Im GesprächKonradin Breyer, Forget Finance

„Gehen mit dem Roll-out von Anlageprodukten jetzt in die Skalierung“

Forget Finance verbindet digitale Vermögensverwaltung mit Finanzcoachings. Jetzt geht es los mit einem Bündel an Anlageoptionen.

„Gehen mit dem Roll-out von Anlageprodukten jetzt in die Skalierung“

IM GESPRÄCH: KONRADIN BREYER

Geldanlage und Finanzcoaching auf einer Plattform kombiniert

Der Forget-Finance-Gründer geht mit dem Fintech in die Skalierung – Breite Palette von Investment-Strategien über Module darstellbar

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Im Fintech-Sektor häufen sich die Gründungen mit einem Fokus auf Retail und Geldanlage. Zu dieser Kohorte gehört auch die 2021 an den Start gegangene Forget Finance, die Finanzcoaching und digitale Vermögensverwaltung kombiniert. Von Konradin Breyer und Jurek Herwig gegründet, hat Forget Finance ihre Plattform nun so weit mit Funktionen aufgeladen, dass es in eine erste Phase der signifikanten Skalierung geht.

Denn das Fintech hat eine Produktoffensive in der Pipeline, die das Anlagespektrum auf eine breite, kohärente Basis setzt. Drei Module kommen ins Angebot: Die erste Portfolio-Kategorie sind zwei Vehikel, die zusammen mit Evergreen aufgelegt werden. Das ist einerseits das „Impact Portfolio“, über das in ausschließlich Artikel-9-zertifizierte Fonds mit Aktien und Green Bonds im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel investiert werden kann. Hinzu kommt das „Flex Portfolio“ mit aktivem Risikomanagement von Evergreen. Dabei werden die Aktien-, Anleihen- und Cash-Anteile regelbasiert an die aktuellen Marktbewegungen angepasst. Das soll für attraktive Renditen bei geringerer Volatilität sorgen. „Und dann haben wir als Brot-und-Butter-Produkt noch unsere Vanguard-World-Portfolios für die weltweit diversifizierte, passive Geldanlage“, so CEO Breyer im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Einiges in der Pipeline

Das Portfolio-Universum ist so angelegt, dass eine Palette von kurz- bis langfristig orientierter Geldanlage abgedeckt wird, was dem Anleger die Flexibilität für verschiedene Markt- und Lebensphasen verschafft. Innerhalb der drei genannten Portfolio-Kategorien können Anleger aus verschiedenen Risikolevels wählen: Zehn Risikostufen bei „Flex“ und jeweils Aktienquoten von 60, 80 oder 100% bei „Impact“ und „World“. Das sind dann 16 Investmentportfolios für mittel- bis langfristige Geldanlagen. Und für die kurzfristige Seite kommt mit „Dynamic Cash“ ein Zugang zu einem institutionellen Geldmarktportfolio hinzu.

„Als Brot-und-Butter-Produkt haben wir noch unsere Vanguard-World-Portfolios für die weltweit diversifizierte, passive Geldanlage.“

Konradin Breyer

Das ist ein Baustein, der bei Fintechs immer beliebter wird, um Gelder strategisch auf einer Plattform zu parken – und mit der Zinswende gibt es hier vorzeigbare Renditen. Bei Forget Finance geht das über einen 2 Mrd. Euro schweren Geldmarktfonds von Amundi. Dieser war zuvor erst ab einem Minimum von 5 Mill. Euro investierbar, ist über die App jedoch ab 1 Euro zugänglich. Die erwartete Rendite von „Dynamic Cash“ liegt bei derzeit 3,6% p.a. „Nach Abzug aller Kosten für Vermögensverwaltung und App erzielen Kunden damit aktuell ca. 2,8% p.a. Zinsen für ihre Ersparnisse.“ Bis Ende Juli lockt auch Forget Finance mit einem Angebot: Wer drei Neukunden einlädt, dem werden die Gebühren erlassen und er erhält so 3,3 % p.a. auf das Geldmarktportfolio.

Ganzheitliche Allokation

Bei Zinsprodukten sind inzwischen aber auch viele Banken auf Zack, mit der ING und der DKB an der Spitze, jedoch mit zeitlich und vom Volumen her begrenzten Angeboten. Plattform-Geldmarktprodukte erfüllen aber mehr als Modul den Zweck, dass sie Teil einer ganzheitlichen Allokation sind und mit ordentlicher Rendite kein Grund besteht, Gelder abzuziehen und Zinshopping zu betreiben.

„Wir haben jetzt das Set-up auf der Plattform, um mit dem Roll-out von Anlageprodukten in die Skalierung zu gehen. Dabei peilen wir an, in einem Jahr rund 100 Mill. Euro Assets under Management (AuM) zu haben.“ Standardgebühr auf Forget Finance sind 59 Basispunkte. Depotbank ist die DAB BNP Paribas. Die Transaktionsgebühren seien sehr gering. Die App habe schon mehr als 10.000 Downloads. „Unsere Kunden sind in der Regel 25 bis 35 Jahre alt und legen im Schnitt 10.000 Euro auf der Plattform an. Ein Drittel kommt bislang über Empfehlungen, dafür haben wir erst kürzlich ein spezielles Programm aufgelegt.“

„Wir peilen an, in einem Jahr rund 100 Mill. Euro Assets under Management (AuM) zu haben.“

Konradin Breyer

Darüber hinaus will das Fintech seine Fähigkeit zum Finanzcoaching nun stärker einsetzen. Es verfolgt ein hybrides Modell digitaler Vermögensberatung, in dem nach anfänglicher Onboarding-Analyse ein personalisierter Finanzplan zum Sparen und Investieren aufgestellt wird. Das wird dann auf Wunsch per Abo-Modell mit einer Finanzberatung kombiniert. Wer einmal im Jahr ein Portfolio-Check-up-Gespräch haben will, zahlt dafür monatlich 10 Euro, ab 100.000 Euro AuM ist das kostenlos. Das ist ein Modul der Honorarberatung.

Personalisierter Finanzplan

Dafür steht zuvorderst Breyer als „personal brand“ zur Verfügung. Mit Wachstum der Plattform sollen langfristig die entsprechenden Inhouse-Kapazitäten ausgebaut werden. Auch die Zusammenarbeit für Coachings und Webinars mit externen Experten aus anderen Bereichen wie Versicherungen oder Immobilien wäre denkbar. Zudem soll das Angebot von bekannten Finfluencern mit einer großen Reichweite, wie etwa „Teaching Finance”, mit eigenem Finanzprodukt kombiniert werden. Finanzbildungsangebote und eine möglichst einfache Umsetzung könnten so aus einer Hand angeboten werden.

Die Initialzündung zur Gründung von Forget Finance hatte Breyer von den beiden Interhyp-Gründern Robert Haselsteiner und Marcus Wolsdorf erhalten, die als Business Angels schon einige Fintechs angeschoben haben. Sie wollten ihn unterstützen, wenn er einen Mitgründer findet. Das war dann Jurek Herwig, der Stationen bei Accenture und dem Commerzbank-Hub Neugelb für Software-Infrastruktur und App-Entwicklung hatte.

Größere Runde im Visier

Im Herbst 2021 hatte Forget Finance mit 0,7 Mill. Euro erstmals externes Kapital erhalten. Im Februar 2022 gab es dann 3,5 Mill. Euro von Adressen wie B2venture, TA Ventures und Unternehmertum VC, ein Vehikel von Susanne Klatten. „Mit erfolgreicher Expansion wollen wir dann eine größere Series A machen“, blickt Breyer nach vorn auf die kommenden Meilensteine.

Das Thema Geldanlage hat auf Social Media eine riesige Reichweite. In diese Kerbe schlägt nun auch das Fintech Forget Finance, das seine Plattform mit Investment-Modulen befüllt hat. Diese decken Anlagehorizonte von kurz- bis langfristig ab. Und Gründer Konradin Breyer steht bereit für ausführliche Finanzcoachings.

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