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Gebhardt verlässt Berenberg nach Neuordnung

Von Jan Schrader, Frankfurt Börsen-Zeitung, 10.9.2019 Die Hamburger Privatbank Berenberg verliert ihren Chef für die Fonds- und Vermögensverwaltung: Hennig Gebhardt (52), der im Januar 2017 von der Fondsgesellschaft DWS zu Berenberg kam und den...

Gebhardt verlässt Berenberg nach Neuordnung

Von Jan Schrader, FrankfurtDie Hamburger Privatbank Berenberg verliert ihren Chef für die Fonds- und Vermögensverwaltung: Hennig Gebhardt (52), der im Januar 2017 von der Fondsgesellschaft DWS zu Berenberg kam und den Zentralbereich Wealth and Asset Management leitet, verlässt die Bank, “um sich neuen beruflichen Aufgaben zuzuwenden”, wie Berenberg am Montag mitteilte.Erst im Juni hatte die Privatbank bekannt gegeben, dass zwei der drei Zentralbereichsleiter demnächst zu Geschäftsleitern berufen werden: David Mortlock, der das Investment und Corporate Banking verantwortet, und Christian Kühn, der die Banksteuerung führt, steigen somit auf – Gebhardt blieb auf seiner Position. Über die Gründe für den Weggang des Managers hielt sich die Bank am Montag zwar bedeckt. Die geplante Ernennung von Mortlock und Kühn, die an die Seite der persönlich haftenden Gesellschafter Hans-Walter Peters und Hendrik Riehmer rücken, ist aber in der aktuellen Mitteilung ausdrücklich erwähnt – ein möglicher Fingerzeig der Privatbank. Berenberg muss die Führung neu ordnen, da der 64-jährige Peters, der auch Präsident des Bankenverbandes BdB ist, Ende 2020 als persönlich haftender Gesellschafter ausscheiden wird. Mortlock und Kühn könnten neben ihrer Geschäftsleiterfunktion als persönlich haftende Gesellschafter nachfolgen, die Privatbank äußert sich dazu aber nicht. Deutschlandfonds-KennerDer Nachfolger Gebhardts steht bereits fest: Matthias Born (45), Chief Investment Officer für Aktien, übernimmt als Head of Investments die Leitung der Investment-Plattform der Privatbank, die sich aus den Bereichen Aktien, Multi Asset und Quant zusammensetzt und private und institutionelle Anleger erreichen soll. Born kam 2017 von Allianz Global Investors zu der Privatbank, die auch in Frankfurt präsent ist. Der Chefanlagestratege Bernd Meyer, der den Bereich Multi Asset und Vermögensverwaltung leitet, soll stärker in Erscheinung treten. Das Wealth Management der Bank wird wie bisher von Dirk Wehmhöner geleitet.Born und Gebhardt verbindet, dass sie vor ihrem Wechsel zu Berenberg jeweils einen bedeutenden Fonds für deutsche Aktien geführt haben. Born war seit 2007 bei der Allianz-Tochter für den Traditionsfonds “Concentra” verantwortlich, der bereits 1956 aufgelegt worden war und heute 2,0 Mrd. Euro auf die Waage bringt. Gebhardt hatte für die Deutsche-Bank-Tochter DWS den 3,8 Mrd. Euro schweren “Aktien Strategie Deutschland” geführt, der mittlerweile seit zwei Jahrzehnten besteht.Der Wechsel der beiden Manager zu Berenberg war seinerzeit eine Kampfansage der Privatbank an die Investmentriesen in Deutschland. Gebhardt führt mit dem “Berenberg Aktien-Strategie Deutschland” bis heute ein Produkt, das konzeptionell wie namentlich an das DWS-Pendant angelehnt ist. Der Fonds soll nun an den bisherigen Co-Manager Andreas Strobl übergehen.Allerdings bringt die Berenberg-Variante bisher nur 104 Mill. Euro auf die Waage und hatte zuletzt hohe Mittelabflüsse verzeichnet – ein Beispiel, dass ohne breites Vertriebsnetz ein Fonds auch mit bekanntem Gesicht an der Spitze nur langsam wachsen kann. Berenberg, die bereits 1590 gegründet wurde, setzt im Fondsgeschäft auch auf quantitative, also weitgehend automatisierte, datengetriebene Strategien und sammelt Mittel über die Fondsreihe “Active Q” ein. Insgesamt verwaltet die Bank ein Vermögen von knapp 37 Mrd. Euro per Ende 2018. Zurück zur DWS?Offen ist bislang, wohin Gebhardt geht. Zu DWS-Chef Asoka Wöhrmann soll er dem Vernehmen nach einen guten Draht besitzen, zugleich zeichnet sich eine Rückkehr zu seinem ehemaligen Arbeitgeber nicht unmittelbar ab. DWS-Fondsmanager Tim Albrecht hatte vor einem Jahr ebenfalls seinen Wechsel zu Berenberg bekannt gegeben. Wenige Wochen später, kurz nachdem DWS-Chef Wöhrmann angetreten war, sagte Albrecht seinen Wechsel jedoch wieder ab.