurter Volksbank, um die Eigenmittel auf nunmehr 1,55 Mrd. Euro zu steigern. Die Kernkapitalquote lag zum Jahresende bei 20,1 (20,4)%. Wie im Vorjahr erhalten die rund 245000 Mitglieder eine Dividende von 6%. Nach Beweis einer guten Lage und Kapitalstärke gegenüber der Aufsicht, die von der Finanzbranche weiterhin Zurückhaltung bei Ausschüttungen erwartet, sei das Vorhaben genehmigt worden.
Das Kundenverhalten habe sich in der Coronakrise „blitzartig und zum Teil grundlegend verändert, Corona erwies sich als wahrer ‚Digitalisierungs-Booster‘“, berichtete Wunsch-Weber. Was in diesem Ausmaß erst in drei bis vier Jahren erwartet worden sei, sei bereits innerhalb eines Jahres Wirklichkeit geworden. Das digitale Angebot soll in diesem Jahr ausgebaut und die verschiedenen Zugangskanäle stärker vernetzt werden. Noch im ersten Quartal wird es eine neue Online-Banking-Plattform für Firmenkunden geben, dies ist Teil der Digitalisierungsoffensive des Bundesverbands BVR.
Angesichts der rückläufigen Frequenz in den Filialen hatte die Frankfurter Volksbank mit der Taunus Sparkasse in der Region gemeinsame Standorte ins Leben gerufen. 25 der 26 geplanten „Finanzpunkte“ wurden dabei im vergangenen Jahr eröffnet. Im März werden die Partner auf einer Pressekonferenz ein erstes Resümee zu dem viel beachteten Projekt ziehen.
Die Fusionsgespräche mit der VR-Bank Alzenau laufen den Angaben zufolge planmäßig, Mitte April sollen die Vertreter zustimmen. Es ist die 20. Fusion in den letzten drei Jahrzehnten für die Frankfurter, aber die erste über die Landesgrenze hinaus nach Bayern.
Mit einem Ausblick hielt sich die Bank wegen der Unsicherheit über den Verlauf der Pandemie zurück. Es hieß lediglich, dass es im laufenden Jahr ein „solides, der Situation angemessenes Ergebnis“ geben werde.
Frankfurter Volksbank | ||
Kennzahlen in HGB | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Zinsüberschuss | 183,6 | 199,7 |
Provisionsüberschuss | 81,2 | 81,2 |
Verwaltungsaufwand | 172,6 | 177,8 |
Betriebserg. vor Bew. | 87,2 | 96,7 |
Erg. Kredit/Wertpapier | –7,7 | –1,7 |
Betriebserg. nach Bew. | 79,5 | 95,0 |
Jahresergebnis | 12,6 | 12,7 |
Aufw.-Ertrags-R. (%) | 68,0 | 65,3 |
Kunden (Anzahl) | 607000 | 605500 |
Mitarbeiter (Anzahl) | 1475 | 1551 |
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